Bildende Kunst.
Mittelalter.
7, Schuitzwerke.
801
Ueber das Alter und den Meister desAltai-es von Tribsees liegt keine
Bestimmung vor; 9591159 Wemg über die Schule oder über die Gegend,
aus welcher derselbe herstammen dürfte. Es kann somit in Frage gestellt
werden, ob das Werk 111 Pommern oder ausserhalb des Landes gefertigt
sei, und da Tribsees auf der Grenze liegt, so hat die letztere Annahme an
sich wenigstens nichts Unwahrscheinliohes. Gleichwohl finden sieh, und
zwar in verschiedenen Gegenden Pommerns, noch manche andre Werke,
die theils in den allgemeineren Styl-Verhältnissen, theils in deren zarter
und geläuterter Ausbildung_,jenem vorzüglichsten Meisterstücke so nahe
stehen, dass wir in ihnen eine gleichzeitige Schule über das ganze Land
verbreitet sehen, welche sehr wohl befähigt sein konnte, auch das Vollen-
detste hervorzubringen.
Unter diesen gleichzeitigen Werken nenne ich zunächst einige, die
sich in der Marienkirche zu Treptow a. d. R. befinden. Hier ist der
alte Hoehaltar (hinter dem neueren Hauptaltare von brillanter Rococ0-
Architektur) mit einem grossen Altarschrcine, der eine Menge Reliefiiguren
von kleiner Dimension enthält, versehen. ln der Mitte des Mittelschreines
sieht; man unterwärts die Geburt Christi, oberwärts die Verklärung der
Maria dargestellt, zu den Seiten mehrere Reihen einzelner Figuren, ver-
mughlieh Propheten. Auf jedem Seitenflügel sind zwölf Figuren von Hei-
ligen enthalten. In all diesen Figuren spricht sich wiederum ziemlich
entschieden der Styl des vierzehnten Jahrhunderts, mit dem manierirt Con-
ventionellen, aber auch mit dem Tretilichen, was ihm zu eigen sein pflegt,
ans. Einige Figuren sind in Haltung und Gewandung ausgezeichnet, zum
'l'lieil'auch von grosser Anmutli. Die Baldachine, die über den einzelnen
Gruppen und Figurenreihen angeordnet sind, zeigen eine geschmackvolle
und reine Ausbildung der gothischen Architektur. Von den Gemälden auf
den Rückseiten der Flügel ist fast nichts mehr erhalten.
Hinter diesem Altare finden sich mehrere grössere Holzfiguren, die an
Dimension, Styl und künstlerischem Werthe verschieden sind. Einige sind
schlecht und roh, andre tüchtig. Höchst ausgezeichnet aber ist unter die-
sen die Statue einer weiblichen Figur, die, etwa Fuss hoch, in ma-
tronenartiger Kleidung erscheint und, wie in einer Trauergeberde, den
Schleier ihres Hauptes fasst. Auch sie ist ganz in dem Style des vier-
zehnten Jahrhunderts gehalten, ohne dass jedoch dessen Strenge auf un-
vortheilhafte Weise hervorträte; nur das etwas schmale Körper-Verhältniss
deutet auf die minder günstigen Elemente dieses Styles. Die Linien der
Gewandung haben einen mit feinem Gefühle bewegten Fluss, Gesicht und
Hände sind überaus zart gebildet. Diese Figur, die leider mit weisser
Tiinehe überstrichen ist, dürfte dem Altar von Tribsees als ein zunächst
verwandtes Werk anzureihen sein. In ähnlicher Art. doch nicht von
gleichem Werth, ist die Figur eines Engels, der auf einem Drachen steht,
in der Geberde, als ob er diesen niederstossen wolle. Gegenwärtig fehlen
ihm die Hände. Sonst ist an dieser Stelle auch noch die Gruppe einer
Mater dolorosa mit dem Christusleichnam zu bemerken.
Eine spätere Arbeit findet sich im nördlichen Seitenschiii" derselben
Kirche, am Eckpfeiler des Chores. Es ist ein kleiner Altarschrein, der die
geschnitzten Figuren einer Madonna und mehrerer Heiligen enthält. Der
Styl ist etwas Schwerfällig, die Falten der Gewandung wulstig gezogen
und gebrochen. Aussen sieht man rohe Malerei, welche oberwärts die
Kugler, Kißlllß Sßhflflefl. l.