Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

116 
zinreise, 
l84l. 
Erster 
Abschnitt. 
samcm Widerspruch hicegegen eonstruirt er später die itrsprüngliche Anlage 
des (icbiitltles so, dass Säulenreihen dasselbe in ein Mittelschill und zvrci 
Seitenschillc getrennt hätten, und dass über die SeitenschitTe, von den 
Säulen gegen die Seitenwände, Bögen wären gespannt worden, ohne irgend 
eine Widerlage im Mittelschiff!)  Die noch vorhandenen, untcrwärts 
eckigen Pilasterkapitäle hält er für Säulehkapitäle undniinmt in Folge 
desscn an, dass an ihren Stellen auch Säulen gestanden hätten.  -Er 
lätignet, dass das vor dem Dorne liegendeStück Säulenschaft das der etwa 
gestürzten (und zu diesen Katpitätlen gehörigen) Säule sein könne, da seine 
Verhäimissn, in Uebereinstimmung mit denen der Kapitale-f nicht genau 
auf Vitrnv's Regeln über die korinthische Säulenordnung passen... Jeder- 
mann wciss aber, dass Vitruv überhaupt kein vollkommen sicherer Regu- 
lator für die antike Kunst ist, am Wenigsten für eine so späte Zeit, wie 
die, um welche es sich hier jedenfalls handelt. Die zu demselben Behut" 
aus Wiltheim angeführte Stelle, die dem unteren Ende eines Schaftstückes 
ungefähr 7 Fuss Durchmesser giebt und dessen l-löhe auf 40 Fuss berech- 
net. dient auch nicht zur Widerlegung, da in diesen Maassbestimmungen 
ein Widerspruch liegt (sie somit nicht als genau gelten können), auch bei 
der Meinung, dass WViltheim dorische Säulen im Sinne gehabt, das Vor- 
handensein jener korinthischcn Kapitale übersehen ist 
In Folge tlilfiittäßf falschen oder willkürlichen Voraussetzungen recon- 
struirt Steininger die ursprüngliche Anlage des Domes als einen basiliken- 
artigen Bau mit Säulenreihcn von je sieben Säulen und mit jener bau- 
widrigen liogcnconstructiou in den Seitenschillcn. Doch meint er, der Bau 
habe ikein 'l'ribunal (Ahsis) gehabt, (obgleich von Schmidt die Spuren 
eines solchen nachgewiesen sind); und da derselbe auch sonst nicht völlig 
mit Vitruv's als unbedingt gültig angenommenen Vorschriften für die Ein- 
richtung der Basilika übereinstimmen will, so behauptet er, es sei das 
Forum gewesen, welches Constantin erbaut habe; aber kein Forum civile, 
dergleichen zu jener Zeit seine Bedeutung längst verloren gehabt hätte, 
sondern ein Forum nundinarium, eine YVaarenhalle.  Es ist überflüssig, 
auf diese ganz in der Luft schwebenden Folgerungen etwas Weiteres zu 
erwidern. 
Hr. Schmidt hält die ursprüngliche Bau-Anlage, wie er dieselbe ge- 
wiss richtig reconstruirt, für eine christliche Kirche, die durch Constantin 
erbaut werden. Dass das Gebäude von vornherein für die Zwecke des 
christlichen Gottesdienstes bestimmt werden, ist auch mir durchaus wahr- 
scheinlich; nicht so, dass es in die Zeit Constantius gehöre. lch kann 
auch hier nicht umhin. ketzerischer Weise einige kritische Anmerkun- 
gen zu machen, die der Anlage indess, was Sie ihr von am. Zahl ihrer 
Jahrhunderte vielleicht abnehmen, dadurch ersetzen dürften, dass sie ihr 
ßlfle gfössßre Bedlifltujlg für den Fortschritt der architektonischen Ent- 
wickelung geben, Hi! ihr eines der so seltenen Beispiele für das primitive 
Aussprechen Jener Wandlungen der Architektur, die bei dem beginnenden 
Uebergange aus der Zeit der classischen Antike in die des Mittelalters 
stattfanden, erkennen. 
Ich sehe In dem Plan dieser Anlage geradehin ein byzantinisircndes 
Element. Gilnl dem byzantinischen System des Centralbaues entsprechend, 
bildet das von den vier Säulen bezeichnete Mittclquadrat den Haupttheil 
der Anlal-Ieh dßtüStvlbßn schliessen sich, durch die grösserßrl Sfrhwibbögexi 
Vßfmiiielb dw Hügel eines gleichschenkligen Kreuzes an, ebenfalls völlig
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.