Kunst.
Bildende
Mittelalter.
Kirchl.
Prachtgeräthe.
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Drei andere Geräthe haben eine gewisse monstranzartige Form und
dienten verrnuthlich alle drei wiederum zur Aufbewahrung von Reliquien
Das eine derselben besteht aus einer Kokosnuss mit einer Fassung von ver-
goldetem Silber und gleichem Fusse, die Silberarbeit sauber, im Style der
Zeit um das Jahr 1300. ---Das zweite ist eine Art kleiner Obelisk mit
zierlichem Fusse ähnlichen _Styles, voirvergoldetem Silber. Das dritte,
ebenfalls der genannten Periode angehorig, ist ein silbernes, zum Theil ver-
goldetes Kreuz, dessen Arme in Lilienform gebildet sind. Die Mitte des-
selben besteht aus einer flachen Kapsel, auf deren Rückseite ein Ci-ncißx
und eine Inschrift gravirt sind; letztere macht die in der Kapsel enthalte-
nen Reliquien namhaft. Auf der Vorderseite der Kapsel ist, als besondere,-
Zierrath, eine höchst merkwürdige antike Onyx-Cameevon 21]? Zoll Höhe
und lifg Zoll Breite befestigt. Die Camee enthält die stehende Gestalt
eines männlichen Here's, das Haupt von einem Strahlendiadem umgeben,
von dem auf der einen Seite ein Band niederfiillt; Brust und Leib sind,
nach Art einen Sagums, mit einer grossen Aegis, auf der man vorn das
Mednsenhaupt erkennt, umhüllt. In der Rechten hält der Heros ein Seep-
tei- oder eine Lanze, in der Linken trägt er "ein alterthümliches Pallasbild.
(Das Pallasbild ist als Pallas Promachos dargestellt, mit erhobener Lanze.
in der Linken rlen Schild, die Beine in einer fast liermenartigenBildungj
Die Füsse des Heros sind bis auf die Waden mit Sandalenstiefeln beklei-
det. Die Arbeit der ganzen Camee zeigt den Geist der antiken Kunst mehr
in der allgemeinen schönen undtwürdigen Fassung und Anlage; namentlich
das Statuarische in der Bewegung rlenFigur ist glücklich festgehalten. Die
Ausführung ist, wie zwar zumeist bei den Carneeu, etwas roh, die Behand-
lung der Detailform nicht fein genug, die Verhältnisse sind kurz und sehr
gedrungen. Vermuthlich ist es die heroisirte Figur eines römischen Kai-
sers; doch wüsste ich für jetzt nicht mit Bestimmtheit zu sagen, welcher
Kaiser darin zu erkennen sci. Uebrigens darf es nicht befrcmden, einen
solchen gänzlich unpassenden Schmuck zur Verzierung eines christlichen
Heiligthumes angewandt zu sehen; ähnliche Fälle kommen auch sonst gar
häufig vor, und bezeugen freilich einen allzu naiven Sinn, dem es mehr um
einen seltenen Schmuck überhaupt als um dessen Bedeutung zu thun war.
Ein leider etwas beschädigter Bischofstab von Elfenbein mit vergolde-
ten Silberbeschlägen, die letzteren im Style des vierzehnten Jahrhunderts
gearbeitet, gewährt wiederum ein eigenthümliches Interesse. Dazu gehört
eine alte Bischofmütze mit Stickerei von Perlen, Gold und Seide. Diese
Stickerei stellt auf der einen Seite die Verkündigung Mariä, auf der andern
Christus und Maria in der Herrlichkeit dar; die Figuren sind mit leidlich
künstlerischem Sinne, ebenfalls im Style des vierzehnten Jahrhunderts,
ausgeführt 1).
Auf einer Alabasterplatte, reliefartig gearbeitet, sieht man das Haupt
Johannis des Täufer-s, mit vier kleinen Engelfiguren zu den Seiten, in Ein-
zelheiten vergoldet und bemalt; der Stylist etwas manierirt alterthümlich.
im Charakter des vierzehnten Jahrhunderts.
Aus röthlichem Bernstein endlich ist die Statuette einer Madonna mit
1) Vermuthlich sind die beiden genannten Stücke dieselben, von dem")
Hßinhofer (Reise-Tagebuch vom J. 1617, S. 74) berichtet, dass man ihm in der
Sakristei des Domes gezeigt 113-1161 "ainon helfeubaininen Bischoffstab und ain
Bischoffshuet, den die Bischoff aufsetzen, wan mans creyrt."