Studien
Rhein
und Mosel.
Malerei.
von Meckeneu
4. Israel
etc.
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nisches Element zu bemerken, z. B. in der Haltung
ist das Bild in moderner Zeit völlig übermalt,
der Madonna.
doch
von Meckenen
4. Malerei von der Epoche des sogenannten Israel
bis Bartholomäus de Bruyn.
Köln. Bei Hrn. Baumeister (früher in der Lyversbergschen
Sammlung). Die „Lyversberg'sehe Passion" des sogenannten Israel von
Meekenen. Acht Tafeln mit Darstellungen der Leidensgeschichte Christi,
jede 2 Fuss 11 Zoll hoch und 2 F. 13], Z. breit, aus der ehemal. Karthause
zu Köln stammend. Goldgrund; landschaftliche und architektonische Aus-
stattung; mannigfaltiges Kostüm. 1)
(Erste Notiz.) Die Tafeln haben mir, was das Ganze betrifft, nicht
sonderlich zusagen wollen. Fürs Erste ist der Meister wohl ziemlich ent-
schieden als Nachfolger des Hemling zu betrachten, aber das gestreckt
Klappartigc in den Gestalten tritt bei ihm noch ungleich stärker hervor.
Dann sind die Köpfe der YVidei-sacher doch meist ziemlich plump und
roh. Edlere Naturen jedoch sind meist nobel gebildet und namentlich
ist von dem Christuskopfe die Bemerkung des Katalogs der Lyversberg-
schen Sammlung richtig, dass der Ausdruck in ihm auf so würdigetwie
verschiedenartige Weise durchgebildet sei. Besonders ist der Kopf des
(Pilatus in der Scene der Iländewaschung durch Würde, Charakter und
momentanen Ausdruck vortrefflich. Der Faltenwurf ist aufs Entschiedenste
eckig geschnitten. Die Farben haben theilweise sehr gelitten; im Ganzen
scheinen sie schon nicht mehr die Tiefe und Zartheit der Eyckschen Far-
ben zu haben. (Dass das Bild im Berliner Museum, Nr. 1235, von dem-
selben Meister sei, ist mir nicht entschieden evident.)
(Zweite Notiz.) Die Lyversbergsche Passion steht auf viel niedrigerer
Stufe, als der Krenzigungsaltar bei v. Geyr und die Kreuzabnahme imMuseum.
(S. über beide das Folgende.) Die Compositionen sind unbedeutend und
mit Charakterköpfen überfüllt; den Figuren fehlt durchweg alle körper-
liche Kraft und höherer Styl. Das Klappartige ist sehr vorherrschend, die
Gewandung scharf geschnitten, aber dochmeist nur oberflächlich angelegt.
Der Farbenton warm kräftig, im Einzelnen selbst bunt. In den Köpfen
fehlt im Allgemeinen der edlere Sinn; die der Widersacher steigern sich
bis zur Karikatur; die edleren. die in Dreiviertel-Face genommen sind,
erscheinen auch nicht gerade bedeutend. Vorzüglich sind nur mehrere
Faee-Köpfe, wie mehrere des Christus, der Pilatus u. s. w.; in diesen findet
sich auch eine eigenthümlich feine Durchbildung. Im Allgemeinen ist
die Hemlingsche Grundlage sehr entschieden. Man möchte in den Bildern
1) Die, wie bekanntl irrthümliche Bezeichnung durch den Namen desIsrael
von Meckenen oder dle Benennung des "Meisters der Lyversberg'schen Pas-
sion" für eine Anzahl ausgezeichneter Gemälde des 15. Jahrhunderts kann nur
als Collectiv-Benennung gelten, da hiebei, wenn auch in verwandtem Kreise, 61'-
heblich verschiedene Richtungen zu unterscheiden sind. Ich gebe im Obigen
meine Notizen, wie ich Sie VW ßinßm Theile dieser Bilder, mehrfach nach wie-
derholter vergleichender Betrachtungv "iedelßeschrieben habe.