Rheinreise,
1841.
Plrster
Abschnitt.
schmalere Seitengiinge von einem breiteren Mittelraurne sondertcn (dass
somit drei Schiffe entstanden); dass über diesen Seitengängen Gallericn.
insgemein durch eine zweite Sänlenstcllung über der ersten gebildet, hin-
liefen; und dass sich auf der einen Schmalseite des Gebäudes der Haupt-
eingang, auf der andern das Tribunal befand. Eine solche Einrichtung
geht namentlich aus der allgemeinen Vorschrift hervor, welche Vitruv für
die Erbauung der Basiliken giebt; dass davon jedoch im Einzelnen manche
Abweichungen gestattet sein mussten, folgt aus der Beschreibung der Ba-
silika, welche Vitruv selbst zu Bann erbaut hatte (obschon die Besonder-
heiten dieser Anlage, die er dem Leser angelegentlichst empfiehlt, seinem
ltankünstlerischen Geschmacke gar keine grossc Ehre bringen). Die Reste
dreischiffiger Basiliken, die sich anf unsre Zeit erhalten haben, sind aber
nur äusserst gering; ausscr den Ucberlaleibseln eines kleinen Gebäudes
solcher Art zu Otrieoli und ausser einem, ebenfalls nur kleinen kirch-
lichen Gebäude zu Alba am Fuciner-See, in dem man eine antike Basilika
erkennen zu müssen meint, ist nur die allerdings bedeutende Basilika von
Pompeji zu nennen, von der aber wiederum nicht so genügende Reste
erhalten sind, dass wir die ganze Einrichtung, welche das Gebäude hatte,
hinlänglich klar erkennen könnten, die auch in der Form des Tribunals
von dem römischen Princip abweicht; letzteres nämlich istin einer WVeise
angeordnet, die, analog den vielen Gräcismen, welchen man in Pompeji
begegnet, mehr auf griechische Vorbilder schliessen lässt. Dann dürftQn
einige fraguientirte Grundrisse basilikenartiger Bauten zu nennen sein , die
sich auf den Bruchstücken des bekannten capitolinischen Planes von Rom
erhalten haben. Aber auch (liesc geben unsrer Anschauung durchaus kein
genügendes Bild; vorzüglich wichtig ist es nur, aus diesen Fragmenten zu
bemerken, dass der Grundriss desjenigen Gebäudes, welches man für die
viclgerühmte, höchst prachtvolle -Basilika des Paullus Aemilius hält, ein
Paar Säulenreihen, quer vor dem 'l'i-ibnnal hiulaufend, zeigt, und dass
auch an den Langseiten des oblongen Raumes je zwei Säulenreihen (somit
fünf Schiffe) angedeutet zu sein scheinen, obgleich dies letztere nicht mit
völliger Sicherheit aus den Punkten und Lineamcnten des Planes zu fol-
gern sein dilrfte. Den grössten Nachdruck legt man insgemein, wo es
darauf ankommt, von der antiken Basilika eine genügende Anschauung zu
geben, auf die Basiliken der altchllsilicllen Zelt, von denen sich in Rein
und in Ravenna sehr zahlreiche Beispiele erhalten haben, und die nach
dem Muster von jenen, ob auch-für andre Zwecke, erbaut worden sind
Gewiss geben diese altchristliehen Basiliken die allgemeinen Elemente der
antiken nach den obenangeführten Bestimmungen wieder: ob sie aber
auch für die Besonderheiten der architektonischen Anlage als ebenso maass-
gehend zu betrachten sein möchten, scheint sehr zweifelhaft. Ich möchte
im Qegentllen llehftlullieni fläSsjene Erhöhung des Mittelschiffes, wel-
che 11'] den altchristlichen Basihken durchgehend gefunden und welche
gaduräh heätloit-jgchrafht wird, dassiman über den Colonnadnn des Inneren
eson re an e au se zen ässt, turchans ' s. i
dem ganzen Princip des antiken Saulenbaueifmtieziniiiidil tiiiiiirnGeeIliäiclli 1:115;-
Säulen alle weitere Last vermeidet, Widerspreßhend Sei. Dies geht schon
daranS llßrvür, dass bei den altchristlichen Basiliken die Säulen in der
lißgßl durch Bögen Verbunden werden, welche der Last jener Wände mit
lebendiger Kraft entgegenstreben; wo aber im strenger classisehcr] Sinne
.(wie in S. Maria maggiore zu Rom) statt. der Bögen gerade Architrave