Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Bildende Kunst. 
Werke moderner 
Zeit. 
Gemälde. 
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lebendig erseheint unter diesen die nochmalige Darstellung der beiden 
Eheleute. mit ihren Iundern, sämmthchß Figuren knieend. Dies Epitaphiilm 
gehört indess bereits einem Kreise cigenthümlicher Kunstwerke an, welche 
die Zeit des siebzehnten Jehrhunderts eharakterisiren, und von denen wei- 
(er unten die Rede sein wird. 
Gemälde. 
Den, im Vorigcn besprochenen plastischen Bildnissdarstellungen reihen 
sich sodann die gemalten Portraits dieser Zeit an. Es ist von solchen wohl 
Mainclierlei vorhanden, doch wüsste ich nicht eben Vieles von eigentlich 
künstlerischer Bedeutung namhaft zu machen, so wichtig natürlich auch in 
anderer Beziehung die Bildnisse historischer Personen sind. Die merkwür- 
digsten unter diesen Portraitgemälden sind ohne Zweifel die Reihenfolgen 
von Bildnissen pommerscher Herzoge, von denen eine grössere Reihe sich 
im Rathhause zu Stralsund, eine kleinere im Rathliause zu An- 
elam vorfindet. Die ersteren scheinen mir nur den Werth etwas handfcr- 
tigcr, doch keineswegs cliarakterloser Copien zu haben; so auch ein Tlieil 
der Zweiten Folge, unter denen sich lndess mehrere durch eine lebendigere, 
selbst edle Auffassung vortheilhaft auszeichnen. Beiden Reihenfolgen 
scliliessen sich sodann noch einzelne Bildnisse von Personen des herzog- 
liehen Hauses an. S0 finden sich in der Schlosskirche zu Stettin drei 
Darstellungen herzogliclier Leichen auf dem Paradebette, die eine lebens- 
gross und in ganzer Figur (vermnthlich Philipp  eine andere lebens- 
gross und in halber Figur, eine dritte klein und in ganzer Figur (Georg III), 
die beiden letzteren gut gemalt. So ist ferner in der Kirche zu Barth ein 
leidlich gemaltes Brustbild Herzog Bogislaws Xlll. vorhanden. Daliin ge- 
hören ferner die Bildnisse des Herzogs Johann Friedrich und seiner Ge- 
mahlin Erdmutli auf dem, mit der Jahrzahl 1602 bezeichneten Altar der 
Sclilosskirche zu Stolp, bei denen freilich wiederum der historische 
Wertli den Kunstwerth überwiegt. Auch noch ein anderes Portrait einer 
fürstlichen Dame findet sich in derselben Kirche.  Wie interessant und 
wie fördersarn für die Theilnahme an der Geschichte des; Vaterlandes 
müsste es sein, wenn man aus diesen Gegenständen Eine historische Gallerie 
bilden und damit vielleicht auch Abgüsse der bezüglichen plastischen 
Bildnisse vereinigen könnte!  
Von anderweitigen Werken der Malerei ist wiederum auch für diese 
Zeit nicht gar viel zu berichten; doch finden sich wenigstens einige Ar- 
beiten vor, die immerhin einer näheren Beachtung würdig sind. Unter 
diesen nenne ich zunächst das Altarblatt in der Nikolaikirche zu 
Greiffenhagcn, das ein, aus mehreren Abtheilungen zusammengesetztes 
Werk bildet. Auf dem grossen und ziemlich figurenreiehen Mittelliiltlo 
sieht man die Kreuzigung Christi dargestellt; auf einem oberen Aufsatze 
die Gestalt eines Gott-Vater, dessen Arme (im Style des Michelangelo 
und Raphael) von Genicn getragen werden und den noch andre Genien 
umgeben; auf einem Untcrsatzbilde ist das Abendmahl enthalten. Die 
Flügßl haben ein Jeder drei Vorstellungen, voindeneii die einander gegen- 
überstehenden sich auf einander beziehen; es sind: die Verkündigung und
	        
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