Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Der Dom 
Köln 
seine 
und 
Architektur. 
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senen Ausdruck fand. Die Franzosen, die schon im frühen Mitgelauel- 315 
die "nach neuen Dingen begierigen" bezeichnet werden, scheinen überhaupt 
im europäischen Staatslebcn dazu bestimmt, sich der erwachenden Zeitrich- 
tungen. soweit es auf äusserlich Einstellbares ankommt, zuerst zu bemäch- 
tigen und ihnen ein bestimmtes, angemessenes Gepräge zu geben; die Ge- 
schichte weist dafür, bis in die jüngste Gegenwart herab, wenigstens liin- 
länglich zahlreiche Beispiele auf. Von einem geistigen Eigenthum aber, 
zumal bei Gegenständen, deren wesentlichste Bedeutung nicht durch die 
individuelle Eigenthümlichkeit des einzelnen Menschen oder des einzelnen 
Volkes bedingt ist, sondern auf einer allgemeinen Zeitrichtung beruht. kann 
nur so lange die Rede sein, als die erste Auffassung und Gestaltung, in 
welcher allein das Erzeugniss des ersten Urhebers besteht, "beibehalten 
wird. Nicht dass der Maler David den ersten Konsul der französischen 
Republik über die Alpen reitend malte, sondern wie er ihn malte, wie er 
in Haltung und Geberde des Mannes die grossartigste historische Symbolik 
zur Erscheinung zu bringen wusste, dies ist es, was sein geistiges lrligen- 
thum an dem Bilde ausmacht. So wenig man sagen kann, dass die Ideen, 
die seit einem halben Jahrhundert die Welt bewegen und zu deren Er- 
weckung und Gestaltung die französische Revolution aufs Wesentlichste 
wirksam gewesen ist, ausschliesslich den Franzosen angehören, eben so 
wenig kann man es von der gothischen Architektur sagen. Sie fanden 
zuerst, wie es scheint, die neue Kombination der architektonischen Formen; 
aber das blosse Formular, das todte Schema ist von der künstlerischen 
Schöpfung noch unsäglich weit entfernt. Diese Kombination eröiinete der 
damaligen allgemeinen Geistes- und Sinnesriclitung ein neues Feld: es 
kam nunmehr darauf an, was die Franzosen selbst, was die übrigen Völ- 
ker, die schnell ihrem Beispiel folgten, daraus zu sehaifen wussten. 
Ich habe bereits früher bemerkt, dass die französisch-gothisehe Archi- 
tektur, bei manchen eigenthümlichen Vorzügen, doch im Wesentlichen auf 
einer niedrigen Stufe der Entwickelung stehen blieb, während man in 
Deutschland von vorn herein darauf ausging, den gothischcn Baustyl tiefer, 
mehr seiner innerlichen Bedeutung gemäss aufzufassen, und in solcher 
Richtung zu Resultaten gelangte, die Vfm dellellfler französischen Bestre- 
bungen in höchst charakteristischer Weise verschieden sind. Der deutsch- 
gothische Baustyl ist etwas wesentlich Anderes geworden, als der franzö- 
sische. Dasselbe gilt auch von der Behandlungsweise dieses Baustyles in 
den übrigen Landen des europäischen Ovßldßfliä; ein jedes Volk machte 
ihn zum selbständigen Ausdrucke seiner nationalen Eigenthümlichkeiten; 
in den Niederlanden, i" England, In Italien, in der pyrenäischen Halb- 
insel erscheint er in stets neuer und charakteristischer Gestalt. Hiebei ist 
indess zu bemerken, dass die Bauwerke dieser Länder zwar mannigfach 
interessante Erscheinungen flßrblßltln, dass einzelne Elemente an ihnen 
zwar nicht selten auf eine ansprechend schöne Weise ausgebildet sind und 
einen eigenthümliehen Reiz entfalten, dass sie aber dennoch, so wenig wie 
die französischen Architekturen, zu einer wahr-haften Durchdringung des 
Gegenstandes, zur Herstellung 911195 wahrhaft organischen Ganzen, zur Ent- 
wiekelung einer vollendeten Schonheit nicht gelangt sind. Die Nüchtern- 
heit in den niederländischen Bauten, die zum Theil nur eine willkürliche 
Dekomtign gestattete; das bunte Spiel mit den Einzelheiten, welches in 
England den Sinn für das Ganze beschränkte; die Vermischung mit ganz 
 Elementen. u-elehe sich an den Architekturen der süd-
	        
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