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xeinreise.
1841.
Erster
Abschnitt.
auf. Im Gegensatz gegen die phantastische. üppig spielende Weise der
spätromanischen Architektur in Deutschland erkennt man hierin recht deut-
lich den Beginn einer neuen, noch jugendlich reinen Geistesrichtung. Einen
nicht minder vortheilhaften Gegensatz bildet diese Eigenschaft aber auch
gegen dieEigenthümlichlrciten der französisch-gothischell Architekilm dm
schwer und nnausgebildet in ihren Grundformen, sich dennoch schnell mit
einer prunkhaft reichen Dekoration erfüllt.
Als eines der Wichtigsten frühgothischen Monumente in den westlich
deutschen Landen ist zunächst die Liebfrauenkirche von Trier, gebaut von
1227 bis 1244, zu nennen. Höchst eigenthümlich und sinnreich in seiner
Gesammtanlage. lässt dies Gebäude in seinen vorzügliehst charakteristischen
Formen allerdings den französischen Einfluss erkennen. erscheint in den
Einzelheiten aber zugleich auf's Anmuthvollste durchgebildet, wenn schon
ein reiner Organismus für das Ganze noch keineswegs erreicht ist. Ohne
Zweifel derselben Zeit angehörig ist die Kirche von Oilenbach am Glan
(einem Nebenfluss der Nahe), über deren Erbauungszeit zwar kein äusseres
Datum vorliegt. Hier erscheint, sehr eigenthümlich, eigentlich Nichts von
unmittelbar französischem Einfluss; es wird in dieser, zugleich in meister-
hafter Technik ausgeführten Kirche vielmehr eine Bildungsweise bemerk-
lich, die sich noch auf gewissen Principien der deutsch-romanischen Archi-
tektur zu gründen scheint, obgleich die letztern bereits wesentlich der
gothischen Gefühlsweise gemäss umgewandelt sind. Sie beruht auf dem
Gesetz einer gewissen, mehr durchgreifenden Gliederung, als solche in den
frühgothischen Geibäudlen Fraütrelächs sicgäbar Dann ist bdiel mage-
stätische Ehsabetrkirc e zu ar urg, 1 5-1 . , zu nennen, 1n (er as
französische Princip, zwar noch in sehr strengen Formen, doch bereits auf
entschieden charaktervolle Weise in's Deutsche umgewandelt erscheint.
Ihr kann man die Stadtkirche von Ahrweiler anreihen; deren ursprüngliche,
nachmals zum Theil veränderte Anlage der Zeit zwischen 1'245 bis 1274
angehört. Im strengen frühgothischen Style, der Elisabethkirche von
Marburg ebenfalls verwandt, erscheinen ferner die älteren Theile der ehe-
maligen Dominikanerkirche zu Koblenz, gegritndet 1239, die gegenwärtig
als lllilitärrnagazin benutzt wird. Aehnlich auch die im Jahre 1260 geweihte
Minoritenkirche zu Köln, von der die Sage geht, dass sie von den Arbei-
tern des Domes in ihren Mnssestunden gebaut worden Sei. Eine der
merkwürdigsten frühgothischen Kirchen jener Gegend ist die fast gar nicht
bekannte des ehemaligen Klosters Marienstadt im Hefzogthunl Nassau; ich
weiss über sie für jetzt kein Datum anzugeben, doch gehört Sie ohne Zwei-
fel zu den ältesten ihrer Gattung in Deutschland. Ihre Fßrmen sind höchst
ßchliCill, Streng und einfach; die Gesannntanlage aber ist nicht ohne eigen-
thiimliche Grossartigkeit, und vornehmlich ausgezeichnet durph einen Kranz
V0" Sltfben Kapeneflv WCICiIC den Chor umgeben. Die letztern haben jedoch
noch nicht die gothrsehe polygone Grundform, sie sind vielmehr noch halb-
rnnd geblifiet, W19 (118 Altartnbunen an den Kirchen romanischen Styles
Notiz über die Kirche von Marienstadt, nach v. Lassaulx's Zeichnungen;
Dreischiffig, mit Sßhnlalewm Umgang um den Chor und dem Kranze der sieben
halbrundexi Kapßllßu. Die Sßitßlläßhiüß von beträchtlich niedrigem Verhältniss.
Kurze, starke Rundsäulan mit einfachem. uudekorirtem Kelchkapitä]. Die Bögen
von Säule zu Säule mit ganz einfachem dreiseitigem biauerproiil. Üeber den
Kapitälen, mit besondrar Basis aufsetzend, Halbsäulchen als Gurtträger, Im Chor