Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Ilbeinreise, 
1841. 
Abschnitt. 
Erster 
ebensogul einen glänzenden Neubau bezeichnen. 
ohne Berechtigung die besprochene Bau-Anlage 
sechsten Jahrhunderts zuschreiben können. 
Wir (iürften somit nicht. 
der Zeit um die Mitte des 
Der Münster 
von Bonn. 
Der 
(iailhabaurTs 
kmäler 
dvr 
Baukunst, 
Lief. 
Die Ufer des Rheins, von der Nahe bis hinab zur Ruhr, enthalten einen 
grossen Rßiehthllm kirchlicher Gebäude aus der späteren Zeit des romani- 
schen Styles, desjenigen, der insgemein mit dem unpassenden Namen des 
byzantinischen Styles bezeichnet wird. Neben wenigen Bauresten aus dem 
elften Jahrhundert sieht man hier mannigfache Beispiele der reichen und 
imposanten Entwickelung, zu der sich dieser Baustyl im zwölften Jahrhun- 
dert, vornehmlich in dessen zweiter Hälfte. ausbildete; und noch mehrere 
aus dem Ende dieses und aus dem Anfange des folgenden Jahrhunderts, 
in-welcher Zeit der romanische Styl mancherlei phantastische Umbildung 
erhielt und sich mehr und mehr zu der Gefühlsrichtung des gothischen 
Baustylcs hinüberzuneigen begann. Die Freude an der Aufführung präch- 
tiger kirchlicher Bauwerke fand in dieser letzteren Zeit durch äussere Ver- 
anlassung eine reichliche Nahrung. Die verheerenden Kriege zwischen den 
beiden Gegenkönigen Philipp von Schwaben und Otto von Wittelsbach 
brachten vielen der vorzüglichsten Oerter des Niederrheins Verwüstung und 
Zerstörung ihrer Monumente: man liess es sich nunmehr angelegen sein, die 
Schäden, die man erlitten, mit grösstem Eifer zu ersetzen und was an den 
Bauwerken im Ganzen Oder Einzelnen zerstört war, auf eine glänzender-e 
Weise wieder herzustellen. 
Zu den grossartigsten Gebäuden dieser Epoche gehört der Münster von 
Bonn, welcher den heiligen Märtyrern Cassius und Florentius gewidmet ist. 
Ernst und majestätisch steigt er aus den übrigen Baulichkeiten der Stadt 
empor, ein bedeutsamer Mittelpunkt für die reizvolle Gegend, die sich um 
den heitern Musensitz ausbreitet. Der langgestreckte Chor des Münsters 
erhebt sich über einer geräumigen Crypta. Der Chor-Absis zur Seite stehen 
zwei schlanke viereckige Glockenthiirme. Auf den Chor folgt ein breites 
Querschiff, über dessen Mitte ein dritter Thurm, jene beiden ersten mäch- 
tig überragend, ßülporsteigt. Dann erst folgt das weite dreitheilige Schiff 
der Kirche. im Westen wird dasselbe durch einen viereckigen Vorbau be- 
grenzt, der im Innern eine zweite Absis in sich einschliesst und der auf 
den Seiten durch zwei runde Treppenthürmchen mit schlanken Spitzen ein- 
gefasst wird. Wie die Dächer und die Thürme des Münsters sich malerisch 
empßfgipfeln, so erscheint auch der Grundriss, durch die eben genannte 
Anordnung, eigenthümlich bedeutungsvoll. Die beiden Thürme zu den Sei- 
tcn der östlichen Chor-Absis bilden im Grundriss eine Art kleineren Quer- 
schiiies, dem I-Iauptquerschiii an Länge und Breite untergetlfdlleti das Ganze 
des Grundrisses erscheint in dieser Weise in der Form eines doppelten, 
erzbischöilichen Kreuzes. 
	        
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