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Rheimeise,
1841.
Abschnitt.
Erstvr
herausgegeben) als longobardisch bezeichnet ist. Herr Eltester meint aber,
dass dies Zeugniss, zufolge einer allgemeinen, von Herrn v. Reurnont aus-
gesprochenen Aeusserung, wenig Gültigkeit haben dürfe; ich würde ge-
wünscht habcn, dass er statt dessen lieber Corder0's Buch zur Hand
genommen hätte, um sich zu überzeugen, dass es unter den italienischen
Forschern über italienische Architektnrgeschichte wohl kaum Einen giebt,
der neben Cordero genannt zu werden verdient, und mithin seine Autorität
gerade von ganz besonderem Gewichte sein muss, wenn schon sein Buch,
mit Rücksicht auf _die anderweitigen Forschungen der letzten 20 Jahre,
vielfacher Erweiterung bedürftig sein wird. Herr Osten, dem wir vorläufig
wenigstens ein nicht minder sicheres Urtheil zutrauen müssen, hat sich nun
ebenso wie Cordero über den Palazzo delle Torri ausgesprochen, wodurch
der überhaupt erst noch zu führende Gegenbeweis noch schwieriger
geworden sein möchte.
Das Gewicht der positiven, äusserlich historischen Gründe, die Herr
Eltester für das römische Alter der Porta nigra anführt, verkenne ich
keineswegs, doch scheinen sie mir noch nicht entscheidend, und dies um
so weniger, als er es wiederum versäumt hat, für seine Behauptung, dass
der fränkische, in dortiger Gegend erbaute Prachtpallast des Bischofs Nicc-
tius (auf den ich gleichfalls Bezug genommen) sehr im Zweifel stehe,
Gründe beizubringen. Dass ich übrigens, wie er von mir behauptet, die
Porta nigra in das 8te Jahrhundert gesetzt hätte, ist mir nirgend einge-
fallen.
Ich bekenne es sehr gern und aufrichtig, dass ich durchaus nicht
Eitelkeit genug habe , für die Ansicht, die ich in Betreff der Erbauungs-
zeit der Porta nigra ausgesprochen, zum Märtyrer zu werden. Ist diese
Ansicht falsch, so mag sie getrost fallen; wäre es mir augenblicklich ver-
gönnt, diese Forschungen fortzusetzen, und stiessen mir genügende Gegen-
beweise auf, so würde ich selbst der Erste sein, sie zu veröffentlichen. Aber.
da ich Gründe (und ich denke: keine ganz oberflächlichen) angeführt hatte,
so darf ich dasselbe doch auch von den Gegnern erwarten. Und sollten
diese sich finden, so wird es mich jedenfalls freuen, durch Inütivirtgn
Widerspruch die Forschung wirklich "gefordert zu haben.
Handbuch
der
Kuntgeschichte
von F. Kugler.
S. 351, ü".
Zweite
Auflage,
1848,
(Anmerkung von J.
Burckhardt.)
Die bei diesem Anlass (Annahme der Porta Nigra als früh-merowin-
gisßhßr Ball) Sßhßll in der ersten Auflage ausgesprochene Ansicht hat viele
(iegnßr gefundcll, Welche indess meist bei der blossen Gegenbehanptung
stehen geblieben sind, statt Gründe mit Gegengyündgn zu widerlegen. So
begnügt sich z. B. ein neuerer Kritiker (Salzburg und seine Baukunst, von
F. M., in Försters Bauzeiwng, Jahrgang 1846) damit, der Merowingischen
und Karolingischen Baukunst von vornherein den Generalcharalater der
"Kleinheit und Miserabilität" zuzutheilen, die notorisch grossen Gebäude
theils daraus wegzulällgllen, theils als "Ausnahmen" zu bezeichnen und
SChHeSSÜCh die damaligen Autoren für Aufschneider zu erklären. Dass der