Studien
und
Rhein
3D
Mosel.
Malerei.
Meister
Wilhelm
etc.
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sciner Grazie und etwas bestimmter ausgebildet. Die Färbung ist licht
und heiter, der grcssedfigurenreichen Kreuzigung im Museum verwandt,
doch entschiedener in den Farben und keineswegs von derselben Kam
Rother Grund mit Blumen. Die innern Seiten, gegenwärtig 12 Tafeln,
mit Scenen der Passionsgeschiehte. Hier reicht die Kraft des Künstlers
nicht aus; der derbe Naturalismus des Wilhelm in solchen Scenen. die
ideale Würde der Museumsbilder, welche als Jugendarbeiten des Stephan
zu bezeichnen sind, fehlen; die Gestalten der lebhaft Bewegten sind sehr
ungeschickt. Gleichwohl erscheinen auch hier frisch naturalistische Köpfe,
in andern Fällen Adel und Würde; und überall ist jenes Färbungsprincip
eingehalten. Goldgrund.
Ebendaselbst. Drei Tafeln, einem Flügelaltar angehörig. Linker
Flügel: Krenztragung; Mittelbild: Kreuzigung (mehrere Darstellungen zu
Einer zusammengefasst, links die Entkleidung Christi, rechts die Vorbe-
reitung zur Abnahme und die Grablegung); rechter Flüge]: Geisselung.
Sehr interessantes Pendant zu den Jugendbildern Stephans: ein Schüler
der ältern Richtung, und noch mehr als der Verfertiger des eben be-
sprochenen Cyclus, zu noch kräftiger-er Fülle, zu noch wärmerem Schmelz
entwickelt Einzelne Gesichter von grosser weicher Anmuth, einzelne Ge-
stalten grossartig und kräftig gewandet; dabei aber fehlt hier noch ungleich
mehr die ldealität des Stephan. Zwei Bilder, wohl die Aussenseiten
desselben Altares, Himmelfahrt und Ptingstfest darstellcnd, sind ganz von
derselben Art.
Köln. Museum. Angebliche Jugendbilder des Meister Stephan:
1) Geisselung, 2) Grablegung Christi (jedes 3 Fuss 2 Zoll hoch, 2 Fuss
431„ Zoll breit), von Wallraff durch Tausch von den Boisserces erworben
und sammt einer bedeutenden Anzahl anderer Tafeln der ehemals B0isse-
redschen Sammlung aus Heisterbach stammend, wo sie insgesammt, nach
Herrn Moslers Angabe, einem Altarwerke angehörten. Dem Stephan, wie
man ihn sich in seiner jungen Zeit denken kann, und namentlich dem
folgenden Bilde der heiligen Ursula sehr nahe stehend, eigentlich so, (lass
der Unterschied nur in einem geringeren Grade von Geist und Schönhcitssinn
beruht. Das vorzüglichere Bild ist das erste; die Köpfe sind edel in idealer
Weichheit gehalten, aber, was allerdings sehr auffällig ist, ohne tieferen
Ausdruck, weder von Seiten der Schergen, noch von Seiten des Erlösers.
Nur der eine Profilkopf eines Schergen hat durch eine knollige Nase
etwas Charakteristisches, dasselbe Profil hat aber auch der Johannes auf
dem zweiten Bilde. S0 fehlt auch auf dem letztern der Ausdruck. Die
Modellirung der Köpfe ist weich geschmolzen, doch sind die Dctailformen
dabei vielleicht zu schwer- geworden. Die Carnation hat ungefähr noch
die Stimmung der heiligen Ursula. Die Composition ist in beiden Bildern
einfach; die Gestaltung zeigt einen höheren Entwickelungsgrad als Meister
Wilhelm besitzt; so auch das Allgemeine des Colorits, das aus denselben
Grundprincipien hervorgegangen ist. Die Grablegilng ist das minder ber-
deutende Bild; der Styl des weissen Gewandes, in das der Leichnam des
Erlösers eingewickelt, ist eines Stephan nicht eben würdig.
Ebendaselbst. Die heilige Ursula. 5 Fuss 27„ Zoll hoch, 3 Fuss
103], Zoll breit (rheinländisch). In feierlich ruhiger Stellung, mit ausge-
breiteten Armen, in der einen Hand einen Pfeil, in der andern einen
Palmenzweig haltend. Ihr Mantel fallt breit nieder und dient vieren v0ll
ihren Jungfrauen, die in kleinem Maassstabc dargestellt sind, zum schützen-