Studien
3D
Rhein
und
M1
Malerei.
V01!
Israel
Meckenen
etc.
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intensive Färbung. Der Lyversbergschen Passion nahe stehend, doch wie
es scheint, etwas bedeutender in dem Allgemeinen der Körperlichkeit.
Köln. Sammlung des verstorbenen Dr. Kerp. Von dem
sogenannten Israel von M eckenen, und zwar entschieden von demsel-
ben Meister, von dem das Berliner Bild und die Madonna bei Zanoli
herrühren: Zwei Flügelbilder, die h. Katharina und die h. Barbara, stehend
und trefflich statuarisch, mit zahlreichen, dort männlichen, hier weiblichen
Donatoren. Die letzteren sind entschieden dieselben Personen, welche auf
dem Berliner Bilde erscheinen, nur dass hier viel mehr und jüngere Glie-
der der Familie mit aufgenommen sind. Vielleicht ist dies Bild nicht
ganz so zart ausgeführt wie jenes.
Köln. Museum. Die Kreuzabnahme des sogenannten Israel von
Meckenen, vom J. 1480. Inschrift des Rahmens: „Anno dni mocccc"
octuagesimo noua die mensis novembris venerabilis dominus magister
gerardus de monte artium magister ac sacrae theologiae eximius professor
. creatori reddidit annis qnadraginta duobns rexit in facultate theo-
logica insignis universitatis coloniensis" etc.
(Erste Notiz.) Das Bild ist unbedenklich einsder allerausgezeich-
netsten in dieser Art. Schon die Composition ist vortreiTlich. In der
Mitte steht das Kreuz, vor dem Maria, dem Beschauer entgegengewandt,
zusammenzusinkcn im Begriif ist und von Johannes gehalten wird. Joseph
von Arimathia und Nicodemus tragen etwas weiter nach vorn den Christus-
leichnam, diagonal nach der Tiefe des Bildes zu, so dass rechts Jacobus
majgr hinter der Gruppe, links Andreas vor derselben steht; vor Andreas
kniet, kleiner, der Gerhardus und fasst die herabhängende Hand des Er-
lösers. Der Styl der Zeichnung ist streng und geschnitten, doch ein gutes
Gefühl in den Gestalten (das gar zu Klappartige wird kaum bemerklich).
Die Gewandung ist würdig geführt, besonders bei Maria und Johannes.
Die Färbung ist etwas trocken. doch harmonisch. Die Köpfe sind, bei
strenger Behandlung und scharfer Naturbeobachtung, durchaus edel, der
der Maria selbst voll zarter Schönheit; sie sind höchst meisterhaft durch-
gebildet und voll eines tiefen, aber rührend in sich zurückgehaltenen Aus-
druckes. Das Nackte des Leichnams ist mit Verständniss gegeben, obwohl
noch herb. Der Meister des Bildes steht durchaus auf der Höhe seiner
Kunst und verräth nicht im Mindesten Altersschwäche. Guter landschaft-
licher Hintergrund, im Charakter Hemlings; statt der Luft Goldgrund.
(Zweite Notiz.) Es ist möglich, dass die Kreuzabnahme-von dem
Meister der Bilder bei Zanoli gemalt ist. Dann aber ist es ein bedeuten-
der Fortschritt, indem in den Gesichtern, was die Theile derselben anbe-
trifft, eine sehr kräftige (obschon zart empfundene), fast ans Mailändische
sti-eifende Fülle der Formen sichtbar wird. Ich möchte sagen. die andern
Bilder und dies verhalten sich wie weibliches und männliches Princip.
Sonst allerdings grosse Verwandtschaft. (DieLyversbergsche Passion aber
ist ohne Zweifel von andrer" Hand; dort sind eigentlich nur, ausser dem
allgemeinsten Formen-Princip, die besseren Köpfe mit denen dieses Bildes
verwandt.)
Die Flügelbilder, mit den Jahresbezeichnungen 1499 und 1508, auf
dem einen der h. Jacobus. auf dem andern der h. Andreas, auf jedem ein
Herr de Monte, sind von einem Künstler ähnlicher Richtung, doch
haben sie nicht die bedeutsame Energie des Hauptbildes. Die Portrait-
köpfe sind aber sehr gut.
Kugler, Kleine Schriften. ll Q0