Der Dom
Köln
seine
und
Architektur.
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mit Blattwerk geschmückt, theils mit figürlichen Sculpturen versehen, Alles
aber streng und nur mit geringer Ausladung ausgemeissclt. Eigenthümlieh
interessant ist ES, dass auch die oberen Räume über dem Kreuzgange und
deren verschiedenartige Anordnung, wenigstens was das Aeussere anbetrifft,
meist wohl erhalten sind. Das eigentliche Stiftsgebäude ist als Pfarr-
wohnung verbaut. Doch haben sich manche Einzeltheile in ihrer ursprüng-
liehen Br-schalfenheit erhalten, namentlich ein geräumiger Saal zur Seite
des südlichen Kreuzfiügels der Kirche; er ist mit Kreuzgewölben bedeckt,
die von zwei Säulen getragen werden.
Der
Dom
VOII
Köln
und
seine
Architektur.
(Deutsche
Viertaljahrsschrift,
1842,
um m,
Unter allen deutschen Städten bewahrt das alte heilige Köln die zahl-
reichsteu und ergreifendsten Denkmale einer grossen Vergangenheit; unter
allen deutschen Domen ist der Dom von Köln als das herrlichste und be-
deutsamste Bauwerk zu preisen. Majestätisch ist seine Anlage, riesig sind
seine Verhältnisse. _In heiliger Kreuzesform gegründet, besteht er aus fünf
Langschiiiian, welche von drei Querschitfen dnrchschnitten werden; der
Chor, gen Osten, ist siebenseitig geschlossen und mit einem Kranze von
sieben Kapellen umgeben; an der lüingangsseite, gen Westen, sind zwei
colossale Thürme angeordnet. Nach allgemeinen Maassbestimmungen be-
trägt die Gesunimtlänge des Domes in1 Inneren 450 Fuss. die Breite 150
Fuss, die Länge des Querschilfes 250 Fuss bei 100 Fuss Breite; das Haupt-
schiff, dem sich die Seitenschiife an Breite und Höhe unterordnen, ist
50 Fuss breit und erhebt sich im Scheitel seines Gewölbes zu einer Höhe
von 150 Fuss; das Dach des Hauptschiiles hat 200 Fuss Höhe; die Höhe
der Thürme auf der YVestseite ist auf 525 Fuss berechnet. Die Formen des
Gebäudes zeigen die edelste, reichste und würdevollste Ausbildung des-
jenigen Banstyles, für den die seichten Sehönheitslehren eines fremdländi-
scheu Volkes den Spottnamen des ngothischen" Styles erfunden haben, in
dem wir aber heutiges Tages eine unvergleichlich wundersame Lösung der
umfassendsten und tiefsinnigsten architektonischen Aufgaben bewundern,
und dessen Spottname für uns zu einem Ehrennamen geworden ist.
Aber der Dom ist nicht vollendet werden; nur als das Bruchstück
eines grossen Gedankens steht er vor unsern Augen da. YVas seine Grün-
der erhabenen Sinnes beabsichtigten, was die Bauschule, der die Ausfüh-
rung des Riesenwerkes oblag, in stets reicher sich entfaltender Schönheit
darzustellen wusste, davon sind nur einzelne Theile in die Lüfte empor-
gewachsen. Zwiespalt im Herzen der Stadt, Kriege und andres Missge-
schick hemmten nur zu häufig die fördernde Theilnahme, ohne welche die
Ausführung des Unternehmens unmöglich war, bis sie zuletzt gänzlich
erlosch und die XVerkleute den Meissel und den Hammer aus der Hand
legten. Nur der Chor des Domes ist zur Vollendung gekommen; die
Räume des (Querschiiles und des Vorderschitles sind zumeist nur bis zur