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Pommersche
Kunstgeschichte.
er ist in Stossischem Style und handwerklich tüchtig gearbeitet. Von
ähnlicher Art sind vier einzelne mittelgrosse Relieffiguren, drei weibliche
und einen männlichen Heiligen dar-stellend, die in einer Kammer dersel-
ben Kirche bewahrt werden.
In der P etrikirche zu Stettin steht der ältere Altarschrein hinter
dem jetzigen Altare. Er enthält in der Mitte die Figuren der-Maria und
der Heiligen Petrus und Paulus, auf den Seiten Reliefs aus der Legende
dieser beiden Heiligen. Die Arbeit ist handwerksmässig, ebenfalls im
Charakter des Veit Stoss. Im Betsale des Johannisklosters findet
sich ein grosses Holzrelief, Christus am Oelberge vorstellend, das in Farbe
und Vergoldung zwar noch der mittelalterlichen Weise folgt, in der For-
menbehandlung aber schon den Einfluss italienischen Styles verräth, somit
einer späteren Zeit des sechzehnten Jahrhunderts angehört. Uebrigens ist
auch diese Arbeit ohne einen sonderlich künstlerischen Werth.
Endlich sind noch einige grosse Statuen anzuführen, Crucilixe und
dazu gehörige Figuren vorstellend, wie solche auch schon im Vorigen an
einigen Stellen erwähnt sind. Dahin gehört ein grosses Crucilix, nebst
den Statuen von Maria und Johannes, die sich, zurückgesetzt, in einer
Kapelle auf der Südseite der Marienkirche von Rügenwalde befinden.
Das Crucifix ist ziemlich roh, die beiden andern Figuren aber zeichnen
sich durch ihre grossartig angelegte Gewandung aus; sie gehören der spä-
teren Zeit des funfzehnten Jahrhunderts an. Aehnlich erscheinen drei
Figuren derselben Art in der Marienkirche zu Schlawe, die sich
noch an ihrer ursprünglichen Stelle, auf einem grossen Balken über dem
Eingange zum Chore, belinden. Drei andre Figuren derselben Art, denen
sich noch drei Engel zugesellen, in der Marienkirche zu Stolp, sind
dagegen später und erinnern wiederum, zwar in etwas manierirter NVeise,
an den Styl des Veit Stoss.
Gemälde
des
späteren
Mittelalters.
Unter den Malereien, welche die Rückseiten der im Vorigen bespro-
chenen Altarwerke schmücken, war so bedeutend auch die Anzahl
dieser Altarwerke ist, und so reich ausgedehnt auch der Gemäldeschmuck
bei vielen von ihnen erscheint doch nur sehr Weniges, das einen
künstlerischen Werth gezeigt hätte, anzuführen gewesen. Hier nur Ein-
zelnes, das an die Motive der altkölnischen Schule, dort Einzelnes, das
an die westphälische Schule zur Zeit des Jarenns, an die alttlandrische
Schule, an den älteren Holbein, an Lucas Cranach mehr oder weniger
fern erinnerte. Aus der geringen Bedeutung dieser Gemälde und aus dem
Umherschwanken in dem Style derjenigen, die nicht ganz roh erscheinen,
können wir aber mit ziemlicher Sicherheit schliessen, dass die Kunst der
Malerei in Pommern zur mittelalterlichen Zeit, auch wenn sie vielleicht
selbständiger auftrat, sich doch keiner sonderlichen Blüthe zu erfreuen