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Rheinreise,
1841.
Zweiter Abschnitt.
llohes Mittelschiff, von den Seitenschitfen durch hohe Rnndsäulen mit bn-
rock dekorirten dorischen Kapitälen getrennt. Die Abstände der Säulen
entsprechen ungefähr den antiken Zwischcnweiten. Hochsteigende Spitz-
bögen, auf denen fabelhaft barocke Ornamente lagern, verbinden die Säulen.
Das Profil der Bögen in einer schwerfällig wüsten Umbildung des gothi-
sehen Birnen- und Kehlenprofils (Rh.
y _ff {WIJWXX f Emporen in der Mitte der Säu-
, ß 72W XI, lyäg lenschäfte, wo aus diesen andre, fei-
' ß ß ner gegliederte Bögen heransspringcn.
f l Hier sind manierirte Engeliiguren vor
2x X M den Bogenzwickeln, Statuen an den
4! Säulenschäften angebracht, n. s. w.
i!" Ueber den Abseiten, den Emporen,
dem Mittelschiff, dem Chor breiten
sich bunte Netzgewölbe mit sehr flachprofilirten Gurten hin. Der Chor ist
flacher, mit hohen weiten Fenstern. Die Verschlingungen des Fensterstab-
werkes sind nirgend ganz übel, an dem Hauptfenster der Westseite sehr
brillant. Die Fagatle ist, neben den gothischen Fenstern, mit antikisirend
barocken Wandpfeilern und sonstiger Barock-Dekoration versehen. Die
Thürme zu ihren Seiten befolgen in ihren oberen Theilen die entspre-
chende Disposition des romanischen Styles.
Am Jesuiter-Collegium, vom J. 1631, ist unter der einen Seite eine
gute Bogenhalle mit kurzen dorischen Säulen, die sich nach dem Hofe zu
öffnet, zu bemerken.
Boppard. Franciskanerkirehe. Gebaut 1626-62. Einsehiflig,
sehr einfache Architektur. In Krenzgewölben und Strebepfeilcrn noch
gothisches Princip; Spitzbögen kaum noch erkennbar.
Ahrweiler. Die Kirche auf dem Calvarienberge (vor der
Stadt). Gothisirend, etwa siebzehntes Jahrhundert. Einschiftig, mit
breitspitzbogigem Kreuzgewölbe, das fast wie ein Tonnengewölbe mit Stich-
kappen erscheint. Dünne kehlenartige Gurte. Breitspitzbogige Fenster ohne
Gliederung und Stabwerk.
Pfarrkirche zu Cochem. -Einschiftig, spätgothisch. Der Chor
noch rein; das Schiff dagegen, welches breiter ist und dessen Streben als
gurttragomide Pfeiler nach innen stehen, dem modernen Gothisch, etwa des
siebzehnten Jahrhunderts, angehörig.
Die Klause zu Castell (an der Saar). Gothisirend, im Rund-
bogen. Die Gurte im beträchtlich späten Profil, mit modernen Einflüssen
nach der Weise des Jesuiterstyles. (Das Aeussere und der Oberbau neu,
Nachahmung des romanischen Styles.)
Kirche zu Saarburg. Klein, zwei Pfeiler im Innern, viereckiger
Chor. Gemisch von gothisirenden und modernen Elementen. Die Pfeiler
21118 Vißr Halbsälllen mit römisch dorischen Kapitälen zusammengesetzt;
ihnen entsprechend Wandpfeilßr, völlig von römisch dorischer Beschaffen-
heit Sllitzbogige Gewölbe; in den Bogenlaibnngen und Gurtungen, selt-
samer WVeise, eine Bundkehle statt der Profilirung. Die Fenster wie in
frühgothischer Disposition: zwei einfach rohe schmale Spitzbogenfenster,
nebeneinander, im Inneren von einem Rundbogen umfasst. Am 'l'hnrin
auf der Wcstseite eine Art von romanisch-spätgothischen kleinen Arka-
donfenstern.
Coblttlll- St. Florin. Die Gewölbe des Schiffes aus dem sieb-