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Studien
und
Rhein
Malerei.
Meister
etc.
Wilhelm
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Ausbildung rein erhalten. Das Bild ist nur durch einen Riss von oben
nach unten beschädigt und_hier allerdings ausgebessert; dann hat es viele
Sprünge in der Farbe (wie gewöhnlich die alten Bilder), und an deren
Bändern ist die Farbe etwas abgerieben. Alles dies jedoch sind durchaus
nicht wesentliche Mängel, auch erscheint das Bild in allem Uebrigen noch
wesentlich ursprünglich und intact. In hoher Idealität sitzt die Madonna
da, in ihrer Körperlichkeit ganz der Königin des Dombildes vergleichbar,
ebenso mit der Krone geschmückt, der Mantel mit reicher Agraife zusam-
mengehalten (die indess nicht die Eyclüsche Illusion beabsichtigt, wie be-
merkt worden; es ist Gold mit schwarzlinigcnr Ornament und einigen ge-
malten Perlen); ihr Gewand legt sich unten in würdig gebrochenen Falten;
ihr Gesicht hat reinere Plastik wie das der Domkönigin (oder es ist diese
Plastik reiner erhalten). Das Kind, heiterer und naiver wie das im Dome.
ist im Oberkörper ebenso anmuthig und edel gebildet, in der unteren
Hälfte (die aber auch etwas durch den Riss gelitten hat) weniger vorzüg-
lich. In den Engeln ist, in Geberden und Gesichtern in der Art, wie
sie dem Christkinde ihre Gaben darreichen, wie sie es anblicken u. s. W.
der Ausdruck holdseliger Kindlichkeit und dabei zugleich eine Tiefe und
Innigkeit, die im allerhöchsten Grade anziehen. Das Colorit ist äusserst
klar und zart; in den Gewändern bestimmt und entschieden, heiter
ausgesprochene Farben, die mit leisen Uebergängen in die, ebenso klar
gehaltenen Schatten übergehen. So ist auch die Carnation durchaus licht
und ideal, in einem eignen Pcrlenschimmer, durchgebildet. Naturalistisches
liegt hier überhaupt nicht im Bestreben des Meisters; dergleichen kommt
etwa nur als Dekoration hinzu; so sind z. B. auch die Gräser und Blümchen
les Bodens ziemlich steif gehalten. Das Bildchen ist geradehin als die
l)erle des Meisters zu bezeichnen, scheint aber wegen der geringeren Na-
turalistik, auch der etwas geringeren Durchbildung (des Christkindes),
sowie wegen der geringeren Neigung zu Eyck'schen Manieren etwas früher
als das Dombild. Auf dem Boden reinster, kindlich unschuldiger Ge-
müthsstimmung entwickelt sich hier doch eine ahnungsvollo Tiefe der
Empfindung, eine klare Innigkeit des Gefühles, die den Meister Stephan
dem Fiesole gegenüberstellen lässt, wie ein deutsch unbefangenes Gemüth
einem italienisch religiösen Schwärmer gegenüberstehen kann.
Köln. Museum. Dem Meister Stephan verwandt: zwei nicht
grosse Flügelbilder, auf jedem drei Heilige. 1) Ein heil. Bischof mit dem
Kreuzstabe (zu dessen Füssen, klein, der knicende Donator), eine weib-
liche Heilige mit Buch und Palme und der h. Augustinus (mit einem
von einem Pfeil durchstochenen Herzen.) 2) Der h. Marcus mit seinem
Symbol, die h. Ursula, der h. Lucas, der ein gemaltes Madonnenbildchen
in der Hand und ein Schreibzeug am Gürtel trägt, mit seinem Symbol.
Wietlerum wohl ein besondrer Schüler des Meister Wilhelm, wie etwa die
kleinen Aermchen der weiblichen Heiligen andeuten dürften; sonst aber
in Gestaltung und Behandlung unter Einfluss des Meister Stephan, dabei
durch etwas bedeutsam Statuarisches in Haltung und Gewandutig ausge-
zeichnet. Das Colorit etwa dem Stephan parallel, doch schwächer und
ohne seine Intensität; S0 auch die Köpfe an sich mindci- bedeutend, flacher
und ohnc seine Grazie. Etwa dem folgenden Bilde vergleichbar. doch
unter demselben stehend, möglicher Weise ein früheres Bild des Mei-
sters, der jencs geferliflt-