2.11
Studien
Rhein und
Mosel.
Sculptur.
Germanischer
Styl.
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darüber, als Hauptdarstellung, das Marterthum der heiligen Petrus und
Paulus; und über dieser, wie es scheint, die Anotheose der beiden I-Ieili-
gen. (Ein sonderlicher Gedankeninhalt scheint hienach diesen Cyklus bild-
nerischer Darstellungen eben nicht zu erfüllen.) Die Arbeiten sind
durchweg sehr bemerkenswerth. So zunächst die grösseren Statuen. Sie
haben den reinen germanischen Styl, völlig frei von dem manierirlßn We-
sen der Apostelstatuen im Chore des Domes; auch sind sie durch ein un-
gleich volleres körperliches Gefühl und eine sehr edel gelegte Gewandung,
die letztere fast wie an Peter Vischer's Apostelstatuetten, ausgezeichnet.
Doch fehlt der Gewandung hier wiederum jenes feine stoifliche Gefühl
und jene künstlerische Durchbildung, wodurch die Chorstatuen so eigen-
thümlich beachtenswerth sind. Die Köpfe sind meist vortrefflich; nament-
lich erscheint der des Johannes in ächt kölnischer Weichheit und Anmuth.
Die übrigen Sculpturen haben, was bei den grösseren nicht der Fall ist,
mehr gedrungene Verhältnisse. Sonst gilt von ihrer Behandlung im We-
sentlichen dasselbe. Es finden sich unter ihnen so würdige, wie anmuth-
volle Motive. Zu bemerken ist, dass diese Arbeiten nicht unbedeutend
beschädigt sind; namentlich die her-vorstehenden Theile sind mehr oder
weniger stark durch Verwitterung angegriffen.
Was sonst an Seulpturen, Heiligengestalten u. dergL, in den Balda-
chinen vorhanden ist, in denen die Vorderstüeke "der Streben am Thurm-
bau ausgehen, trägt das Gepräge ähnlichen Styles.
Köln. Rathhausthurm. (1407-14). Zwischen den Fenstern in
allen fünf Geschossen Consolen, auf denen (nicht mehr vorhandene) Sta-
tuen Ständern A11 den Consolen allerlei launige, zum Theil ausgelassene
Sculpum In dem Spitzbogenfelde des Portals Statuen; andre zu den
Seiten desselben auf Säulen. Diese sehr verletzt und scheinbar nicht sehr
ausgezeichnet, doch charakteristisch in der weich- und reichfaltigen Aus-
bildung der Gewänder, die an gewisse Richtungen der Malerschule des
Meister Wilhelm erinnert.
Köln. St. Maria in Lyskirchen. Madonnenstatue in einer
Nische, aussen an der Absis. Die Haltung noch etwas geschweift; die
Gewandung eigenthümlich reich, breit geordnet, vielfaltig (auf übertriebene
Weise), dabei aber im Detail mit Feinheit und Geschmack behandelt; auch
Kopf und Hände, sowie das Christkind, sind mit Gefühl gearbeitet. Ein
nicht uninteressantes Beispiel reicher und reich übertriebener germanischer
Sculpturweise der Zeit um oder nach 1400.
Kirche zu Altenberg bei Köln. An der Westseite, aussen, zu
den Seiten des Thürbogens die sehr anmuthig germanischen Statuen des
Verkündigenden Engels und der Maria, voll reiner stiller Naivetät.
Garden. Stiftskirche. Auf dem I-lochaltar- ein Schrein mit
zierlich gothischem Baldachin; darin Terracottaliguren, ganz bemalt und
mit vergoldetem Schmuck: in der Mitte die Madonna, auf der einen Seite
die heiligen drei Könige, verehrend, auf der andern drei andere Heilige.
Der Styl ist weich germanisch, bei den letzteren drei Heiligen manierirt,
bei den übrigen Figuren sehr ansprechend, im Charakter der ausgebildeten
Kölner Schule um oder nach 1400. In jenen besseren Figuren zeigt sich
ein gutes körperliches Gefühl, edler Fluss der Gewandung, treifliche Bil-
dung der Köpfe. Besonders anmuthig ist die Madonna.
Oberwesel. St. Martin. In einem modernen Holzgehäuse auf
einem Altar an der Ecke des Seitenschides eine bemalte und vergoldete