Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

und Mosel. 
Studien an Rhein 
ischer Baustyl. 
German 
Trier etc. 
225 
Gurtträgern; einfache Kapitälgesimse, birnenförmige Gurte. Später ein 
nördliches niedriges Seitenschiff angefügt, durch Halbkreisbögen mit dem 
Mittelsehid verbunden.  Vor der Westseite ein hoher viereckiger Thurm, 
Ende des fünfzehnten Jahrhunderts. Sehr einfache Architektur; die ober- 
sten Fenster mit etwas Stabwerk; dann Plrkerthürmchen als Einschluss 
der Thurmspitze. 
Stiftskirche zu Pfalzel.  Neben dem Kreuzgange eine kleine 
Kapelle, einfach, aber aus edelgothischer Zeit. Merkwürdig ihr, aus 
vier Seiten eines Achteckes gebildeter, also in der Mitte 
 z":   in eine Ecke ausgehender Schluss (Rh.  
3x j I," Kirche zu St. Wende].  Angeblich 1320 ge- 
 gründet; vollendet 1360. Der Chor in etwas früheren 
xrscxß"? Formen als der Schiffbau. Dreiseitig schliessend; die 
  Gurtträger aus je drei starken Halbsäulen bestehend, 
 MW- neben denen auf jeder Seite noch eine schwächere für 
den Gurt des Stirnbogens. Die Gurte des Kreuzgewölbes noch im Birnen- 
Profil, doch schon mit breiter Spitze. Einfache Fenster-Architektur; das 
geSammte Aeussere des Chores sehr einfach. Ein noch zum Chore gehö- 
riger verengter Schwibbogen scheidet denselben vom Schilf; das an dem- 
Selben nieder-laufende Bogenproiil entspricht dem an den Schitfpfeilern in 
der Kirche von St. Arnual.  Der Schiffbau von ungemein schönen "Ver- 
hältnissen; das Mittelschiff etwas schmaler als der Chor; die Seitenschide 
nur wenig niedriger als das Mittelschiff. Schlanke leichte Rundsäulen, 
ursprünglich ohne Kapitäl (wenigstens sollen, nach Chr. W. Schmidt's An- 
gabe, der leichte Blätterkranz und die zierlich antikisirenden Deckgesimse, 
die sie tragen, einer modernen Restauration angehören). An den Wänden 
der Seitenschiffe je drei Halbsäulen als Gurtträger und ein wellenartiges 
Profil zu deren Seiten. Netzgewölbe, dessen Gurte, im Kehlenprofil, sich 
leicht und glücklich entwickeln. Die Perspective durch das Mittelschiff", 
nach dem breiteren Chore hin, sehr schön. Die Fensterarchitektur, in Com- 
position und Profilirung, sehr einfach; die Fenster, hoch und nicht zu breit 
und weit, werden durch ein horizontales Gesims in zwei Abtheilnngen ge- 
sondert.  Das Aeussere einfach; die Strebepfeiler mit Spitzthürmchen, auch 
mit geschweiften Dächern. An der Südseite ein hübsches Portal mit später 
gothischem Vorbau. An der Westfacade, zwischen dekorirten Streben, die 
mit rohen Statuen geschmückt, ein etwas reicheres, aber schweres Portal, 
Wieder von späterem Charakter. Darüber ein hohes Fenster mit spätba- 
TOCkem Stabwerk. Ueber der Höhe der Kirche ist der Westbau noch höher 
elnporgeführt, namentlich der mittlere Theil als besonderer Thurm mit 
barockmoderner Knppelspitze, über den Seitentheilen leichte Helme.  
An eine der Säulen des Schiffes ist eine Kanzel angebaut, mit dem Datum 
1432, in zierlich spätgothischen Architekturformen und mit handwerks- 
massiger Dekorationssculptur 1). 
 Der Eindruck, den die Bauformen der Kirche von St. Wendel, oder viel- 
mehr die des Scliiifbaues, hervorbringen, ist der Art. dass wir dem letzteren auf 
den ersten Anblick, den sonst als gültig angenommenen chronologischen Bestim- 
lllllnggn ggmäSS, ein wohl um 100 Jahre jüngeres Alter, als oben angegeben, zu- 
theilen, d. h. dass wir ihn etwa in die Mitte des löten Jahrhunderts setzen 
Würden. ludess hat die Vollendung des Baues im J. 1360 durch äussere histo- 
rische Gyündg die höchste Wahrscheinlichkeit. Und da wir in der Trier'schen 
Kllgler, Kleine Schriften. n. 15
	        
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