Dom
Der
VOH
Köln und
seine Architektur.
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In mehrfacher Beziehung ähnlich, doch ungleich reicher und vollkom-
mener gothisch ausgebildet, erscheint sodann die im Jahre 1255 gegründete
Kirche von Kloster Altenberg, unferu von Köln, die illsgßmßin, was sie
auch bereits der Zeit nach ist, als die Nachfolgerin 'des Kölner Domes be-
zeichnet wird. An dem letzteren zeigt sich wiederum eine ähnliche Grund-
anlage: er tritt am Mächtigsten abschliessend und am Höchsten erfolgreich
in die Reihe derjenigen architektonischen Bestrebungenein. welche durch
die so eben genannten Gebäude vergegeuwärtigt werden. Wir Wenden 11118
nunmehr seiner näheren Betrachtung zu.
Die Gründung des Domes fällt, wie oben bereits angegeben Würde, In
das Jahr 1248; die Ausarbeitung der ursprünglichen Pläne desselben steht
unbedenklich zu diesem Jahre im nächsten Verhältniss, d. h. sie wurden,
wenn nicht vielleicht schon etwas früher, so doch entweder noch in dem-
selben Jahre oder gleich darauf gefertigt. Ueber den Namen des Meisters
aber, dem dieselben zuzuschreiben sind, liegt keine historische Nachricht
vor. Indess haben sich zwei verschiedenartige Meinungen, beide nicht
gänzlich unbegründet, geltend zu machen gesucht, um für diesen Namen
eine historisch bestimmte Persönlichkeit zu gewinnen.
Zunächst ist eine alte Sage anzuführcn, der es neuerlich nicht an Ver-
tretern gefehlt hat. Sie nennt a.ls den Erfinder jener Pläne einen Mönch,
Bruder Albertus. der damals das Amt eines Lesemeisters. im Domini-
kanerkloster zu Köln verwaltete. Dieser Albertus war der tiefsinnigste
Denker seiner Zeit, der alle Gebiete des menschlichen Wissens umfasst
hielt und dessen Forschungen zum Theil weit über die Grenzen hinaus-
gritfen, welche der damaligen Wissenschaft gesteckt waren. Seine Zeitge-
nossen schrieben ihm die Kenntniss magischer Künste zu, und manch ein
Verhältniss seinesLebens vermochten sie nur zu begreifen, indem sie dasselbe
zum gaukelnden Mährchen oder zur sinnvollen Legende umgestalteten.
Aber die fleckenlose Reinheit seines Charakters machte ihn zugleich hoch-
geachtet bci Hohen und Niedern; er stand sowohl zu Erzbischof Conrad
in einem näheren Verhältnisse, als ihm auch die Bürger der Stadt innigste
Verehrung erwiesen. Die Geschichte hat ihm einen Beinamen gegeben,
den sie sonst für die Männer der Wissenschaft nicht passend zu finden
scheint; sie nennt ihn Albertus Magnus i). Es ist die Eigcnthümlich-
keit der Sage, dass sie ausgezeichnete Persönlichkeiten gern zu Trägern
aller derjenigen bedeutsamen Erscheinungen macht, durch welche ihr Zeit-
alter charakterisirt wird, so dass diese Persönlichkeiten riesenhaft über die
Häupter der andern Sterblichen hinauszuragen scheinen. So möchten wir
auch hier von vornherein geneigt sein, der Sage die reale historische Gül-
tigkeit abzusprechen. Dennoch gewinnt dieselbe bei näherer Betrachtung
eine etwas ernstere Bedeutung. Es scheint, dass Albert, der in den mecha-
nischen Künsten so erfahren war, dass er redende Automate zu verfertigen
WIISSTC, auch im Fache der Architektur selbständig und mit Erfolg thätig
je drei solcher Halbsäulchen; hinter ihnen ein Umgang. Die Pfeiler in der
Mitte des Kreuzes nach der Oberseite zu eckig, mit. je vier Halbsäulvn; die nach
der Schiifseite zu rund, mit je acht Halbsäulen. Im Schiif zweimal sechs frei
stehende Rundsäulen. Die Strebepfeiler in mehrfachen Absätzen, schwere ein-
fache Strebebögen gegen (1118 Mittelschiff schlagend. Auch vom Chor sind Strebe-
bögan gegen den Oberbau geschlagen.
1) Näheres über seine Geschichte siehe bei Echard et Quätif, Scriptnrvs
ordinis praedicatorum, I. p- 152-