Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Stephan 
Epoche der Meister Wilhelm und 
von Köln. 
Köln. St. Gereon.  In der Sakristei vier Blätter alter flüchtiger 
Handzeichnungen mit Heiligenfiguren, angeblich für den ehemaligen Gereons- 
kasten gefertigt. Germanisch, 14. Jahrhundert. 
vKöln. St. Severin.  ln einem Nebenraume der Krypta ein Wand- 
gemälde: Christus am Kreuz, Maria, Johannes undsechs andre Heilige. 
Darunter, ausser den Namen der Heiligen, die Unterschrift (mit Auflösung 
der Abkürzungen): Orate pro 630mm!) Johanni de titzerueldt hujus ecclesie 
canonico et -scholastz'c0 Altaris hujus funclatorji. Von einem nahen Vorgän- 
gel. des sogenannten Meister Wilhelm. Der Faltcnwurf zum Theil noch 
etwas schwer. in giottesker Weise, noch erst wenig in der Art des Wil- 
helm. Die Köpfe, an sich gar schön, noch nicht ganz in der rundlichen 
Naivetät, die dem Wilhelm eigen ist und die von da ab vorherrschend 
bleibt. Die Heiligenscheine mit Reliefkreisen. Leider das ganze Bild 
schon sehr verblichen und zum Theil verdorben.  
Im Kreuzgang, an der Nordseite der, Kirche, schwache Spuren von 
Wandgemälden, etwa in der Art des ebengenannten.  
Coblenz St. Castor.  Wandgemälde an dem Grabmale des 
Erzbischofs Cuno von Falkenstein (gest. 1388), als Arbeit des Meister Wil- 
heim von Köln angenommen. Goldgrund; Petrus, Maria mit dem knieen- 
den Erzbischof, Christus am Kreuz, Johannes, Castor. Eigenthümlich und 
bedeutend erscheint zunächst ein gewisses statuarisches Element, das be- 
sonders in der Figur des Petrus in einer edeln, weich giottesken Weise 
hervortritt; ähnlich auch beim Castor. Bei Maria und bei Johannes ist 
mehr effektvolle Bewegung beabsichtigt, doch herrscht auch hier die ger-- 
manisch statuarische Anordnung der Gewandung vor. Sehr eigenthümlich 
macht sich besonders die lebhafte Bewegung des Johannes, der, mit empor- 
gehobenen Ellbogen, die Hände ringt und dadurch in eine etwas schräge 
Stellung geräth. Im Uebrigen ist von der geschweiften Haltung des Kör- 
pers, die sonst bei den deutschen Trecentisten vorherrscht, hier nicht son- 
derlich viel zu bemerken. In den Köpfen ist auch Eignes. Bei der M3- 
donna sind die Gesichtstheile etwas schmal und nicht gerade auf eine be_ 
sonders idealschöne Wirkung ausgebildet im Johannes ist, bei ähnncher, 
doch nicht ebenso schmaler Detailbildung, bereits der Ausdruck des 
schmerzlichen Gefühles sehr glücklich zur Erscheinung gCkQmmQIL Auch 
der Christuskopf hat etwas schmale Gesichtsformen, doch habe ich die 
Kölner Crucitixe meist ähnlich behandelt gefunden. Die Köpfe des Petrus 
und des Castor haben ganz den Charakter, der bis jetzt als der des Mei- 
Stßl" Wilhelm SnPPnniYt Wordell- Im Donator tritt das naturalistisch nach- 
ahmende Streben sehr deutlich und nicht erfolglos, doch auch noch in 
schwerer und BIWRS Tnnßr Weise hervor, während sonst die naturalistischen 
Köpfe des sogenannten Meister Wilhelm (Aussenseite der Flügel des Ma- 
donnenbildes im Kölner Museum) fast geistreicher behandelt sind. Wenn 
die Umrisse der Gestalten durch die unlängst erfolgte Erneuung des Gold- 
grundeä gelitten haben sollten, so hat dies doch auf die Köpfe nur sehr 
geringen Einfluss ausgeübt, indem diese meist durch Gewandung oder 
Haare vom Grunde abgetrennt sind. Was gleichzeitig an Retouche oder 
liebermalung hinzugekommen, ist ebenfalls nicht von solchem Belang, dass
	        
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