Studien
au Rhein
und Mosel.
Gemnanischer Baustyl,
Köln
etc.
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Kirche zu Un kel. Aus frühgothischer und spätgothischer Zeit.
Frühgothisch scheinen zunächst die Wände des Chores mit ihren einfachen
Gurtträgerxi, während die Gewölbe des Chores (mit kehlenförmigen Gurten)
erst aus späterer Zeit sind, wie sich dies aus äusseren Kennzeichen deutlich
ergiebt. Frühgothisch ist sodann die untere Ilälfte der ersten beiden Pfei-
1er des Schiffes zunächst am Chor. Es sind kurze, nicht sehr starke Rund-
pfeiler mit einfachem Deckgesims und mit einem Säulchen vorn, als
Gurtträger für das Mittelschiff. Ursprünglich waren somit niedrige Seiten-
schilfe vorhanden, die erst später, wie auch Spuren im Innern zu verrathen
scheinen, erhöht worden sind. Ueber jene kurzen Pfeiler sind sodann,
indem man die Seitenschille mit dem Mittelschiff gleich hoch machte,
höhere und im Durchmesser stärkere Rundpfeiler aufgesetzt werden , aus
denen sich, in gewöhnlich später Weise, die Gewölbgurte auslösen. Man
fand wahrscheinlich diese Verstärkung der grösseren Höhe und des Ge-
wölbedruckcs wegen nothwendig; man mochte auch durch die Kühnheit,
eine stärkere Säule über eine schwächere aufzusetzen, imponiren oder eine
Art Räthsel hinstellen wollen. Die übrigenPtciler haben die gewöhnliche
Rundforrn der späten Zeit; doch sind sie, wie jene ersten, mit je einem
Halbsäulchen als Gurtträger versehen. Das Aeussere ist unbedeutend
und einfach. Die Zeit des Um- und Neubanes scheint durch die, über
einer Seitcnthürc befindliche Jahrzahl 1502 bezeichnet zu werden.
Köln. Antoniterkirche (jetzt evangelische Kirche). Der
Orden 1298 nach Köln berufen, die Kirche 1350 geweiht (Gelen). Das
vorhandene, ziemlich kleine Gebäude hat die Spuren einer ursprünglich
frühgothischen Anlage: im Aeussern einfach überhöhte Strebepfeiler und
Strebebögen (wie zu Altenberg), im Innern einfache Dreiviertelsätilen als
Gurtträger. In spätest gcthischer Zeit gänzlich umgewandelt. (Vergl.
unten.)
Köln. St. Gcrcon. Die Sakristci, im edel gothischen Stylc, vom
J. 1316.
Das Hochkreixz bei Godesberg. Vom J. 1333. Ein einfacher
Steinpfeiler, auf zweckmässige Weise in gothischer Stetigkeit emporgebaut.
Das Mittelgeschoss mit kräftigen Nischen und schräg hinanstretendeu Stre-
ben. Anordnung und Protilirnng noch rein, einfach und edel. In den
Nischen zwei Statuenreste mit trefllicher Gcwandung im Styl des vierzehn-
ten Jahrhunderts.
Köln. St. Severin. Das Schiff der Kirche; niedre Seitenschiife
und beträchtlich hohes Mittelschiff. Rundpfeiler mit vier starken und vier
schwachen Gnrtträgern; diese mit einfachen Gesimskapitälen. Die Pfeiler-
stcllungen entsprechen der spätcrgothischen Zeit; (die Pfeiler unter dem
Kunstdenlamale, Jahrg. II, Tat". 5, 9, 10, I5, 20, 2! und den erläuternden] 'l'ext,
S. 36 ff. u S. 53 ff. Ein näheres Eingehen auf die kunstgeschichtliuheu Ver-
hältnisse fehlt hier indess. v. Lassaulx, in den Ilerichtigungen und Zusätzen zu
der Kleirfschen Rheinreise, S. 480, giebt als ihre Erbauungszeit kurz die Zeit
zwischen 12-15 und 127-1 an. Eine gründliche Untersuchung über die Bauge-
schichte dieser Kirche dürfte novh wünschenswert!) sein. Es dürfte dabei in
Frage kommen, 0b (auch abgesehen von den Emporen, welche mir, wie bemerkt,
als später ersi-hierlen sind) nicht vielleicht schon in der Führung des Hauptbaues
ein Wechsel der Systeme wahrzunehmen wäre; das Verhältniss der Rundpfeiler
zu den Wölhungen und zur Anlage des llauptrhores inüchte hiebei besonders zu
herücksivhtigen sein.