Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Studier 
Rhein 
51H 
und 
Mosel. 
Malerei. 
Meister 
Wilhelm 
etc. 
299 
innige Gefühl, was ihn auszeichnet, fehlen hier mehr oder weniger ganz; 
statt dessen tritt abenteuerliche Laune, phantastisch barockes Streben, ein 
absichtlich realistisches Studium hervor, Das ganze Colorit ist schwere;- 
und strenger; die Farben, besonders die der drei Hauptiiguren, sind in 
starken, dunkeln 'l'önen gehalten. Der Christuskopf erinnert noch am mei- 
sten an Stephan, ist aber auch viel zu schwer und entbehrt der Tiefe des 
Ausdrucks. Der Madonuenkopf hat langgereckte unschöne Formen und 
ist schwer und hart in der Farbe. Das Nackte all der Figuren ist mit 
grosser Sorgfalt und schon bis auf einen ganz beachtenswcrthen Grad v0I1 
Vollendung durchgebildet; es besteht übrigens, was die Farbe anbetrifft, 
aus ganz einfachem, lichterem oder dunkler röthlichem Lokaltone mit grau- 
lichen Schatten und hellen Glanzlichtern. Das Entsetzen und der Graus 
in Gesichtern und Geberden der Verdammten ist kräftig, mehr oder we- 
niger grell, ausgedrückt. In den Gestaltungen der Teufel macht sich alle 
mögliche phantastische Laune geltend, eines H. Bosch würdig und ihm 
sehr verwandt, im Einzelnen auf sehr glückliche Weise. In der Bestialität 
der Teufel, in dermannigfaltigen Weise, wie sie die Verdammten quälen, 
ist viel eigenthümliche Laune. Das Schwächste sind die Seligen, in deren 
Darstellung sich doch gerade. Meister Stephan in seiner Grösse zeigen 
musste; es sind allerlei schlicht kindliche Köpfe, zwar in Stephans Weise, 
aber ohne seine hinreissende Anmuth. So koseu die Engel mit ihnen auf 
einfachste, kindlich naive Weise; und gleich diesen sind auch die musici- 
renden Engel sehr weit von dem überaus grossen Liebreiz der Engel des 
Herweghschen Bildes entfernt.  
Die ehemaligen Flügelbilder dieses Gemäldes, die sich gegenwärtig im 
tStädePschen Institut zu Frankfurt a. M. befinden, ergeben völlig dasselbe 
Resultat. Vergl. unten über sie das Nähere. 
Köln. Bei Hrn. Schmitz.  Ein Reihenfolge kleiner, unbedeuten- 
der Bilder auf Leinwand aus dem Leben Christi. Von einem Nachfolger 
des Stephan. 
Köln. Bei Hrn. Essingh.  Einige ältere deutsche Bilder; u. a. 
ein Paar Heiligenbildchen, von einem Schüler des Meister Stephan; nicht 
bedeutend. 
Köln. St. Gereon.  Auf die Flügel der Thür an der Westseitc 
(in der Vorhalle vor dem Decagon) ist die Verkündigung gemalt, von 
einem Nachfolger des Meister Stephan. Grösstentheils erloschen. 
Köln. St. Ursula.  Grosse Reihenfolge von Gemälden aus der 
Legende der h. Ursula, von einem Nachfolger des Meister Stephan. Naiv 
und kindlich componirt, doch mit ganz artigem Sinn. Ganz allerlicbst 
machen sich die hübschen, runden kölnischen Gesichtcheu. Einzelnes ist 
recht. trefflich und augcnscheinliche Nachahmung des Dombildes. Nur die 
Farbe ist meist etwas schwer (falls hier nicht eine Renovation des 18ten 
Jahrhunderts das lhrige hinzugethan hat.) Die Imndschäftchen in den 
Gründen sind zum Theil ganz allerliebst im Charakter der liyclfschen 
Schule. 
Köln. Museum.  Kleines Altärchen mit Flügeln, das der ersten 
llitlfte oder (lcr Mitte des 15. Jahrhunderts, doch vielleicht nicht der Kölner- 
Schnle angehören dürfte, Obgleich sich einzelnes mit der letzteren Ueber- 
cinstimmendc findet. lllittclbild: Maria unter dem Kreuze sitzend, neben 
ihr Johannes. der den Kopf des llcilandcs hält, während die Füsse von 
der lilllCCIHlCIl lllagtlzllcllß Eßhilllf" werden. Vorn kniet der kleine Donn-
	        
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