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Rheinreise,
1841.
Erster Abschnitt.
man mir ,
eine wirklich begründete, nicht stattgefunden hat, erlaube
kahlen Vorwurf eines "Irrthums" von mir abzulehnen. 1)
den
Kunstblatt,
184a,
Nro.
von Leopold Eltester in Koblenz.)
(Aufsatz
Ohr. W. Schmidt hat in seine Sammlung- der römischen Bauwerke in
und um Trier auch die Porta nigra aufgenommen und zuerst im Widerspruch
mit allen bis jetzt aufgestellten Meinungen dieses räthselhafte Thor als das letzte
Denkmal römischer Herrschaft in den Rheinlanden aufgeführt, es nämlich in die
Mitte des 5ten Jahrhunderts und zwar kurz vor die letzte Zerstörung von Trier
durch die Fralnken unIdh den gänzlichen Untergang der römischen Herrschaft in
unsern Gegen en im a r 464 gesetzt.
Diese Meinung hält unserer Ansicht nach zwischen den beiden extremen
Ansichten, die iiber das Alter der Porta nigra Eingang gefunden haben, die allein
richtige Mitte. Während nämlich die ältern Forscher dasselbe nicht weit genug
in die Vorzeit hinaufrücken konnten und von einem gelle-belgischen oder gar
ctruskischen Werke fabelten, welches die Römer in Trier schon angetroffen,
haben die jüngsten Kunsthistoriker sich bemüht, den Ursprung derselben in die
spätest mögliche Zeit zu versetzen, und namentlich hat Professor Kugler die
Erbauungszeit ganz bestimmt in die fränkische Zeit verlegt und sich durch seine
Vergleichung mit dem angeblich im 8ten Jahrhundert erbauten Palazzo delle Torri
in Turin für die karolingische Epoche entschieden; eine Meinung, die in Kin-
kel bereits Vertheidiger gefunden hat.
Kuglor sagt in seiner Kunstgeschichte 2) an verschiedenen Stellen (S. 307,
350 und 864) wiederholt, dass die ganze Weise der Dekoration der Porta nigra
dem klassischen Alterthum fremd sei, und auch zu bestimmt dem ersten Anf-
treten des nordischen Formensinns entspräche, als dass das Monument noch fer-
ner, wie seither geschehen, als ein eigentlich römisches bezeichnet werden könne.
Gegen die im Kunsthlatt von 1844-, Nr. 38, näher motivirte Behauptung unsers
ausgezeichneten Kunstkenners mit dem vornehmen Achselzucken aufzutreten, wie
dies namentlich von Trier aus geschehen ist, halten wir mit der Ehre der Wis-
senschaft und der Freiheit der Forschung für unverträglich und möge denn der-
selbe Gründe hören, warum seine Ansicht nicht die richtige sei.
4) Noch eines besondern Umstandes muss ich nachträglich gedenken, In der
Tribunalnische der ohne Zweifel constantirlischen Basilika zu Trier stand, bis
auf die gegenwärtig (1851) im Werk begrißene Restauration des Gebäudes, eine
mächtige Arkadenstellung, aus drei Pfeilern und Bögen bestehend. Sie war aus
Sandsteinquadern erbaut, während die Basilika ein Ziegelbau ist. Dies und der
Umstand, dass sie der Nische ganz disharmonisch eingefügt war, liess es mit
Entschiedenheit erkennen, dass sie nicht dem urspriinglichenBau, Sondern einer Zeit
angehörte, in welcher die Zwecke desselben den Lebensverhältnissen nicht mehr ent-
sprachen und ihm eine wesentlich abweichende Bestimmung gegeben
W wurde. Wyrttenbachuhat vermuthet, dass die Arkadenstellung aus
ä, fvräliiläiscliliuer Zeit herruhrlfß, was 11;! de; Thatddie früheste Zeit ist, in
Y an sie se zen "ann. un atten ie Pfeiler ein Käm fm-
y gesims (zugleich unantiker Weise nur unter den Begenlaibusgen,
nicht an den Vorder- und Hinterseiten), welches wiederum nur aus
Platte und Sßhfägi" Schmißgß bestand. Dies erinnert aber durch-
i; als (wie auch das Steinmaterial) an die Detailformen der,Porta
y; Nigra und giebt demnach Wiederum für die von mir vorausgesetzte
W SPß-Wrß Bauzeit der letzteren einen, doch nicht ganz gleichgültigen
f" Beleg.
Y) Erste Auflage.