Bildende Kunst.
Mittelalter.
2. Taufsteinß.
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gottesdienstlichen Bedürfnisse benutzt werden. Von ihnen gehören aber
nur einige der mittelalterlichen Zeit an. Dies sind drei Kelche, unter
denen der grössere im Style des vierzehnten Jahrhunderts reich dehorm
auch mit einigen erhabenen gothischen Mßdaillons und mit aufgesetzteh
rohen Edelsteinen versehen ist. Der kleinste, einfach gothische Kelch hat
am Fusse eine Umschrift, in der die Jahrzahl 1359 enthalten zu sein scheint.
Ein vierter Kelch, von bedeutender Dimension, ist in dem brillanten
und nicht geschmacklosen Barockstyle der früheren Zeit des siebzehmeh
Jahrhunderts gefertigt l). Eine Inschrift, am Fusse dieses Kelches, welche
sich auf Ernst Bogislav, Herzog von Croy, den letzten Bischof Cammins
und den letzten Sprössling des herzoglich pommßrSChßll GßSChlßChtes be-
zieht und die Jahrzahl 1682 enthält, ist später hinzugefügt und deutet wohl
nur auf das Jahr, in welchem der Kelch dem Dome geschenkt worden.
Dieselbe Bezeichnung haben auch ein Paar grosse Leuchter, die aber dem
manierirten Style jener späteren. Zeit entsprechen. Endlich ist noch eine
Kanne, ebenfalls in zierlich barockem Style, zu nennen, auf deren Deckel
sich ein Knopf mit dem pommerschen Wappen und mit der Umschrift:
„V. G. G. Ulrich. H. Z. S. P. F. B. Z. C. Anno 162?" befindet.
Die sämmtlichen, vorstehend genannten Gegenstände geben Beispiele
für die Behandlung des kirchlichen Prachtgeräthes in den verschiedenen
Jahrhunderten des Mittelalters und auch in der folgenden Zeit. Was sich
an andern Orten an Arbeiten ähnlicher Art (namentlich an gothischen Altar-
kelchen) vorfindet, bietet keine besonderen Eigeuthümlichkeiten weiter dar,
und so mag der grössere Reichthum der Camminer Domschätze hier zur
Vertretung des anderweitig Vorhandenen genügen.
Taufsteine.
Als nothweurlige kirchliche Invcntarienstücke in mittelalterlicher Zeit
sind ferner die Taufsteine zu nennen. Mehrere Fuss hoch, in der Gestalt
eines kolossalen Bechers, ziemlich roh gebildet, schmucklos oder mit ein-
fachen Zierden versehen, finden sich solche 'l'aufsteine in vielen pommer-
scheu Kirchen vor. Die Zeit, welcher die einzelnen Arbeiten angehören
dürften, ist hier indess sehr schwer zu bestimmen, indem es in der Regel
an näher charakteristischen Kennzeichen fehlt. Doch scheint die Mehrzahl
von ihnen, ihrer einfachen Form gemäss, einer früheren Zeit, etwa der des
dreizehnten Jahrhunderts, anzugehören. Einen einfach colossalen Taufstein
solcher Art sah ich in derJacobikirchezu Greifswald; einen andern,
an dem die untere Wölbung der Schale mit einem massenhaften Flecht-
werk verziert war, zu Garz auf Rügen, vor der Kirchenthür liegend; einen
dritten, mit vier menschlichen Köpfen geschmückt, in .der Kirche von
Altenkirchen. Ein Taufstein in der Nikolaikirche zu Stralsund
(halb in einen der Pfeiler des Schiffes eingemauert, um als Weihwasser-
becken zu dienen) hat an seinem oberen Theile einfach eingemeisselte
1) E1- hat dieselben Silberstempel, die sich an einem grossfen Werke dersel-
ben Zeit auf der Berliner Knnstkammer vortinden. Vgl. melne Beschreibung,
S. 215, no. 317.