Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Rheinreise, 
1841. 
Zweiter Abschnitt. 
Holzstatue der Madonna mit dem Kinde, stehend, eins der allervorzüglich- 
Sten Werke germanischen und zwar sehr ausgebildeten Styles. In der Ar- 
beit ist nichts Conventionelles mehr, im Style der Gewandung die schönste 
Freiheit. 
Boppard. Karmeliterkirche.  Im Chor ein tüchtiger Grabstein 
vom J. 1390, einen Ritter (larstellend, interessant im Kostüm. 
An der schönen spätgothischen Orgelbühne einige Statuen in ziemlich 
schwergermanischem Style.  
Klosterkirche zu Sayn.  Sehr hübsches kleines Epitapliium eines 
Herrn von Stein (zu Nassau), als solches durch das Wappen über den 
Figuren bezeichnet, währendrName und Datum nicht vorhanden. Mann 
und Frau in starkem Relief; er in buntem Ritterkostüm, sie in edler Anlage 
der Gewandung. Treifliche Arbeit im Styl der Kölner Schule, mild in 
der Gestaltung und weich in der Behandlung des Nackten, namentlich der 
Köpfe. An den letzteren auch schon ein feineres Formenverständniss. 
(An beiden leider die Nase verstümmelt.) 
Co blenz. St. Castor.  Im südlichen Seitenschili" ein grösseres 
Epitaphium: Ritter und Dame, in einer gothischen Architektur stehend. 
Ohne höhere Knnstbildung, doch in der weichen Schönheit des germani- 
schen Styles, besonders im Gewande der Frau, und dem Charakter der 
kölnischen Malerschule ziemlich bestimmt entsprechend. 
Köln. St. Kunibert.  In der Kirche, an den westlichen Kreuz- 
pfeilern vor dem Chor, zwei grosse Statuen, inschriftlich vom J. 1439, 
leider weiss angestrichen und glänzend gelirnisst: Maria, an einem zier- 
lich gearbeiteten Betpulte stehend, und gegenüber der vcrkündigende Engel. 
Der Styl ist nicht gerade gross, namentlich nicht an der Maria; interessant 
aber ist er wegen desselben Ueberganges aus dem Princip weichgermani- 
scher in eckig gebrochene Linien, der in der kölnischen Malerei an dem 
grossen Dombilde ersichtlich wird. Die Köpfe sind zart und entschieden 
im Charakter der kölnischen Schule; sie haben volles Haar, das bei dem 
Engel fein und fast perrückenartig ausgebildet erscheint. Jede der beiden 
Statuen steht auf einer reichen Console. Die unter dem Engel befindliche 
ist in zierlich gothischer Architektonik gebildet; die unter der Maria hat 
einen höchst eigenthümlichen Sculpturenschmnck z fünf Engel, von Säulchen 
getragen  drei knieende auf höheren, zwei stehende auf niedrigeren 
Säulchen,  eine ungemein schön und geistreich componirte Gruppe, von 
grösster Anmuth und kindlicher Lieblichkeit, ganz dem Charakter des 
Dombildmeisters und  dem eigenthümlichen Liebreizc desselben entspre- 
chend. Das Fussende jeder Console wird von einer kleinen, humoristisch 
kauernden Gestalt getragen. 
Sculpturen 
VOII 
der Mitte des löten 
Jahrhunderts. 
bis 
zur Mitte 
des 
1 Gten 
Einfache 
Grabmmlumente 
mit 
Bildnissen. 
Kirche zu St. "Arnual. 
Elisabeth von Lothringen (gest. 
 Sarkophagartiges Monument der Gräfin 
1455). Oben darauf ihre Figur in Haut-
	        
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