Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Denkmale 
Baukunst des 
der 
Mittelalters 
Sachsen. 
Sculpturen an Vollendung nicht gleich, doch eine verwandte Sinncsrich- 
tung, grosse Aehnlichkcit des Styles, überhaupt ein ähnliches Bestreben 
erkennen lassen, so dass  wie wenig auch jene Periode noch genügend 
Erforscht sein mag  doch der Thatbestand (dass diese Werke von ratio- 
nell gebildeten Künstlern ausgeführt wurden) und die Zeitbestimmung 
wenigstens im Allgemeinen sicher stehen.  
Von der zweiten Abtheilung des Puttrichschen Werkes sind neuerlich 
die fünfte und sechste Lieferung erschienen, welche, als ein zusammenhän- 
gendes Ganze, auf 10 Blättern nebst Text die Alterthümer von Schul- 
Pforte umfassen i). Unter den bildlichen Mittheilungen dürfte hier zu- 
nächsißdie Titelvignette hervorzuheben sein, welche eine vortreiflich aufge- 
fasste und in ungemein schöner Haltung radirte Ansicht von Schulpforte 
(gez. von Gerhardt, gest. von Witthöft) enthält; es verdient dies kleine 
Kunstwerk um so mehr eine besondere Erwähnung, als heutiges Tages in 
den landschaftlichen Bildern leider die Maschinenarbeit des Stahlstiches so 
bedeutend vorherrscht und die Kunst der Radirung, worin früher so viel 
Geistreicheres geleistet wurde, fast ganz aus der Uebung gekommen zu sein 
Scheint.  Unter den Alterthümern von Schulpforte tritt uns, als das be- 
deutendste Werk, die ehemalige Klosterkirche entgegen, von der ausser 
dem Grundriss und einigen Details, zwei malerische Ansichten des Aeus- 
seren, eine schöne Ansicht des Altarraumes, im Inneren der Kirche, und 
eine Darstellung der an dem Giebel der Kirche befindlichen, etwas rohen. 
aber nicht uninteressanten Sculpturen mittgetheilt werden. Die Kirche ge- 
hört grösseren Theils der früheren, einfacheren Entwickelungs-Periode des 
gothischen Baustyles an und ist, indem sich einzelne Theile mit Sicherheit 
bestimmen lassen, ein wichtiger Haltpunkt für die Chronologie unserer Vater- 
ländischen Monumente. Der Herausgeber bestimmt für die Gründungszeit 
der Kirche, zufolge einer am Chore befindlichen Inschrift, das Jahr 1251-, 
die Einweihung fand im J. 1268 statt; doch muss, wie der Herausg. bemerkt. 
der westliche Theil der Kirche mit Einschluss der Facade als ein später 
erfolgter Anbau betrachtet werden. Letzteres ist. ohne Zweifel richtig. Das 
Jahr 1251 kann aber nur, wie auch die Inschrift bemerkt, von dem Chore 
("Sanctnarium") gelten, denn es linden sich im Inneren der Kirche, und 
zwar im Mittelschiff, bedeutende Theile eines Baues, an welchem man noch 
ein entschieden byzantinisches Gepräge bemerkt, die also älter sind als das 
Uebrige, und die jedenfalls noch in das zwölfte Jahrhundert gehören dürf- 
ten. Bei dem Umbau, der ohne Zweifel hier mit dem J. 1251 eingetreten 
ist, hat man diesen Theilen sodann die gothischen Theile,_ so gut es gehen 
wollte, angefügt. Von diesen eigenthümlieh interessanten Verhältnissen 
giebt leider der Herausgeber weder in seinen Abbildungen eine Anschauung, 
noch erwähnt; er ihrer im Texte 2). Mit Sicherheit können wir somit nur 
für den Chor die Zeit von 1251 bis 1268 in Anspruch nehmen, aber wir ge- 
winnen dadurch, indem der Chor in einem in sich abgeschlossenen und 
harmonischen Style ausgeführt ist, ein um so mehr charakteristisches Bei- 
Spiel für die genannte Zeit, was bei unsrer leider noch immer so beschränk- 
ten Kunde von dem Entwickelungsgange der Vaterländischen Kunst, gerade 
V00 höchster Wichtigkeit sein muss. 
 Beide Lieferungen werden auch als ein selbständiges Werk ausgegeben.  
2) Näher habe ich diese Verhältnisse der Kirche von Schulpforte vor einigen Jah- 
ren im "Museum," 1834, Nr. 20, besprochen (K1. Schriften, I, S. 172).
	        
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