Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Alterthümor und 
Knnstdenkmale 
des 
Erlau chten 
Hauses 
Hohenzollern 
Mal auf nähere, historisch gültige Beweise zurückgeführt wird. Die fol- 
genden Blätter sind der Münsterkirche des Klosters Heilsbronn in Fran- 
ken, ZWiSGheH Anspach und Nürnberg, gewidmet, welche längere Zeit hin- 
durch förmlich als Begräbnisskirche des Hauses Hohenzollern gedient hat, 
und noch gegenwärtig viele Denkmale von nürnbergischen Burggrafen, bran- 
denburgischen Markgrafen und Kurfürsten aus dem ebengenannten Hause. 
Sowie von Mitgliedern ihrer Familie in sich einschliesst. Es werden von 
dieser Kirche der Grundriss, eine innere und eine äuSSere AIlSiChh. ein 
gfosses Fenster mit Glasmalereien und einige architektonische Details mit- 
getheilt.  
Die Kirche erscheint in ihrer ursprünglichen Anlage als eine Basilika 
im byzantinischen Style, mit einem Querschiff, das Hauptschiii" durch Säu- 
lenstellungen mit YVürfelkapitälen und Halbkreisbögen gebildet, und mit 
flacher Decke versehen. (Die Säulenstellungen sind nicht, wie es in den 
Basiliken andrer Gegenden häufig vorkommt, mit Pfeilern vermischt.) Doch 
ist diese Anlage durch spätere Erweiterungen und Einbauten mannigfach 
verändert. Der Chor ist zur Zeit des gothischen Styles beträchtlich ver- 
grössert worden, das südliche Seitenschiif ist in derselben Periode verdop- 
pelt, und auf der Westseite der Kirche eine grosse Kapelle, durch eine 
Treppe von dem Hauptraume der Kirche gesondert, vorgebaut worden. 
Später hat man zwei Querwände quer durch die Kirche gezogen, so dass 
dieselbe gegenwärtig in drei Haupträume zerfällt. Der Grundriss unterschei- 
det die verschiedenen Perioden dieser Bauanlagen. 
Die byzantinischen Theile der Kirche erscheinen nach den vorliegen- 
den Abbildungen sehr einfach; namentlich die Würfelkapitäle der Säulen 
des Hatiptschides entbehren alles plastischen Schmuckes. S0 dürfte kein 
Grund vorhanden sein, um es zu bezweifeln, dass dies Theile jener Kirche 
seien, welche Bischof Otto von Bamberg, der das Kloster gründete, erbauen 
und im J. 1136 einweihen liess. Zugleich aber dürfte die Einfachheit einer 
so bedeutenden Kirche  einer Kirche, die von einem so lebhaften Freunde 
der Architektur, wie Bischof Otto bekanntlich war, erbaut wurde  in ge- 
wissem Maasse als charakteristisch für den Kunstgeschmaek ihrer Ent- 
stehungszeit betrachtet werden, und als eine Warnung gegen die noch im- 
mer beliebten, willkürlich frühen Altersbestimmungen unserer mittelalter- 
lichen Architektur gelten können. Etwas reicheres byzantinisches Detail 
gewahrt man an der, dem südlichen Kreuztlügel angefügten Heidecker 
Kapelle, nämlich an der Bekrönung ihrer Altarnische, welche letztere  
höchst eigenthümlich  wie ein Erker über das Fundament der Kapelle 
hinaustritt und durch einen kolossalen Kragstein getragen wird. Eine in 
den Text eingedruckte Radirung giebt ein näheres Bild dieses interessan- 
ten Architekturstückes. Vielleicht ist schon diese Kapelle ein in der spä- 
teren Zeit des zwölften Jahrhunderts hinzugefügter Anbau. Die gothischen 
Theile der Kirche erscheinen, wenigstens im Aeusseren, ebenfalls einfach, 
und nur das zierlich durchbrochene Thürmchen über dem Cliore giebt ein 
Beispiel von der reicheren Entfaltung dieses Styles. (Aus früher Reise-Erin- 
nerung ist dem Unterzeichneten auch von dem, im gothisßhen Style erweiterten 
südlichen Seitenschitf der Eindruck reicherer Architekturformen geblieben.) 
Das Glasgernälde, welches auf dem letzten Blatt des vorliegenden Hef- 
tes. Sauber colorirt und sehr charakteristisch im Style der Zeichnung, vor- 
geführt wird, enthält in (lrei Abtheilungen eine Darstellung des gekreuzig- 
Kugler, Kleine Schriften. H, 2
	        
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