Kirchliche
Architektur.
Gothischer Styl
des
Jahrhunderts.
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man eine fratzenhafte menschliche liigur, vermuthlich Adam und Eva (letz-
tere als die abgeschmackteste Karikatur einer mediceischen Venus), da;-
gestellt sieht. Die Jacobikirche von Lauenburg hat Schwibbögen
über den Pfeilern des Inneren. deren Form der an den Schwibbögen
der Drarnburger Kirche nahe zu kommen scheint; doch ist das Innere
(Obgleich noch im Gebrauch und der katholischen Gemeinde der Stadt
dienend) auf so wüste Weise entstellt, dass sich wenig Bestimmtes über
dessen Formen sagen lässt. Merkwürdig und auffallend ist am Aeus_
seren dieser Kirche, über den Seitenfeustern, eine Art Dachgeschoss,
das aus einer Reihe kleiner spitnbogiger Fensterblenden (deren Gliedernn-
gen einfach, aber gut gebildet sind) und kleinerer Oeifnungen innerhalb
dieser Blenden gebildet wird.
Dreischiifig sind ferner die Kirchen von Ric-hteuberg und Gingst
(auf Rügen). Die Fenster an diesen Kirchen haben die entschieden späte
Form des eckig gebrochenen Spitzbogens, wie am Mittelschiff der Marien-
kirche von Stralsund; der vierseitige Altarraum der Kirche von Richten-
berg scheint aber noch der ersten Entwickelungszeit des Spitzbogeiis an-
zugehöreii. Jene späte Fensterforrn bemerkte ich auch an der Kirche
des Dorfes Flemendorf, in der Nähe von Barth. Dreischiffig ist end-
lich auch die kleine Michaeliskirche zu Cörlin. Sie soll im J. 1510
erbaut sein 1). Doch hat sie nicht eben bedeutende Eigenthümlichkeiten,
falls man dahin nicht etwa die geringe Höhe der inneren Räume und die
Ueberspannung derselben durch breite Sterngewölbe rechnen will (wodurch
ein gewisses harmonisches Verhältniss hervorgebracht wird). Auch dürfte
allenfalls der Thurm zu bemerken sein, der nach Art der Thorthürme ge-
staltet und mit Giebcln auf der West- und Ostseite versehen ist,
Die Schlosskirchc (Johanniskirclie) zu Stolp ist ein ganz ein-
faches, einschitiiges (iehäude mit gerader Altarwand und mit rohen Stern-
gewölben überdeckt. Die Nikolai Klosterkirche zu Stolp ist
gegenwärtig, als Arinenschule dienend, verbaut. Sie ist von nicht bedeu-
tender Dimension und nur durch die Anlage des kleinen Thurmes eigen-
thümlich, der sich vor der Mitte der Westseite erhebt und durch Streben,
die auf seinen Ecken schräg heraustreten, gestützt wird. Eine ähnliche
Thurmanlage hat die kleine heil. Geistkirche zu Greiffenhagen
(doch ist hier der Thurm bereits fast ganz abgebrochen) und die, eben-
falls kleine und rohe Bergkirche bei Cam min.
Die Kirche von Pölitz ist ebenfalls klein und einfach aus vier Wän-
den" mit einer Bretterdecke bestehend. Bemerkenswerth ist das an meh-
reren Fenstern erhaltene und einfach ausgebildete Stabwerk, dessen Profi-
lirungen indess, ebenso wie die der Thür-Gliederungen, wiederum auf die
letzte Periode der gothischen Baukunst deuten. Die Kirche des in der
Nähe von Pölitz belegenen ehemaligen Klosters Jasenitz hat gegenwärtig
nur die Gestalt einer einfachen Kapelle; die Gurte der Kreuzgewölbe,
welche dieselbe bedecken, haben die der späteren Zeit angehörige Form.
Die flache Altarnische ist neu angebaut. An den äusseren Ecken derselben
Springen Theile eines abgebrochenen lylauerwerkes vor, welches älter ist
als die Kapelle (es scheint aus dem vierzehnten Jahrhundert herzur-ühl-Qn)
und welches dem eigentlichen Kirchengebäude angehört, das sich ursprüng-
lich in beträchtlicher Ausdehnung ostwärts erstreckte. An der änssei-ci,
Brüggem ann
Beschreibung von Pommern
519.