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Bilderhandschriften des Mittelalters.
äusserst zierliches Ornament mit Weiss aufgemalt; auch der genannte Gold-
grund ist zuweilen mit tapetenartigem Ornament versehen. Die Figuren sind
in dem leichten, graziösen Style der germanischen Periode (13. bis 15. Jahr-
hundert), mit reichen, langen Linien des Faltenwurfes, der indess zuweilen
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nicht durch Eigcnthiimlichkeit des Styles, sondern durch Ungeschick
des Zeichners schwere Motive enthält. Die Köpfe sind ungemein zier-
lich, die Hände an einzelnen Figuren zu gross und in bekannter manierirter
Haltung. Die Darstellungen zeigen eine grosse, zum Theil komische Nai-
vetät. S0 ist z. B. der Psalm: Salvum me fac deus quia intraverzmt aquae
ztsque ad animcmz meam, wörtlich so dargestellt, dass in dem unteren Theile
des Anfangs-S der König David nackt, bis ans Kinn im Wasser, die Hände
emfiorhaltend, ausgestreckt daliegt, während oben Gott in Wolken erscheint,
in der Linken die Weltkugel haltend, die Rechte schwörend aufgerichtet.
S0 ist vor den Sprüchen Salomonis der Dichter mit Krone und Ruthe (als
König und Lehre?) abgebildet und vor ihm ein Knabe mit entblösstem
Oberleibe, ein Buch auf den Knieen. Vor dem Hohenliede ist eine Maria,
mit dem Kinde dargestellt. Im Anfangs-I der Genesis, welches sich den
ganzen Rand herunter erstreckt, sind acht Medaillons angebracht, die sieben
Schöpfnngstage und den gekreuzigten Heiland enthaltend. U. s. w. Beil
weitem aber das Merkwürdigste und läigenthilmlichste unter den Bildern