Köln
Der Dom von
und
Architektur.
seine
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Bestimmungen eine wesentlich abweichende Disposition erhalten musste,
hat er die gothischen Formen in so gesetzlicher. so rein vollendeter Schön-
heit zur Erscheinung zu bringen gewusst, dass die einzelnen Theile dieses
Gebäudes den Vergleich mit den edelsten gothischen Monumenten des deut_
sehen Mittelalters nicht zu scheuen haben. Beiläufig mag auch noch be-
merkt werden, dass eine Vereinfachung des Systems der Strebepfeiler und
Bögen, freilich in dem Sinne, wie ich mir dieselbe denke, und nicht
etwa in der roheren Art, wie sie an der Nordseite des Chores bereits er-
scheint, immerhin auch Einiges zur Verringerung der Kosten der Aus-
führung beitragen könnte.
Mit den Theilen, die als die zuletzt ausgeführten des Chores erschei-
nen, sind wir nunmehr bis zum Jahre 1322, in welches wir die Vollendung
desselben setzen dürfen, gekommen. In welchen Jahren, vor dieser Epoche,
die zwei ersten Umbildungen des ursprünglichen Planes statt gefunden,
lässt sich nicht näher bezeichnen. Eben so wenig, wann die beiden späte-
ren Umbildungen, welche die Vorderschiife und die Thürme betreffen, vor-
genommen sind. Doch stehen diese beide, wie es scheint, dem Jahre 1322
sehr nah; es ist selbst nicht unmöglich, dass der Plan für die Vorderschiife
noch vor der Vollendung des Chores umgearbeitet, auch seine Ausführung
bereits begonnen wurde.
Bei den Vorderschiffen konnte die Umarbeitung des ursprüngli-
chen Entwurfes natürlich nur die Behandlung der Einzelformen betreffen,
da eine Abweichung von der zu Grunde gelegten allgemeinen Anordnung,
zumal von der ursprünglichen, höchst vollendeten räumlichen Disposition,
zur herbsten Entstellung des Ganzen geführt haben würde. Da sie aber
zumeist nur bis zum Ansatz der Gewölbe der Seitenschiife emporgeführt
sind, so kommt hier vorzugsweise nur die Bildung der Pfeiler in Betracht.
Die Pfeiler des Mittelschilfes, die stärkeren Pfeiler, sind hier wesentlich
verschieden gebildet von den schwächeren, welche die inneren und die
äusseren Seiteuschitfe von einander trennen. Jene befolgen das Princip der
Pfeiler im Chore, aber sie zeigen dasselbe in seiner edelsten Läuterung
und Vollendung. Es liegt auch bei ihnen noch, als Hauptform, die Form
der Säule zu Grunde; aber die Halbsäulen. mit denen diese besetzt ist,
lehnen nicht mehr äusserlich an,_ vielmehr Entwickeln sie sich mit selbstän-
diger Bewegung aus dem cylindrischen Kerne, so dass die Pfeilermasse als
ein Ganzes voll Leben und Organismus erscheint. Doch ist diese Bewegung
keinesweges, wie sonst woh1_be1 den deutschen Gebäuden aus der Blüthe-
zeit des gothischen Stylßs. bls zu dem Grade gesteigert, dass die Grunde
form sich völlig auflöst und solcher Gestalt die Bedeutung des Ganzen
wiederum verringert wird 1). Die Bildung der Pfeiler zwischen den Seiten-
schiifen beruht bereits aufder Grundform des eigentlichen eckigen Pfeilers;
aber in der Art; und Weise, wie die stärkeren Halbsäulcn hier an den
Seitentlächen vertreten, und wie die schwächeren an den Ecken, zwischen
tißfäeschwungenen Einkehlungelli angeordnet sind, zeigt sich auch hier
noch eine höchst lebenvolle Gliederung. Es ist hierin nur ein etwas ge-
ringerer Grad von Energie, der gerade f'ür die Stellung und die Bedeutung
dieser Pfeiler vollkonrrnen angemessen scheint und einen wirkungsreichen
Kontrast gegen jene starkeren, kräftiger gestalteten Pfeiler bildet, welche
nicht bloss die Wölbungeni Sondern auch die Wände des Mittelschiifes zu
Verg]
das
Pfeilerproül,
Fig-
anliegenden
auf der
Taf.