Studien an Rhein und Mosel. 2. Germanischer Baustyl. Trier etc. 229
dergleichen auch in dem ausgedehnten Chore; die Kehlengurte des Negz-
gewölbes gehen aus ihnen im Chore unmittelbar hervor, H11 Schiff Setzen
bungen gemacht worden sind, sowie vom Jahre 1450 bis 1500 für die grosse
Summe Geldes von 5587 f], rhein. Güter und Renten angekauft werden sind.
„Dass demnach die St, Wendeler Pfarrkirche im 15. Jahrhundert, während
dessen Lauf selbige die Summe von wenigstens 9585 f]. rhein. (nach jetzigem
Geldeswerth ungefähr 27,000 bis 30,000 tl ausmachend) zum Ankauf von hegen-
den Gütern, ganzen Dörfern, Zehnten, Mühlen und Renten verausgabt hat, nicht
noch den Bau der grossen Kirche geführt und bezahlt habe, wird wohl Niemand
zu behaupten einfallen, die Bauart der Kirche mag übrigens von einer spatern
Zeit scheinen oder nicht.
"Soll aber dieser geführte Beweis über den St. Wendeler Kirchenbau vor
d. J. 1360 noch nicht hinreichend erscheinen, so wird aus den folgender: That-
Saohen, mit Urkunden belegt, die Wahrheit der aufgestellten Behauptung deut-
licher und überzeugender hervorgehen:
a. Dass die alte Kirche der h. Maria Magdalena die erste Pfarrkirche war,
darüber könnte ich Vieles anführen, was aber der Weitläuflgkeit halber nicht
hierher gehört; es mag genügen, dass diese erste Kirche in St. Wende] über das
Grab des h. Wendelin gebaut und in der Gruft dieser Kirche dieses Grab auf-
bewahrt wurde, bis in der Mitte des läten Jahrhunderts die Gebeine des heil.
Wendelin aus dem Grabe genommen, in eine L_ade gelegt und nach dem religi-
ösen Geiste des Zeitalters in den Prozessionen umhergetragen wurden?)
"Nachdem aber die grosse Kirche zur Ehre des h. Wendelin erbaut war,
so verlondie alte Kirche den Namen einer Kirche, und erhielt den einer Kapelle,
obschon noch Gottesdienst darin gehalten wurde.
"Die neue grosse Kirche scheint aber schon i. J. 1358 erbauet und auch in
derselben schon Altäre aufgestellt gewesen zu sein, indem der Edelknecht Johann
von Bliesen seine Wiese zu Niederhofen i. J. 1358 auf Sonntag nach Peterstag
zu einer ewigen Messe auf unser Frauen Altar in der Kirche Sante Wendelin
schenkt, um in St..Wende]ins Bruderschsft zu kommen und seiner und seiner
Eltern in den 4 Frehnfastenmessen zu gedenken.
b. I. J. 1360 auf St. Jakobs-Tag (die neue Kirche in St. Wende] war i. J.
1360 am Sonntag nach Epiphaniä eingeweiht werden) schenken die Brüder und
Ritter Arnold und Jakob von Odenbach (am Glan) für sich und ihre Erben" ihre
Mühle zu Stegen bei Wolfersweiler zu einer Frühmesse in der Kapelle Sente
Maria Magdalena zu St. Wendelin, um in die St. Wendelins Bruderschaft einge-
schrieben zu werden.
c. Der Erzbischof Boemund II. von Trier schenkt i. J. 1361 den 31. Mai
eine silberne Ampel und die Summe von 100 t]. rhein. zu einem ewigen Licht
Zur Ehre des h. Beiohtigers Wandalin in dessen Kirche in St. Wende].
d. In demselben Jahr 1361 schenkt Ludwig Herr von Kircke] ein auf seiner
Vogtei gelegenes Haus und Garten, bei der St. Wendelinskirche und hinter der-
äwelben gelegen, zu einer Wohnung für einen Kapellen des Altars vnser lieben
rauen.
e. I. J. 1379 den 7. Juli verkauft der Ritter Ensfried von Esch und seine
Gemahlin Margarethe den Brudermeistern der Kirche St. Wende] seinen Zehnten
im Dorfe Heisterberg um 250 rheinische Gulden, und zwar zum Nutzen des St.
Nikolasaltars in der St. Wendelinskirehe und eines Kapellans zu diesem Altar.
f. I. J. 1383 den 11. Mai verkaufen die nämlichen Eheleute zum Nutzen
t) Es war auch einer der vier grossen Märkte zu St. Wandel auf Ivlagdale-
Ilen-Tag, und Sogar wurde bis zur französischen Revolution, auf den Festtag div
59T Heiligen, am 22mm July, der ganze Gottesdienst mit Friihmesse, Hochafnt
und Vesper in der alten Magdalenenkirche zum Andenken gehalten, da selbige
in früheru Zeiten die Pfarrkirche war; auch wurde der Magdalenen-läß, i" SV
Wende] bis zum J. 1740 gefeiert.