Studier
Rhein
51H
und
Mosel.
Malerei.
Meister
Wilhelm
etc.
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innige Gefühl, was ihn auszeichnet, fehlen hier mehr oder weniger ganz;
statt dessen tritt abenteuerliche Laune, phantastisch barockes Streben, ein
absichtlich realistisches Studium hervor, Das ganze Colorit ist schwere;-
und strenger; die Farben, besonders die der drei Hauptiiguren, sind in
starken, dunkeln 'l'önen gehalten. Der Christuskopf erinnert noch am mei-
sten an Stephan, ist aber auch viel zu schwer und entbehrt der Tiefe des
Ausdrucks. Der Madonuenkopf hat langgereckte unschöne Formen und
ist schwer und hart in der Farbe. Das Nackte all der Figuren ist mit
grosser Sorgfalt und schon bis auf einen ganz beachtenswcrthen Grad v0I1
Vollendung durchgebildet; es besteht übrigens, was die Farbe anbetrifft,
aus ganz einfachem, lichterem oder dunkler röthlichem Lokaltone mit grau-
lichen Schatten und hellen Glanzlichtern. Das Entsetzen und der Graus
in Gesichtern und Geberden der Verdammten ist kräftig, mehr oder we-
niger grell, ausgedrückt. In den Gestaltungen der Teufel macht sich alle
mögliche phantastische Laune geltend, eines H. Bosch würdig und ihm
sehr verwandt, im Einzelnen auf sehr glückliche Weise. In der Bestialität
der Teufel, in dermannigfaltigen Weise, wie sie die Verdammten quälen,
ist viel eigenthümliche Laune. Das Schwächste sind die Seligen, in deren
Darstellung sich doch gerade. Meister Stephan in seiner Grösse zeigen
musste; es sind allerlei schlicht kindliche Köpfe, zwar in Stephans Weise,
aber ohne seine hinreissende Anmuth. So koseu die Engel mit ihnen auf
einfachste, kindlich naive Weise; und gleich diesen sind auch die musici-
renden Engel sehr weit von dem überaus grossen Liebreiz der Engel des
Herweghschen Bildes entfernt.
Die ehemaligen Flügelbilder dieses Gemäldes, die sich gegenwärtig im
tStädePschen Institut zu Frankfurt a. M. befinden, ergeben völlig dasselbe
Resultat. Vergl. unten über sie das Nähere.
Köln. Bei Hrn. Schmitz. Ein Reihenfolge kleiner, unbedeuten-
der Bilder auf Leinwand aus dem Leben Christi. Von einem Nachfolger
des Stephan.
Köln. Bei Hrn. Essingh. Einige ältere deutsche Bilder; u. a.
ein Paar Heiligenbildchen, von einem Schüler des Meister Stephan; nicht
bedeutend.
Köln. St. Gereon. Auf die Flügel der Thür an der Westseitc
(in der Vorhalle vor dem Decagon) ist die Verkündigung gemalt, von
einem Nachfolger des Meister Stephan. Grösstentheils erloschen.
Köln. St. Ursula. Grosse Reihenfolge von Gemälden aus der
Legende der h. Ursula, von einem Nachfolger des Meister Stephan. Naiv
und kindlich componirt, doch mit ganz artigem Sinn. Ganz allerlicbst
machen sich die hübschen, runden kölnischen Gesichtcheu. Einzelnes ist
recht. trefflich und augcnscheinliche Nachahmung des Dombildes. Nur die
Farbe ist meist etwas schwer (falls hier nicht eine Renovation des 18ten
Jahrhunderts das lhrige hinzugethan hat.) Die Imndschäftchen in den
Gründen sind zum Theil ganz allerliebst im Charakter der liyclfschen
Schule.
Köln. Museum. Kleines Altärchen mit Flügeln, das der ersten
llitlfte oder (lcr Mitte des 15. Jahrhunderts, doch vielleicht nicht der Kölner-
Schnle angehören dürfte, Obgleich sich einzelnes mit der letzteren Ueber-
cinstimmendc findet. lllittclbild: Maria unter dem Kreuze sitzend, neben
ihr Johannes. der den Kopf des llcilandcs hält, während die Füsse von
der lilllCCIHlCIl lllagtlzllcllß Eßhilllf" werden. Vorn kniet der kleine Donn-