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Kunstgeschichte.
Pommersche
hat seinen besonderen silbernen Rahmen. auf dem man Engel mit den
Marter-Instrumcnten, Seraphköpfe, und in den Ecken Mcdaillons mit der
Halbligur des leidenden Erlösers (in verschiedenen Momenten aufgefasst)
dargestellt sieht. Um dies Mittelfeld sind zwölf kleinere Platten, jede VOIJ
73], Zoll. Höhe und 51], Zoll Breite, welche die Passionsgeschichte Christi
enthalten, angeordnet. Eine andere Reihenfolge silberner Reliefs ist am
Basament der Altar-Architektur enthalten. In der Mitte, 6314 Zoll hoch
und 71,1, Zoll breit, sieht man hier die Taufe Christi, eine Composition, die
sich durch reiche landschaftliche Umgebung auszeichnet. Auf jeder ihrer
Seiten sind sechs kleine Platten, 4 Zoll hoch und 2112 Zoll breit, welche
die Bilder der Apostel enthalten, angebracht. Auch an dem Postament
einer jeden der beiden Säulen des Altares sieht man ein kleines Relief.
diese mit allegorischen Figuren. Endlich finden sich auf den hölzernen
Rahmstücken zwischen den verschiedenen Silberplatten noch allerlei kleine
silberne, zum Theil vergoldete Zierdeu, Knöpfchen, Engelsköpfchen u. dgl. m.
Die blosse Aufzählung dieser mannigfachen Darstellungen in Bezug auf
ihre gegenseitige Stellung ergiebt zuvörderst freilich, dass hier von einer
grösseren Tiefe des Gedankens, von einer innerlich belebten, organisch
entwickelten Composition nicht die Rede ist, wie solche in den besseren
Altarwerken des Mittelalters (ich will gar nicht einmal an den Altar von
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sie sind im Ganzen, was den Gedanken anbetrifft, nur ziemlich willkührlieh
durcheinander gewürfelt. Dasselbe zeigt sich in Rücksicht auf den künst-
lerischen Styl dieser Darstellungen; auch in ihnen spricht sich eine ver-
schiedenartig charakteristische, nicht übereinstimmende Auffassungsweise
aus. Sie sind augenscheinlich nach Compositionen verschiedener Meister
gearbeitet. Die zwölf Platten mit der Passionsgeschichte Chrisg sind nach
den von Goltzius erfundenen und estochenen Blättern der assion (in
denen sich dieser Meister bekanntlicä der Weise der altdeutschen Künstler
mit Glück annähert) gefertigt; auch bei andern mögen Goltziussche Vor-
bilder doch solche, in denen er italienische Manieren befolgt, vor-
gelegenllhaben; andre aber sind ganz abweichend und das Hauptstück, die
Anbetung der Könige, kann man nur als eine mittelmässige Composition
modernen Styles bezeichnen. Dennoch aber tritt bei alledem ein Ele-
ment hervor, welches dem ganzen Werke wiederum seine eigenthümliche
künstlerische Bedeutung giebt. Ich möchte dieses Element als das deko-
rative benennen. Die Eleganz, die Sauberkeit, die Solidität des Handwer-
kes, das seine Formen zwar von der ausgebildeten Kunst je nachdem
es ihm eben passend scheint borgt, das diese Formen an sich aber mit
Sinn und Verständniss meisterhaft auszuführen weiss, dies ist es, was den
Altar von Rügenwalde eigenthümlich interessant macht, und was für die
gesammte Kunst um den Anfang des siebzehnten Jahrhunderts so mannig-
fach charakteristisch erscheine. Die soliden Praehtstolfe des Ebenholzes
und des Silbers; die vorzügliche Behandlung des ersteren, das noch heute
wie neuGersglheintlj die höchlstle Fßlälhöit undlZarthgiE, sowiedder durchge-
bildete esc mac , mit we ciem ie getrie iene r r eit an en einze nen
Silberplatten ausgeführt ist, alles dies ist schon einer näheren Beachtung
werth.
Der Silberarbeiter, der die Platten des Altares, wenigstens die der
Passion, gefertigt, hat auf den letzteren die Andeutung seines Namens hin-