Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Rheinreise, 
1841. 
zweiter Abschnitt. 
eines eigenthümlichen, nicht näher zu bezeichnenden Meisters: Madonna 
mit dem Kinde, unter einem Tabernakel stehend; zwei weissgekleidetc 
Bischöfe breiten ihren Mantel aus, unter dem, auf beiden Seiten, eine 
Schaar kleinerer Karthäusermönche kniet. Die Gestaltung und das kör- 
perliche Gefühl sind nicht gerade bedeutend; überhaupt zeigt sich keine 
rechte männliche Kraft; doch ist in den Köpfen der Bischöfe Ernst und 
Würde, in denen der Knieenden Lebenswahrheit glücklich ausgedruckt. 
Das Gesicht der Maria aber ist von der höchsten Reinheit und Schönheit, 
von der zartesten Formenbildnng, wießsolche sonst nur auf der höchsten 
Kunststufe erreicht wird, auch hat dasselbe den zartesten Seelenausdruck. 
Die Malerei ist schlicht, aber fein. 
Ebendaselbst.  Grosses Bild mit Flügeln, welches die Legende 
des h. Sebastian enthält und. sich  ohne rechte Haltung des Ganzen. mit 
manierirtem Faltenbruche. ungeschickt in den Bewegungen der Schergen  
doch in einzelnen Gestalten durch eine liebenswürdig naive Anmuth aus- 
zeichnet. Zeit um 1500. Goldgrund. Mit den Glasfenstern im nördlichen 
Seitcnschitf des Domes, mit deren Richtung dies Bild in Beziehung ge- 
bracht ist, linde ich keine Aehnlichkeit. 
Ebendaselbst.  Bild der heil. Sippschaft mit den hh. Katharina 
und Barbara (letztere trägt als Schmuck ein Thürrnchen an der Halskette); 
auf den Flügeln die hh. Rochus und Dionysius. Gudula und Elisabeth, mit 
Donatoren. Zeit um oder nach 1500. Dies Bild hat allerdings etwas Ver- 
wandtes mit den ebengenannten Glasgemälden des Doms, nähert sich aber 
auch bedeutend dem (irrthümlich) sogenannten Schoreel, ohne zwar dessen 
Feinheit irgend zu erreichen. Lamlschaftliche Gründe. 
Köln. Sammlung des verstorbenen Dr. Kerp.  Schöner 
zierlich kleiner Altar. Figurenreiche Anbetung der Hirten; auf den Flü- 
geln: die Mutter des Maccabäer, mit den kleinen Söhnen unter ihrem aus- 
gebreiteten Mantel, und die h. Ursula mit den Ihrigen in derselben Dar- 
stellung. Nicht grossartig; doch ein zarter, liebenswürdiger Zeitgenoss 
jener Künstler, welche die frühere Zeit des 16ten Jahrhunderts bezeich- 
nen; vielleicht nicht kölnisch, mehr flandrisch, mit einigen holländischen 
Elementen. Im Allgemeinen der Kategorie derjenigen Bilder, welche man 
in Köln mit dem Namen des Ouwater charakterisirt, angehörig. Sehr 
zartgebildete _Köpt'e. 
Köln- Bei Hrn. Haan. (Ans der Lyversbergkchen Sammlung).  
Drei kleine Bildchen: Kreuzabnahme, Grablegnng, Maria mit dem Leich- 
"am Christi- Klein, eYCkiSCh modernisirend. Ziemlich beschränkt in der 
geistigen Auffassung. Von dem in Köln sogenannten Ouwater. 
Köln. Museum.  Von dem sogenannten Ouwater: eine nicht 
kleine ügurßnrßißhe Kreuzigung. Eigenthümliche Verarbeitung flandrischer, 
auch wohl holländischer Elemente ins Kölnische. Feine langnasige Ge- 
src er. 
 Köln. Die beiden Altäre des (fälschlich) sogenannten Lucas v. Ley- 
den, ehemals in der Lyversbergschen Sammlung, beide aus der Karthause 
Zll Köln stammend und der Zeit um 1500 angehörig 1). 
1) Dass beide Altäre und die sonstigen Werke dieser Hand nicht von L. 
v, Leyden, sondern aus früherer Zeit und wahrscheinlich von einem Kölner Meister 
herrühren, ist bßkä-Dnt. Näheres hierüber, und zugleich die Mittheilung betref- 
fender Ufklllldlißhßr Stellen, von Pastor Fochem und von J. P. Büttgen, s. in
	        
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