Studien
an Rhein
und
Roman. Baustyl,
Coblenz
etc.
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Abteikirche zu Laach. Gebaut von 1093 bis 1156, eines der
wichtigsten Beispiele für die Ausbildung des (rheinisch-) romanischen Bau-
styles in dessen noch strenger und reiner Eigenthümliehkeit. Zunächst,
im Inneren, von vorzüglicher Bedeutung die consequente Anwendung des
Gewölbes und die, hierauf von vornherein berechnete Organisation der
ganzen baulichen Anlage. Grossartig freie Gesammtverhältnisse, die Pfeiler
der Arkaden des Schiffes hoch, selbst schon schlank. Die Pfeiler an Vor-
der- und Rückseite mit starken PilaStern und Halbsäulen versehen, welche
an der Wand des Mittelschiffes emporlaufen. In den Gewölben die Quer-
gurte überall als einfach starke Bänder, dazwischen die Kreuzgewölbe Ohne
Gurte. Die Fensteranordnung in den Seitcnschitfen vortrefflich: je zwei
Fenster unter je einem Felde des Kreuzgewölbes; die Fenster einzeln durch
Bögen, die von Pilastern getragen werden, und dann jedes Paar zusam-
men durch einen grösseren Bogen umfasst. Die Kämpfer und andre Deck-
gesimse theils in den Formen der attischen Basis (doch mit beträchtlich
grosser Kehle), theils andre Gliederungen, namentlich auch mehrere Keh-
len übereinander oder auch eine Reihe von Plättchen übereinander, Alles
ziemlich scharf gearbeitet, doch noch herb und ohne elastische Schwellung
in den Linien der Profile. Die Kapitäle der Halbsäulen ächt romaniseh,
theils WVürfel mit verschiedenen Verzierungen, theils Blätterwerk, die Ar-
beit durchweg aber ohne sonder-liebes Relief. Die Kapitale der Seitensehiüe
meist einfache Würfel. Stark vertretender Chor mit halbrunder Absis
und breites, ebenfalls stark vortretendes Querschitf mit kleineren Absiden
auf der Ostseite. Hier das Innere sehr einfach, Die Flügel des Quer-
schiflies etwas niedriger als der Mittelraum. Die Seitenabsitlen mit einfach
rohem Wulst als Kämpfer unter den Halbkuppeln; die Hauptabsis ganz
ohne derartigen Kämpfer. Kleine Krypta mit sechs Säulen, wovon vier
mit einfachen Würfelkapitälen, zwei mit Blätterkapitälen. Auf der West-
seite _ein querschitfartiger Vorbau, nicht tief und nicht über die Seiten-
schiife hinaustretend, mit besonderer Absis, ausgefüllt durch eine Empore,
deren Ueberwölbung in dem breiteren Raume, welcher die Fortsetzung des
Mittelschitfes bildet, von zwei Säulen getragen wird, mit Kapitälcn, welche
ganz dem Charakter der übrigen entsprechen 1).
Das Aeussere durch die verschiedenartige Gipfelung seiner Bautheile
von machtvoller Wirkung. Ueber der Mitte des östlichen Querschiiles ein
breiter achteckiger Kuppelthurm mit Arkadenfenstern; in den Winkeln
1) Herr Chr. W. Schmidt, der Herausgeber der Baudenkmale von Trier, hat
Später, unter der Tiinche des Innern, die Spuren einer vollständigen pelychro-
matischen Bemalung aufgefunden. Nach den Mittheilungen, welche er mir darüber
gemacht, hatte das Innere durchweg einen feinen hellgraulichen Mörteliiberzug,
der den Grundton des Ganzen bildete. Alle Pfeiler-ecken, Bögen und Gewölbe-
kanten waren mit Streifen von himxnelblauer Farbe, die durch ein Paar schwarze
Linien begrenzt wurden. eingefasst. Die Wangen der Würfelkapitäle waren zin-
Ilßberfarben, die untere Wölbung derselben blau, das Band unter dem Würfel
gelb; die oberste Platte der Deckgesimse in der Regel zinnoberfarben, die an-
dern Glieder in wechselnder Ordnung hellblau, hellgrün, gelb, weise, jede Farbe
von der andern, wie auch an den Kapitäleu, durch schwarze Linien geschieden.
Die frei sculptirten Ornamente ebenfalls farbig, das Blattwerk an den Kapitälßll
Z. B. hellgrün, mit schwarzen oder andersfarbigen Seitenüächen, auf zinnober-
färbigem Grunde.
Kugler, Kleine Schriften. ll 14