Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Rheinreise, 
1841. 
Erster 
Abschnitt. 
lichen Länder zeigt, alles dies stand einer solchen Entwickelung allzu hern- 
mend im YVege.  
Die edelste und reinste Durchbildung der gothisehen Architektur gehört 
ausschliesslieh Deutschland an. Freilich nicht in der Weise, dass alle 
deutschen Gebäude dieses Styles auf dem Gipfelpunkte der künstlerischen 
Vollendung Ständen. Ihr Werth ist im Gegentheil hundertfach und mehr 
als hundertfach abgestuft; aber das Streben nach solcher Vollendung, das 
Bewusstsein der Gründe, auf denen dieselbe beruht, tritt bei ihnen, oder 
wenigstens bei ihrer höchst überwiegenden Mehrzahl, überzeugend hervor; 
auf hundertfach abgestufte WVeise nähern sie sich der Vollendung. Der 
Dom, von Köln aber steht auf der höchsten Stufe dieser Bestrebungen.  
Der Dom von Köln ist ein WVcrk des deutschen Volkes. Er ist das 
erhabenste Denkmal deutschen Geistes, soweit das Bereich sichtbarer For- 
men geht. Und er ist das crhabenste unter allen Werken der architekto- 
nisehen Kunst, der volksthümlichsten unter allen Künsten 1). 
Die 
öffentlichen 
Museen 
VOII 
Köln 
und 
Düsseldorf. 
Preuss. 
Staats-Zeitung, 
18414 
Die Kölnische Malerschule bildet eine der interessantesten Erscheinun- 
gen im Bereiche der älteren deutschen Kunst, in gewissem Betracht die 
merkwürdigste von allen; in ihr waltet eine ideale Richtung, und zwar 
eine echt und eigenthümlich deutsche, vor, die von dem hausbaekenen 
und zumeist auch von dem phantastischen Wesen, worin man gewöhnlich 
den Grundcharaktei- der älteren deutschen Kunst zu finden meint, auf's 
Entschiedenste abweicht. Es mag genügen, hier nur an das Dombild von 
Köln zu erinnern, dessen Ruhm, seit Friedrich Schlegel zuerst eine neue 
Begeisterung für die alten vergessenen Schätze der Heimat hervorgerufen, 
auf keine Weise geringer geworden ist, so traurige Schicksale das wunder- 
bare Werk auch unter den Händen seiner Restauratoren erlitten hat. Dies 
Bild und einzelne andere, die auf den Höhepunkten der künstlerischen 
Entwickelung stehen, erfreuen sich allerdings mannigfacher Theilnahme 
von Seiten der Laien und Kenner; weniger bekannt ist die grosse Breiten- 
Ausdehnung und die reiche organische Gliederung der Schule, die vom 
Anfange des dreizehnten bis zum Beginn des sechzehnten Jahrhunderts  
und selbst bis zum Anfange C168 folgenden  in lebhafter Thätigkeit er- 
scheint, die in den verschiedenen Fächern der Tafelmalerei, der Wand- 
und Glasmalerei vielfach Bedeutendes geleistet hat, und die uns in Köln, 
für die angedeutete Periode, einen der Hauptsitze einer geläuterten, wahr- 
haft humanen Kultur erkennen lässt. Hier bietet sich der historischen FQT- 
1) Ich komme weiter unten, bei Besprechung der zweiten Autlage des Bois- 
seräefschen Werkes über den Kölner Dom, noch einmal auf dessen Architektur. 
und namentlich auf die Anlage der Giebelseiten des Querschiäes zurück.
	        
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