Kunst.
Bildende
Mittelalter.
Gräbplatten,
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Gesichtern der Ausdruck einer eigenthümlichen Milde. Auch dies Werk,
das leider etwas beschädigt ist, scheint noch dem vierzehnten Jahrhundert
anzugehören. Ein zweites Werk in Stuecü, ein Altarrelief, reiht sich,
seiner Behandlung nach, den Holzsculpiuren an, und wird besser bei die-
sen zu besprechen sein.
Hiebei erwähne ich noch einerSteinplatte mit ornamentistischer Seulptur.
die, früher im Schloss zu Wolgast befindlich, gegenwärtig an einenr
Pfeiler der dortigenPetrikirche eingemauert ist. In ziemlich schwerem
und rohem Relief enthält sie ein Wappenschild mit der Figur eines Greifg
und darüber einen Helm mit Pfauenfedern und mit gothischem Ranken-
werk. Interessant ist die Platte nur durch die Unterschrift, derzufolge
sie sich auf Herzog Bogislav X. bezieht. Diese lautet: "Bugslaii van gods
gnade hertoghe to stettin 1496."
Grabplattelm
mit
gravirten
Darstellungen.
Die Beschaffenheit des Gesammtvorrathcs der Werke bildender Kunst,
über den hier zu berichten ist, macht eswünschenswerth, ehe wir uns dem
grossen Kreise der Schnitzwerke in Holz zuwenden, vorerst noch einige
andre Werke derin Rede stehenden Periode, für die sich später kein gleich
günstiger Platz finden dürfte, zu besprechen. Zugleich können auch diese
Werke, da. die Zeit ihrer Ausführung grösstentheils mit ziemlicher Sicher-
heit zu bestimmen ist, für die Zeitbestimmung des Uebrigen weitere An-
knüpfungspunkte geben.
Es gehören hieher zunächst einige Grabplatten mit bildlichen Darstel-
lungen, die aber nicht, wie es anderweitig in der Regel der Fall ist, erha-
ben gearbeitet sind, sondern die nur, in einfacher Weise, durch eingegra-
bene UIIlTiSSllDlGll bezeichnet werden. Gleichwohl ist die eine von ihnen
als ein höchst vorzügliches Meisterwerk zu bezeichnen. Dies ist eine grosse
Bronzeplatte, die sich in einer Kapelle auf der Südseite derNi kol aikirch c
zu Stralsund befindet und vermuthlich noch in den funfziger Jahren
des vierzehnten Jahrhunderts gefertigt ist. 1) Sie hat nämlich die Um-
Schrift; "Anno domini millesimo tricentesimo quinquagesimo septirno in
vigilia annunciacionis sancte marie uirginis obiit dominus albertus houener
proconsul zondensis cuius anirna requiescat in pace amen." In der Mitte
sieht man das lebensgrosse Bild des Verstorbenen dargestellt, von
vorn, die Hände vor der Brust gfifaltet, in reichem Kostüm. Der Styl hat
ganz die Strenge, welche man ]Il den deutschen Miniaturmalereien jener
Zeit wahrnimmt, aber die L1n1en sind durchaus edel und geschmackvoll,
in ebenso grossartig einfachen Zügcn, wie mit feinenrGefühle bei jeder
Bewegung geführt. Hinter der Iügur ist ein saubrer Teppichgrund (1733
gravirt Zwei Engel halten 811] Kissen unter dem Haupte des Ruhender).
Umher läuft eine architektonische Einrahmung, deren Formen das schönste
l) Die vollständige Abb ildz
auf dem anliegende Blatte.
Ing dieser
Grabplatte
und
ihrer
Darstellungen