Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Bildende 
Kunst. 
moderner 
Werke 
Zeit. 
Altäre, 
Kanzeln 
8110. 
825 
terlassen. Auf mehreren nemlich finden sich die Buchstaben: J K F, auf 
einigen auch die nähere Bezeichnung: J. Kor. F. Dies ist Johannes 
K örver (das F heisst, wie gewöhnlich, feeit), von dem Friedebom (im 
Anhange) berichtet, dass er 1m Deccmber 1607 zu Stettin gestorben sei, 
und über den er die folgende _Notiz giebt: „Johannes Körver, fiuns Herrn 
Franeisci Körvers, Bürgermeisters zu Braunschweig, ein Aussbündiger 
Goldtsehmidt, welchen vnser Gnädigster Fürst vnd Herr Hertzog Philipss 
(IL) zu dem ende verschrieben, das er Historiam Passionis Christi aulf 
getriebene Art verfertigen sollen." Brüggemann 1) bestätigt es, dass dieser 
Künstler die Silberarbeiten für dem Rügenwalder Altar und zwar "nach den 
ihm vom Hgfzßgß Philipp II. vorgelegten Kupferstichen," verfertigt habe 
und über der Arbeit gestorben sei. Auch Hainhofer z) scheint von diesen 
Arbeiten zu sprechen, indem er erzählt, dass man ihm am Hofe zu Stettin 
„des Huberti Goltzii edirte zwölf Passions-Stücklen in Silber getrieben" 
vorgezeigt habe. Dass man auf der ersten Platte der Passlonsgeschichte, 
auf der Darstellung des Abendmables, ausser den genannten drei Buch- 
staben auch die Jahrzahl 1616 findet, ist kein Widerspruch gegen den 
Namen des, im J. 1607 gestorbenen Körver; denn jene Buchstaben sind 
erhöht gearbeitet, die Jahrzahl dagegen ist vertieft eingravirt, so dass sie 
füglich später hinzugesetzt sein kann. Auf einer Platte linden sich aussor- 
dcm auch die etwas roher gehaltenen Buchstaben Z. L. E, die vielleicht 
auf den Vcllender der Arbeiten zu deuten sind. Wann aber die Platten 
zu dem Altare zusammengesetzt Sind (Spät kann dißS nicht geschehen sein, 
da die Holzarbeit zu trefflich ist), wann und unter welchen Verhältnissen 
der Altar nach Rügenwalde gekommen, dies weiss ich nicht zu sagen, 
Der Altar steht in festem Verschluss in einem hölzernen schwarzen 
Schrcine, der mit seiner Beschaffung gleichzeitig ist. Die Flügel des 
SGiIPClIICS sind aussen und innen bemalt, doch so, dass sie zu den Arbei- 
ten des Altares in Harmonie stehen. An den inneren Seiten der Flügel 
sieht man die heilige Jungfrau Maria und die heilige Elisabeth von Thü- 
ringen dargestellt, mit versilberten Gewändern, das Nackte naturgemäss be- 
malt; im Styl sind diese beiden Figuren unbedeutend, doch sind ihre Köpfe 
ansprechend, fast porträtartig, behandelt. Die Darstellungen auf den Aus- 
senseiten der Flügel sind grau in grau: die Verkündigung und die Geburt 
Christi, nebst den Brustbildern der vier Evangelisten. In diesen Malereien 
spricht sich eine tüchtige Auffassung des G0ltzius'schen Styles aus, nament- 
lich sind die genannten Brustbilder recht gut. 
Für die pommersche Geschichte, in allgemeinerer Beziehung, hat der 
Rügenwalder Altar insofern einen eigenthümliehen Werth, als aus den 
mitgetheilten Nachrichten hervorgeht, dass er auf den speziellen Betrieb 
Herzog Philipps II. gefertigt '1st. Er ist das bedeutendste Denkmal der 
Kunstliebe Phi1ipp's, welches Pommern verblieben ist, und er giebt einen 
sprechenden Beleg für den heitcrn, anmuthigen, zierlichen, freilich aber 
auch spielenden Charakter der Kunstliebe dieses so liebenswerthen Fürsten. 
Hier ist denn auch wohl der Ort, an andre Kunstwerke zu erinnern, Welche 
den Hof Philipp's schmückten. Als erhalten wüsste ich nur Eins zu nen- 
nen, ein Werk, das ein sehr vielseitiges Interesse gewährt und das den, 
Altar von Bügcnwalde ziemlich nahe steht: den sogenannten pommerschen 
l) Beschreibm 
1617, S. 26. 
15 
'v0n 
Pommern 
11-1 
819. 
Ileise-Tagebuch vom Jahr
	        
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