Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

AUSSERKIRCHLICHE 
ARCHITEKTUR. 
Den Kirchenbauten, an welchen wir den Entwickelungsgang der Ar- 
chitektur in Pommern betrachtet haben, reihen sich allerlei andre Bauwerke 
an, die für minder ideale Zwecke errichtet sind, die aber, indem gleich- 
wohl die Formen eines edeln Handwerkes, sowie die einer künstlerischen 
Dekoration an ihnen zu beobachten sind, ergänzende Beispiele für jenen 
Entwickelungsgang darbieten und die im Allgemeinen als Zeugnisse der 
Vaterländischen Geschichte mannigfaches Interesse haben. Dies sind die- 
jenigen Bauwerke, welche in Städten, Schlössern und Burgen für die Be- 
dürfnisse und für den Schmuck des werkeltäglichen Vcrkehres, zum Schutz 
desselben und als kriegerische Zierden errichtet sind. 
Mancherlei Ritterburgen finden sich durch die pommerschen Lande ver- 
streut; doch sind hier, wie überall, wohl nur äusserst wenige aus eigentlich 
mittelalterlicher Zeit erhalten. Die bedentenderen Bauwerke solcher Art 
tragen, soviel ich weiss, schon mehr das Gepräge einer italienisch modernen 
Kunst. Was älter ist, dient jetzt im Allgemeinen nur, als malerisch ver- 
fallene und von lebendigem Grün überwachsene Ruine, dem Schmucke der 
Landschaft. Aber auch so noch, im landschaftlichen Bezuge, sind sie 
charakteristisch für unser zumeist flaches Niederland. Nicht auf steilen 
Bergesspitzen oder am jähen Felshange, wie in südlicheren Gegenden, er- 
heben sich diese alten Mauern und Thürme; auf wenig erhöhtem Werder. 
zwischen Wiesen, Sümpfen und Seen, steigen sie in der Regel empor, die 
Weise der heimischen Natur mit kluger Umsicht zum Schutz gegen feind- 
liehen Anfall benutzend. Aeusserst malerisch erscheint in solcher Lage 
die Ruine des alten Schlosses Draheim, das, unfern der Stadt 'l'em_pe1- 
burg belegen, im dreizehnten Jahrhundert von Tempelherren gegründet 
wurde; zwei grosse, mit Wald umkränzte Seen breiten sich zu den Seiten 
der Ruine aus, deren mächtige Mauern zum Theil noch stolz emporragen 
und deren rothc Farbe den reizendsten Contrast gegen das Grün der Ge- 
büsche und Schlingptlanzen, die ihr ganzes Innere überwuchern, bildet. 
Nicht minder malerisch ist die Ruine des Schlosses Landskron, in Vor- 
pommern, ein Paar Meilen nordöstlich von Treptow a. d. T.; hier stehen 
noch mehrere von den Thürmen, sowie ein grosser Theil der Ümfassungs- 
mauern, denen sich ein heiteres Gebüsch anschliesst. Die Burg bei Lök- 
nitz, von der sich ein Thurm und andres Gemäuer erhalten hat, giebt 
dem sonst uninteressanten Orte ebenfalls ein malerisches Gepräge. Von 
der Burg zu Gülzow ist ein sehr zierlicher runder 'l'hur1n, mit Zinnen 
und kegelförmiger Spitze bekrönt, erhalten; er ragt aus einem Kranze 
üppig grünen Gebüsches hervor, das die neueren Gehöfte der ehemaligen 
Burg verdeckt, und zu den Seiten breiten sich wiederum Wiesen und Seen 
hin. U. s. w.  Au andern Orten sieht man einzelne Warten und Thürmc. 
die als einsame Denkzeichen einer vergangenen Zeit auf das frische Leben 
der Gegenwart herabschauen.  Von manchen, zum Theil einst sehr mäch- 
tigen Anlagen sind nur noch geringe Spuren vorhanden. So steht von der 
Burg Demmin (nahe bei der gleichnamigen Stadt.) nur noch weniges Ge-
	        
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