Ausserkirchliche
Arvhitektmxr.
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Flügel des herzoglichen Schlosses zu Ueckermünde, der, zufolge einer
daran befindlichen Inschrift, im J. 1546 erbaut ist. Er besteht gßgänwäftirr
aus dem ErdgeSGhOSS und einem Obergeschoss, von 7 Fenstern Breite Arä
Obergeschoss laufen zu den Seiten der Itienster feingebildete Wandstreifen
empor, die sich in gebrochenen Halbkreiseii (lurchschneiden; die Fenster
sind geradlinig geschlossen,_ doch im I-Ialbkreisbogen üherwölbt und die
Bogenfüllung wieder mit sich durchsclineidenden Itreisstücken Vgl-ziert.
Zur Seite springt ein Treppenthnrm vor, dessen Eingangsthüi- im IIaIbkr-eise
überwölbt ist; die Gliederungen, welche die Tliür einfassen, befolgen die-
selbe Linie des Halbkreises, werden aber zugleich durch vertikale und
horizontale Streifen in einer Weise durchschnitten, dass dadurch ein sehr
anmnthiges und reiches Linienspiel entsteht. Ueber der Tliür befindet sich
ein schönes Relief, das Bildniss des Herzogs Philipp I, Wappen und In-
Schrift enthaltend. Auf (liese Arbeit werde ich weiter unten zurückkorn-
mern Der 'l'reppenthurm bricht übrigens gegenwärtig in der I-löhe des
Obergeschosses ab. Daneben steht ein alter runder lifauerthurm mit mäch-
tig starken Mauern, aus früherer mittelalterlicher Aeit herrührend. Eine
vollständige Copie dieses Schlosstlügels von Uoekermünde ist ein altes Haus
zu Stettin, auf dem dortigen Schweizer-liefe belegen und die obere Seite
desselben schliessend. Offenbar rühren beide Gebäude von einem und dem-
selben Baumeister her. Nur das Relief über der Thür des Tfellpellthllfmgg
fehlt. Es ist gegenwärtig von geringerer Breiteals jener Sehlossfliigel, hat
aber noch ein zweites Geschoss von ganz ähnlicher Dekoration und auch
den ganzen Oberthei] des Treppenthurmes, dessen oberer Rand mit Sehr-
schön verschlungenen gothischen Rosetten verziert ist. Eine verwaudu,
Weise der Dekoration sieht man ferner an der sehr schönen und maleri-
schon Ruine des Schlosses von Daber, und zwar an demjenigen 1119116
dieses Schlosses, der, nach der Stadt zu belegen, als der grössere und jüngere
erscheint. Doch kommen hier auch spitzbogige Fenster, gleichwohl in
ähnlicher Durclibildung, vor. Das ganze Schloss, das erst die Theilnahin-
losigkeit der jüngsten Zeit hat verfallen lassen, muss in seiner Integrität
einen bewunderungswürdig schönen Anblick gewährt haben.
Ein verwandtes Princip der Formenbildung, wiederum jedoch zu einer
ganz eigenthümlichen Weise der Dekoration angewandt, zeigen die Fagadgn
dreier Prachtgebäude zu Stargard , die des Rathhauses (172) und zweigl-
Häuser in der Nähe desselben, die jetzt als bürgerliche Wohngebäude die-
nen, die aber angeblich und wahrscheinlich ebenfalls zu öffentlichen städti-
schen Zwecken erbaut sind. Die unteren Geschosse sind hier ziemlich
einfach gehalten; aber die eigentlichen Giebelgeschosse, in denen sich zum
Theil die kleinen Oefinuugen für die Bodenräume befinden und an deren
Ecken die Dachschräge durch vertretende Viertelkreise maskirt wird, sind
mit sehr mannigfach gebildeten, aufs Reiehste durch einander geschlungenen
gothischen Rosetten geschmückt. (Die ldildung der Rosetten ist hier überall
nicht mehr die frühere, welche eigentlich ein durehbrochenes und auf die
Fläche nur aufgelegtes Ornament vorstellt, sondern es ist eine Art ge-
Schwungener, einfach gegliederter Stäbe, die aus der Mauer in starkem
Relief hervortreten.) Die späte Zeit dieser Dekorationsweise giebt sich
hier, abgesehen von andern Umständen, besonders dadurch zu erkennen,
dass die Gesimse, welche die einzelnen Abtheilungen trennen, bereits ein
antikes Profil haben, ja, dass selbst die antiken Zahnschnitte an ihnen
vorkommen, Sie gehören also der Uebergaiigszeit aus der gothisrhen in