Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Pommersche Knnstgeschichtß. 
freuliche Weise in Etwas gemässigt. In den Formen spricht sich ein Ge- 
fühl für Würde aus, und der Ausdruck ist voller Leben. Die Seitensehreine 
des Werkes, das den besseren Schnitzarheiten zuzuzählen ist, sind nicht 
mehr vorhanden.  
Verwandter Richtung gehört eine Reihe von elf Reliefs nebst einem 
grossen Crucifix und einer Statue des Apostels Petrus an, die in der Ein- 
gangshalle der (modernen) Kirche von Ueckermünde aufgestellt Sind 
und ohne Zweifel ursprünglich einen grossen Altar zierten. Die Reliefs 
enthalten Scenen der Passion Christi und zerfallen, je nach ihrer Grösse, 
in zwei Folgen, von denen die eine dem Mittelschreine, die andre den 
Seitenschreinen angehört haben dürfte. Auch in ihnen zeigt sich eine 
ziemlich nahe Verwandtschaft mit der Richtung des Adam Kraft (nament- 
lich etwa mit den Reliefs der Stationen, die von Nürnberg nach dem dor- 
tigen Johanniskirchhofe führen); aber in den grösseren Stücken ist dieser 
Styl zu einer ungemeinen Schönheit und Würde durehgebildet, so dass 
diese unbedenklich mit unter den trefflichsten Sehnitzarbeiten in Pommern 
genannt werden müssen.  Es ist nicht ganz tmerfreulirh, zu sehen, wie 
man hier auf gewisse Weise den Werth dieser Gegenstände ahnte und sie, 
bei dem Neubau der Kirche, nicht nur nicht als Feuerungsmaterial ver- 
wandt hat, sondern sie "auch der erbaulichen Betrachtung zu erhalten ge- 
dachte. Leider nur ist dies auf eine gar unpraktische WVeise geschehen: 
die Reliefplatten sind so gestellt, dass sie eine schmale, niedrige Gasse für 
die Kirchgänger bilden, dass sie somit von muthwilligen Händen möglichst 
bequem erreicht werden konnten. S0 darf es denn auch nicht befremden, 
wenn vielleicht kein einziger Kopf erhalten ist, an dem nicht die Nase auf 
freventliche Weise verstümmelt wäre. 
Ein Paar Schnitzaltäre, die sich in den Kirchen von Usedom und 
von Dammgarten befinden, mögen hier, da ihre Arbeit handwerksmässig 
roh erscheint, nur kurz berührt werden. Beide gehören der Zeit um den 
Schluss des funfzehnten Jahrhunderts an und enthalten die Figur der Ma- 
donna und Reihen kleiner Heiligen zu deren Seiten. Zu bemerken ist, 
dass an dem Altare von Dammgarten sich nur bunte Bemalung und fast 
gar keine Vergoldung zeigt, und dass an dem von Usedom besondere Eigen- 
thümlichkeiten der Darstellung vorkommen. Zu den Seiten und unterhalb 
der Madonna nemlivh, die in einer Strahlenglorie steht und von einem 
grossen weissen Rosenkranze umgeben ist, sind fünf Engelliguren ange- 
bracht, welche die Instrumente der Passion Christi und ausser diesen fünf 
wappenförmige Schilde tragen, auf denen, gleich Wappen, die fünf Kör- 
pertheile Christi, welche die Wundenmale enthalten, dargestellt sind. Man 
kann aber nicht sagen, dass diese Erfindung einen sonderlich künstlerischen 
Geschmack verrathe. 
In der Johanniskirclie zu Stargard ist der Altar mit einem 
grossen Schnitzwerke geschmückt, das wiederum hesondre Eigenthümlich- 
keilen hat. Ich halte dasselbe für etwas älter als die Reihe der zuletzt 
besprochenen Werke. In dem Mittelschrein sieht man, oberwärts in der 
Mitte, Christus und Maria thronenrl dargestellt; zu ihren Seiten je vier 
Heilige von kleinerer Dimension, unterwärts vier Scenen aus der Geschichte
	        
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