Porta
Die
Nigra zu
Trier.
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Kirche, in welcher Gestalt sie fast acht Jahrhunderte hindurch, vom Jahre
1035 bis zum Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts, dagegfandgn hat,
Hievon ist nur der auf der Ostseite angefügte Chorbau stehen geblieben.
Die Weise, wie man sich mit den damaligen liturgischen Bedürfnissen dem
vorhandenen Gebäude gefügt, wie man dessen einzelne Theile benutzt und
umgebildet, dürfte einen sehr charakteristischen Blick in die Sinnes- und
Geistesrichtung des Mittelalters gewähren. Es wäre wohl zu wünschen,
falls Risse von dem Zustande der Porta aus jener Zeit (oder nach ihrem
damaligen Namen der Simeonskirche) vorhanden sind, dass auch diese
verölientlieht würden. Mir ist nur die von Casp. Merian gestochene und
allerdings schon sehr belehrende Ansicht des Aeusseren bekannt, welche
sich in den Antiquitates et amzales Ihevirenses von Brower und Masen
(1670) befindet.
(Kunstblatt,
In N0. 56 des Kunstblattes vom Jahr 1840 hatte ich die Hypothese
aufgestellt, dass die Porta Nigra, statt in die spätrömische, in die Periode
der fränkischen Herrschaft gehören dürfe, besonders wegen der Rohheit
der Detailformen (nach Maassgabe der Abbildungen in Quednow's Werk
über die Alierthümer von Trier), und weil wir noch aus der fränkischen
Zeit Berichte von ähnlich imposanten Gebäuden, die in jener Gegend auf-
geführt wurden, besitzen; ich hatte wenigstens darauf aufmerksam gemacht,
dass, wenn man das Gebäude noch ferner der Zeit Constantins des Grossen
zuschreiben wolle, wie in der jüngsten Zeit im Gegensatz gegen ältere,
sehr fabelhafte Ansichten geschehen, man die erforderlichen Gegengründe
auch gegen diese Hypothese beibringen müsse. Nachdem ich das Gebäude
sodann an Ort und Stelle selbst gründlich untersucht, fügte ich, in den
Nachträgen zu meinem Handbuch der Kunstgeschichte S. 864, die Be-
merkung hinzu, dass jene Vermuthung mir inzwischen zur Ueberzeugung
geworden, und dass die Porta Nigra somit vornehmlich dem sogenannten
Palazzo delle Torri zu Turin parallel zu stellen sei, welchen Cordero aus
sehr überzeugenden Gründen dem achten Jahrhundert n. Chr. zuschreibt.
Ohne Bezugnahme auf meine letztere Erklärung sagt Herr Dr. L. Urlichs
gegenwärtig in dem so eben erschienenen vierten Heft der Jahrbücher des
Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, bei Gelegenheit einer
Kritik der Schmidüschen Baudenkrnale von Trier: "Die bewunderungs-
würdigen römischen Denkmäler in Trier und der angrenzenden Gegend
sind zwar vielfältig besprochen und namentlich von Einheimischen, worun-
ter sich die Herren Wyttenbach und Steininger besondre Verdienste er-
Werben, erläutert worden; indessen fehlte es bis jetzt, da das Buch von
Qnednolv dem henligen Stande der Wissenschaft nicht genügt, an der unn
entbehrlichell Grundlage aller Forschungen, an zuverlässigen und auch das
Einzelne und anscheinend Geringfügige nicht verschmähenden Abbildungen.
Daher rühren denn Selbst bei ausgezeichneten Männern, welche, wie Herr
Steininger, die Basilika richtig erkannten, Irrthümer, wie die sonderbare
Annahme, die Thermen Seien ein Pantomimentheater, oder die Porta Nigra
Sei ein Werk fränkischer Zeit (Kugler im Kunstblatt1840, N0. Diese
Erste
Auflage.