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Rheinreise,
1841.
Zweiter Abschnitt.
Kämpfergesimse der Pfeiler sehr einfach, in der Hauptform eine Platte mit
schräger Schmiege, die letztere mit leisem kehlenartigem Schwunge. Wohl
elftes Jahrhundert. Umgang und Emporen sind nicht mehr vorhanden.
Diese dürften bei dem, etwa im vierzehnten Jahrhundert erfolgten Umbau
der Kapelle abgerissen sein. Die unteren Arkaden sind hiebei zumeist in
spitzbogige Fenster verwandelt, die oberen mehr oder weniger galll Ver-
baut und der Raum mit einem achteckigen Gurtengewölbe überdeckt. Als
Widerlager für Letzteres sind am Oberbau schräge Streben angebracht.
Dieser gesammte Umbau in später gothischen, doch noch sehr geschmack-
vollen Formen.
Dom zu Trier. Frühromanische Bauperiode. Ueber die
ursprüngliche, aus altchristlicher Zeit herrührende Anlage desselben vergl.
oben, Abschn. 1,4. Bedeutender Umbauum die Mitte des elftenüahrhunderts,
unter Beibehaltung der alten Dispositionen. Die alten Säulen mit Kreuz-
pteilern ummauert oder durch solche ersetzt, die so gestaltete Disposition
etwa zwei Drittheile der Anlage wiedcrholend, weiter gen Westen fortge-
führt. Charakteristisch besonders die Westfacade mit in der Mitte vortre-
tender Absis, Portalen (und Arkadenfenstern darüber) zu deren Seiten und
runden Treppenthürmen auf den Ecken. -Die Technik im Ganzen noch
der römischen nahestehend. In den_Schwibbögen ein buntes Farbenspiel,
indem Keile von lichten Sandsteinen mit solchen wechseln, die aus Lagen
rother Ziegel bestehen. Die Absis und die Treppenthürme mit sehr schlan-
ken, Lissenen-artigen Pilastern, die theils gegen gerade Gesimse, theils
gegen Rundbogenfriese aufsteigen. Die Pilaster im Untergeschoss mit
jenem rohen Kapitäl, welches in der Hauptform aus einer hohen, flachen
Schmiege besteht und den Pilasterkapitälen der Porta Nigra (doch schon
zweckmässiger für die Gesammtwirkung) nachgebildet ist. Die Pilaster des
Obergeschosses mit strenggebildeten, barbarisirt römischen Kapitälen.
Kleine Krypta unter der westlichen Absis mit einfachen Würfelkapitälen.
Gleichzeitig gewisse, jetzt zu Kellern dienende Räume im bischöflichen
Palast, unfern des Domes, auf der Südseite der Liebfrauenkirche. Beson-
der merkwürdig der eine dieser Räume, der vier Säulen mit reichen
Blätter- und Volutenkapitälen (charakteristisch im Style der Zeit) enthält.
Die Säulen mit Basen von noch sehr befangener Bildung, auf hohen acht-
eckigen Piedestalen stehend; das Ganze von weitem, freiem und luftigem
Eindruck 1).
Trier. Reste der Irminenkapelle (neben der Pauluskirche).
Altarnische und Vorraum derselben mit den vier Schwibbögen, darüber
der grosse Thurm. Auch ein kleines Eckthürmchen. Hellgraue und l-Oghe
Steine, in den Bögen des Inneren harmonisch wechselnd, im Aeusseren in
Schichten. Art und Weise des elften Jahrhunderts. Der Obertheil des
Thurms mit gothisehen Fenstern.
Trier. Wohngebäude frühromanischen Styles. Hieher
gehöre" die angeblich YömiSChen, sogenannten Propugnacula, deren die
neuere Zeit noch vier kannte. Das besterhaltene Gebäude der Art ist das
in der Diedßrißhsgasse unfern des Marktplatzes belegene, 52 Fuss lang,
1) Vergl. Schmidt, Baudenkmale von Trier etc. II, Taf. 3, W und Taf. 6,
M'. Ich habe nicht nöthig zu bemerken, dass die kurzen Andeutungen, welche
ich oben für den vorliegenden Zweck einreihte , iu weiterer Beziehung durch
das Schmidfsche Werk auf das Reichlichste ergänzt werden.