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Rheiureise,
1841.
Absclm
Zweiter
Claren-Altar. Ohne Zweifel von einem Schüler des Meister Wilhelm.
Aus einem Kloster in Boppard herstamlnenrl.
Köln. Museum. Hohes und sehr iigurenreiches Bild der Kreuzi-
gung. Scheint ein Schüler des Meister Wilhelm zu sein (derselbe, von
dem das Altärchen in der Gallerie des Berliner Museums, Nr. 1'238, her-
rührt, welches dort dem Wilhelm selbst zugeschrieben ist). Die Compo-
sition ordnet sich leidlich gesetzmässig. einzelne Theile sogar in bedeuten-
der Schönheit. Von Wilhelm unterscheidet sich der Meister durch einen
allgemeiner lichten, ins Weissliche spielenden Farbenton, im Fleisch wie
in den Gewändern, durch geringeren Liebreiz in den Köpfen, durch ge-
ringere Energie in den Widersachern (die ziemlich bornirt erscheinen),
durch die Anwendung von mancherlei reicherem Costüm, und durch eine
gewisse, dem 'l'adde0 Gaddi verwandte sorgliche Ausbildung der Gewan-
dung, während die Körperverhältnisse im Uebrigen ziemlich dieselben sind.
Die Gruppe der Frauen, die sich im Vordergrund um die hinsinkende
Maria beschäftigt, ist mit grosser Grazie componirt. Die kleinen Engel-
chen schwingen sich in den Geberden des leideuschaftlichsten Schmerzes
um das Kreuz.
Ebendasellnst. Verkündigung. gutes, nicht grosses Bild, von einem
sehr tüchtigen Schüler des Meister Wilhelm, der zwar noch ziemlich ent-
schieden an dem Meister festhält, doch in einem gewissen lebhaften Ge-
fühl für die Körperlichkeit allerdings dem Meister Stephan schon zur
Seite steht. Oben sieht man, in kleineren Figuren, den Besuch der Maria
bei Elisabeth.
Köln. Sammlung des Herrn Zanoli, Kleines Bild der Vero-
nika mit dem Schweisstuche, in der Art jenes grösseren des Meister NVil-
helm in der ehemals Boisseredschen Gallerie, doch weniger bedeutend und
nur von einem Nachfolger.
Köln. Bei'Herrn Schmitz. Einige minder bedeutende Bilder
aus der Schule des Meister Wilhelm.
Trier." Hermessche Gemäldesammlung. Madonna mit dem
Kinde, _von Heiligen (meist weiblichen sitzenden) umgeben. Ein sehr an-
muthiges Bild der Kölner Schule, in der Art des Meister Wilhelm.
Köln. St. Kunibert. An vier Pfeilern des Schiffes sieht man
Wandgemälde, die überlebensgrossen Gestalten einzelner Heiligen dar-
stellend. Sie sind zu sehr übermalt, um über sie ein Urtheil fällen zu
können, und lassen sich eben nur als Nachfolge des Meister Wilhelm, mit
sehr vorgeschrittenem körperlichem Gefühle, bezeichnen.
Köln. Bei Herrn Schmitz. Grosscr Oyclus von ziemlich grossen
Gemälden, die äIISSEPH und innern Seiten von Flügeln umfassend. Die
Anssenseiten sind jetzt 4 Bilder; ursprünglich waren gewiss je 2 überein-
anderlvetindlicli. Auf jedem Bilde 4 Heilige, auf zweien (den untern)
mälmllßhe und Weiblißhß Donatoren. Ohne Zweifel ein Schüler des Meister
Wnhelmv dessen Richtung Weiter fördernd, aber nicht so frei und original
wie Meister Stephan 1). Die Gestalten haben den Wilhelnfschen Typus,
doch freier und gemessener, die Gewandung, besonders die der weiblichen
Hßillgeni 15'? ungemein grossartig und feierlich gelegt. Die Köpfe sind
lieblich ideal, in Wilheinfscher Art, wenn vielleicht auch nicht ganz in
stes
i) Wenigstens kann ich der Ansicht, welche
Werk des Stßphan bezeichnet, nicht folgen.
diesen Gemälde- Cyclus als
frül