Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Ikhuinreisu, 
1841. 
E rs ter 
Abschnitt. 
menbiltluitg in der eigenthümlich rundlichen Weise des Meisters. Das 
Kind, das die Madonna auf dem Arme hält und das mit dem l-ländchen 
ihr Kinn streichelt, in ungemein anmuthiger Bewegung. Die Finger der 
Madonna dünn. Merkwürdige Gewandtöne, gebrochen bräiunliches Violett, 
mit gebrochen blauem Futter. Röthlich blondes Haar.  Die beiden weib- 
lichen Heiligen auf den inneren Seiten der Flügel. Katharina und Barbara. 
ganz in derselben Art. Die Körperverhältnisse wie auf Wilhelms Dom- 
bilde aus der Clarenkirehe, die Gewandung aber noch in sehr edel statua- 
rischer Ausbildung, besonders bei der Gestalt der heiligen Barbara. (Der 
germanisch statuarische Fluss hier noch feiner als auf dem Wandbilde der 
Castorkirche in Coblenz.)  Die Verspottung Christi auf den Aussenseiten 
derrlllügel, auf schwarzem Grund, zeigt ein derb naturalistisches Streben; 
das Bild ist kühn und leicht hingeworfen, aber ganz in der Art des Mei- 
sters (ähnlich wie auf den kleinen Passionsbildern im Berliner Museum). 
Köln: St. Severin.  In der gothischen Sakristei, im ltlinschlusse 
des Spitzbegens, ein grosses Wandgemälde. ohne Zweifel von Meister 
Wilhelm. Lcbensgrosse Figuren, Christus am Kreuz in der Mitte, und 
zu dessen Seiten, einfach stehend: Severinus (mit der Kirche), Petrus und 
Maria, sodann Johannes, Paulus und Margaretha. Um das Crucilix schwe- 
hen kleine Engel, in weiten Gewändern, die unten spitz flatternd ausgehen, 
theils das Blut auffangend, theils in klagenden Geberden, meist überaus 
anmuthi  Dunkler Grund. Leider hat das Bild sehr gelitten und ist 
grüsstenäieils übermalt. Der Restaurator hat den alten Styl beizubehalten 
gesucht, ihn aber nur mehr im Allgemeinen getroffen. So hat der Schwung 
der Gewänder häufig etwas Flaues bekommen. Der Kopf der Margaretha 
ist intact und entspricht vollständig dem Wilhelm. Das Ganze ist wenig- 
stens so erhalten, dass es auf die ursprünglich grossartigste YVirkung schlies- 
sen lässt. Das Crucifix ist würdig; zu dessen Füssen, klein, der knieende 
Donator, im Kostüm eines Geistlichen. 
Coblenz. Bei Herrn Dietz.  Kleines Gemälde mit einer figu- 
renreiohen Kreuzigung Christi, in der Behandlung dem genannten Bilde 
des Berliner Museums von der Hand des Meister Wilhelm (N0. 1'224), wel- 
ches in einer Reihenfolge kleiner Darstellungen die Geschichte Christi ent- 
hält, völlig entsprechend. 
Köln. Museum.  Grosses Altarblatt. Crueifix mit sieben Heiligen 
aufGoldgrund. Dem Wilhelm sehr nahe, in Körperverhältnissen. Gewand- 
motiven und selbst in den Köpfen, namentlich im Kopfe des Petrus. Den- 
noch erscheint Manches anders und untergeordnet. Für's Erste findet sich 
nicht jene hohe Knmuth der Gesichter, überhaupt nicht das ideale Gefühl. 
Die Gewalldllllg 1st Strenger und schwerer statuarisch; die Gewandfarben 
sind mehr körperlißh, (las Rolli ist greller. Den Stellungen und Geberden 
fehlt zum Theil Wilhelms einfach hohe Würde. Alles dies, was hier ver- 
misshwild, ist mehr oder weniger in Wilhelms grossem Wandbilde in St. 
Sßveml, das die meisten Vergleichungspunkte mit diesem Bilde bietet, 
noch immer Zll 61446111160; dort sind auch die klagenden Engel viel schü- 
Ilßl", Während Sie hier (schon nach der Weise des Stephan gebildet, doch 
ohne Flügeh) zum Theil nur etwas kindisch nmhertlattern. 
Ebelldastilbsl-  Tafel mit Flügeln von einem Zeitgenossen des 
Meister Wilhelm, scheinbar derselbe, von dem die ebengenannte Tafel her- 
rührt. Die inneren Bilder auf Goldgrund. Mittelbild: Petrus. Maria (Do- 
nater), CrllGlÜXllS, Johannes Ev., Barbara; Flügelbilder: rechts Katharina
	        
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