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Rheinreise,
1841.
Zweiter Abschnitt.
Kirche für das Volk bestimmt, die obere für die Nonnen, beide durchaus
gewölbt und durch eine im Mittelfelde der Zwischendecke befindliche acht-
eckige grosse Oetlhung (die nachmals vermauert) miteinander verbunden.
Der Grundriss ursprünglich ein einfaches Kreuz mit kurzen Schenkeln und
auf der Ostseite hinaustretender Absis; die drei andern Kreuztlügel inner-
halb der sehr starken Wände der Unterkirche absiden-förmig, die der
Oberkirche geradlinig geschlossen. Sonst das Innere einfach; die Kämpfer-
gesimse (vorherrschend Kehle nnd'Wulst), wie die sonstigen Gliederungen
in charakteristisch romanischer Bildung. _Ecksäulen mit Blätterkapitälen
in dem Felde vor der Absis der Oberklrche. Aussen um den Fuss der
Oberkirche, als Krönung des Unterbaues, eine reiche Arkadengallerie; die
Säulchen derselben mit v-erschiedenartigst ornamentirten Kapitälen streng
romanischen Styles, scharf ausladenden, wehlgebildeten Consolen und mit
Eckblättern an den Basen. Das Gesims über den Arkaden ein Wulst mit
versetzter Stabverzierung, von stark gegliederten Consolen getragen. Ein
ähnliches, anderweit ornamentirtes Gesims auch am Oberbau; darunter ein
Rundbogenfries mit Lissenen, an der Absis mit Halbsäulen. Ueher dem
Mitteltheil des Gebäudes ein starker 'l'hurm mit Wandarkaden und Rund-
bogenfriesen. Erweiterung der Doppelkirche gen Westen, durch Hinzu-
fügung zweier Gewölbfelder im Inneren. Sehr merkwürdig die Verbindung
der früheren mit den späteren Theilen in der Unterkirche. Hier lehnt
nämlich die flache l-Ialbkuppel des absidcnförmigen Schlusses der ursprüng-
lichen Anlage rückwärts gegen eine andre ähnliche, von Westen her ein-
gewölbte Halbkuppel, und zur Unterstützung beider sind, in byznntinisi-
render Weise, zwei Säulen untergesetzt, deren Bögen in die Kuppelwöl-
bungen einschneiden. Die Säulen von schlanker, elegant romanischer Bil-
dung. Der Arkadengang im Aeusseren ist, mit Benutzung des Vorhandencn.
theilweis an der hinzugefügten Südseite des Gebäudes und an der Westseite
fortgesetzt 1).
Bonn. Münster. Der östliche Theil des Chores, d. h. die Absis.
die beiden Thürme und das zwischen ihnen bclegene Baustück sammt den
darunter befindlichen Theilen der Krypta aus der Zeit um die Mitte des
zwölften Jahrhunderts (da hier, urkundlich, bedeutende Bau-Unternehmun-
gen stattfanden). In diesen Theilen der Krypta vier Säulen mit strenv-
gebildeten Würfelkapitälen; ihre Basen mit dem Eckvorsprung. Der Überbati]
namentlich die Absis. im Inneren durchaus einfach. Das Aeussere reich,
aber durchaus klar und in strenger Bildung des Einzelnen. Zwei Unter:
geschosse, an der Absis und den Thürmen. mit Wandsüulen und Bögen
(die in den oberen Arkaden befindlichen Fenster der Absis später erwei-
tert, rundbogig, aber mit gothischem Stabwerk). Eine Arkadengallerie
unter dem Dache der Absis; darüber das Wulstgesims mit versetzten; Stab-
werk. Die Obergeschosse der 'l'hürme mit Rundbogenfriesen und Lissenen
und mit Arkadenfenstern.
Aus derselben Zeit (urkundlich) der vollständig erhaltene Kreuzgang.
Klellle Arkade? V0? Je drei Säulen zwischen Pfeilern. Die Säulenkapitäle
in Sehr manfllgfaltläer Weise,- aber im strengen romanischen Style und
011116 Sßllderlmh allsladellfleS Relief ornarnentirt. Blätter auf den Ecken der
BHSGII- Obergeschüsße des Kreuzganges. Am westlichen Flügel Arka-
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von A.
Gepaue Urltersuchnngen und ausführliche Darstellungen in
Simon's! diß Doppelkirche zu Schwarzrheindorf, Bonn 1846,
dem
Werk