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Baudenkmale
Trier.
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Wichtiges Beispiel für den Entwickelungsgang der deutschen Baukunst; sie
gehört der früheren Zeit des elften Jahrhunderts an und wurde 1031 ein-
geweiht; ihr Styl ist der der gleichzeitigen deutschen Basilika und ent-
spricht unter andern denen von HuySttbllfg und Drübeck am Harze (ver-
gleiche die Beschreibung und Geschichte der Schlosskirche zu Quedlin-
burg etc), indem in ihr Säulen und Pfeiler wechseln, 11ml Zwar S0, dass
die Pfeiler jeder Seite durch grössere Bögen verbunden sind und diesen
die kleineren, von den Säulen vetragenen Bögen untergeschoben erschei-
nen. Sehr bemerkeuswcrth ist gs, dass die Säulelllialllläle und auch die
Kämpfergesimse der Pfeiler wiederum ganz in antiker Weise gebildet sind
Die Gewölbe und die sämmtlichen Fenstertitifnungen, einer späteren Re-
stauration angehörig, sind in gothischer Weise ausgeführt und entsprechen
den Formen der Liebfrauenkirche zu Trier.
Taf. IX enthält die westliche Facade der Kirche zu St. Matthias bei
Trier und Taf. X Grund- und Aufrisse, sowie Detailzeichnungen dersel-
ben Kirche und des dazu gehörigen Klosters. Die gegenwärtig vorhandene
Kirche ist im zwölften Jahrhundert erbaut und 1148 eingeweiht worden.
Sie bildet ebenfalls einen basilikenartigen Bau, mit einem Querschiffe vor
dem Altarraum; doch werden hier die Arkaden des Schiffes bereits durch
kräftige Pfeilerstcllungen gebildet, deren Kämpfer- und Fussgesimse auf
geschmackvolle und neubelebte Weise aus den Gliedern des attischen Säu-
lenfusses zusammengesetzt sind. Die Ueberwölbung der schmalen und
niedrigen Seitenschife gehört eben dieser Bauzeit an, das Schiff aber hatte
ursprünglich eine flache Decke. Eine wesentliche Veränderung wurde im
J. 1513 durch Meister Justus von Wittlich ausgeführt, indem der Chor-
schluss eine gothisehe Formation erhielt, das Schiff mit zierlich leichtem
lfletzgewölbe bedeckt und auf der Mitte der Fronte ein eigenthümlicher
(ilockenthurm errichtet ward; in dem letzteren sind die byzantinischen
Formen der Facade nachgeahmt, aber in einer bunten, brillant-phantasti-
schen Weise, etwa so, wie die Karthause bei Pavia erscheint. (Gewiss
ein seltenes Beispiel in der deutschen Baugeschichte!) Der oberste, flache
und mit freien Geländern versehene Abschluss dieses Thurmes ist aber
erst im J. 1788, nach einem Brande, hinzugefügt; er ist in bunten, doch
nicht eben geschmacklosen Formen des Rococostyles gehalten und schliesst
sich wiederum dem Uebrigen ganz leidlich an. Die Klostergebäude ge-
hören der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts an und enthalten ein
gleichmäßiges Gemisch byzantinischer und gothischer Elemente.
In der Nähe der Matthiaskirche und in Verbindung mit ihr stand end-
llßll _I10ch eine kleine, dem heil. Maternus geweihte Kirche, welche im
J. 949 errichtet. war, im J. 1783 abbrannte und darauf völlig abgetragen
lsh Der Herausgeber hat auch von ihr, als Anhang zum Texte, Grund-
und Anfrlsse nach einer alten Zeichnung der Kirche mitgetheilt. Sie war
eine einfache Kreuzkirche, ohne Seitenschitle, mit einem Thurm über der
Durelisßhlleldung des Kreuzes, und mit kleinen, halbkreisförmig überwölb-
[er] ltcnsternn- auch sie ein charakteristisches Beispiel für die Bau-
periode, der sie angehörte.
GCWISS lflld m" WCYR, wie das genannte, welches so gediegene Be-.
lehrungen bflllgl. 1'011 flßll Freunden der deutschen Baugeschichte mit dem
gYÜSSlCH Beifall illllqgellllmme" werden; Wir sehen den Fortsetzungen des-
selben mit lebendiger Erwartung entgegen.