Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Studien 
an Rhein 
und Mosel. 
Germanischer Baustyl. 
etc. 
Trier 
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Südseite ein Paar niedrige 
SeitenschilT achteckig; die 
auf der Nordseite; auf der 
Pfeiler zwischen Mittel- und 
hohes Seitenschiff, 
Nebenräume. Die 
men, so ist es nicht glaublich, dass die grosse St. Wendßißr Kirche in 5 bis 6 
Jahren gebaut werden ist, sondern diese Erklärung kann nur andeuten, dass 
Boemund den angefangenen Bau zu Ende geführt hat. Indem aber Brower selbst 
in St. Wendel gewesen und daselbst die Urkunden und andere auf den_Kirchen- 
bßu und das Jahr der Einweihung der Kirche BHZUE habende Schnftelf eingesehen 
hatte, so möchte dessen Meldung über den beendigten Bau und das Einweihunge- 
Jahr der Kirche sich auf die folgende Art erklären lassen.  
„Das Schiff der Kirche wurde i. J. 1320 zu bauen angefangen, um? bis 111 
den Jahren 1348 fortgesetzt, wo die Beendigung wahrscheinlich durch die 911139" 
tretene Pest, der schwarze Tod ganannt, unterbrochen wurde, indem durch diese 
Schreckliche Pest beinahe die Hälfte der damals lebenden Menschen weggeratft 
wurde, und die übrig gebliebene andere Hälfte keine Gewerbe noch Acker ban 
mehr treiben wollte, weil der gebeugte Geist der Menschen in jenen Zeiten des 
völligen Mangels anrichtiger physischer Aufklärung; oftmals einen absichtlichen 
Plan dem Urheber aller Wesen untergeschoben hat, ein verworfenes Geschlecht 
Zu züclitigen. 
"Nachdem daher von 1351 an diese Geissel des Menschengoschlechtes aufge- 
hört und die Menschen zu ihren Beschäftigungen zurückgekehrt, sich des Lebens 
Wieder erfreuten, so mochte der Erzbischof Boemund das Chor der Kirche an 
das Schiff bauen lassen, und auf diese Art den 40jährigen Bau der Kirche been- 
digt haben e) 
"Aus allem diesem erhellet, dass die St. Wendeler Kirche im 14ten Jahr- 
hundert gebaut und i. J. 1360 eingeweiht worden ist. Sollten aber demungeachtet 
noch Zweifel über diese Behauptung um deswillen entstehen , weil die gothische 
Bauart der St. Wendeler Kirche mehr dem löten als dem l4ten Jahrhundert an- 
zugehören scheint, so linde ich mich veranlasst, noch mehrere Thatsachen anzu- 
fliihreukaush wlelclietn die  cänrch Brower angegebene Einweihungsepoche (1360) 
ieser irc e es aige wir  
„ln dem St. Weiideler Kirchenarchiv sind noch eine Menge von Original- 
urkunden über die der Kirche gemachten Schenkungen, sowie über die von den 
Brüdermeistern dieser Kircheli) gemachten Ankäufe und Pfandbriefe von liegen- 
den Gütern; aus diesen Originalurkunden erhellt aber: 
1) dass vom Jahr 1300 an bis 1375 die Brudermeister der Kirche laut vor- 
handenen 19 Urkunden kein Immöbel angekauft haben, sondern dass diese 19 
Urkunden nur Schenkungen von adelichen Personen und auch einigen Bürgern 
aus der Stadt St. Wendel zum Nutzen der Kirche des hl. Wendelin enthalten; 
2) dass aber i. J. 1375 auf St. Valentinstag die Brudermeister der Kirche 
den ersten Kauf über Güter zu Rutziveiler um die Summe von 24 Pfund Heller 
gemacht, und damitin den Jahren 1379, 1383, 1388, 1390, 1391 und 1396 fort- 
gefahren, und überhaupt während diesem letzten Viertel des 14ten Jahrhunderts 
in 10 Urkunden für gekaufte und verpfändete Iminöbel die Summe von 676 
Gulden rheinischer Währung verausgabt haben; 
3) dass v. J. 1400 bis 1450 zu demselben Zweck von den Bruderineistern 
nach Inhalt von 27 Urkunden Immobilien gekauft worden sind für 1160 ü, und 
c) Dass das Chor der St. Wendeler Kirche später als das Schiff derselben 
gehauen worden, beweiset selbst für Niehtbaukurldige der Umstand, dass die Decke 
des Chors eine etwas schiefe Linie gegen die Mitte der Decke des Schiifes bil- 
det, was von dem Standpunkt unter der Orgel aus gleich in die Augen fallt. 
(Ich meine das Enfgßgßßgßäefltß  dass das Schiff jünger ist als der Chor, 
 was jener Umstand m. E- ebßn S0 gut beweisen kann. F. K.) 
d) In St. Wende] bestand seit undenklichen Zeiten die Bruderschaft de! 
h- Wendelin, deren Brudermeister aus dem zeitlichen Pfarrer, dem Stadtschult- 
heiss und eifmm Schöffen, die Verwaltung der Kirchen-Einkünfte führten.
	        
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