Kirc!
iche
Architektur.
Gothischer Styl
des
Jahrhunderts.
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Uoniposition und namentlich intden Profilen der Gliederung ganz nahe
entsprechen, so dass man sie unbedenklich als derselben Beriode (der
früheren Zeit des funfzßhllißll Jahlhundem) angehöfig betrachten muss. An
dem südlichen Thurme erscheinen diese Blenden jedoch nißhtganz vollen-
det; es fehlt ihre obere spitzbogige lilinwölbung und der Tliurm schließt
an dieser Stelle mit einem einfachen Giebel, der vermuthlich erst nach
dem Brande vom J. 1635 seine gegenwärtige Gestalt erhalten hat. Eben-
so brechen auch an dem Mittßlball die dort befindlichen Fenster-blenden
ab und es erhebt sich dort ein gleich schmuckloser Giebel. (Das wirkliche
Fenster des Mittelbaues, das zwischen den Blenden hoch emporsteigt, ist
vermauert, auch wohl erst nach dem Brande.) An dem nördlichen Thurme
dagegen haben die Fensterblenden ihre vollkommene Gestalt. Ueber ihnen
läuft ein reicher Rosettenfries von schwarzglasirten Steinen hin. Dann
springen über den Ecken kleine achteckige Thürmchen frei empor, und
zwischen diesen erhebt sich, in verjüngtem Durchmesser, ein achtseitiges
Obergeschoss des Baues, das mit einer neueren, nicht sonderlich kräftigen
kuppelartigen Bckrönung versehen ist. Früher hatte dies Obergeschoss
ohne Zweifel eine pyramidale Spitze von angemessener Höhe, und denken
wir uns beide Thürme in solcher Weise vollendet, so muss das Ganze einen
sehr stattlichen Eindruck gewährt haben. Gleichwohl will es mir scheinen,
als ob jenes achtseitige Obergeschoss doch etwas zu stark verjüngt sei, und
als ob demnach die Bekrönung des Thnrmbaues (auch mit der dazu ge-
hörigen Spitze) etwas mager im Verhältniss zu den sehr mächtigen unteren
Theilen ausgefallen sein müsse. Aber es liegt auch die Vermuthung nahe.
dass, als man bis zur Ausführung jenes Obergeschosses gediehen war, wohl
nicht mehr der ursprüngliche Meister des Baues der Leitung desselben vor-
stand, und dass dessen Plan mit den Verhältnissen des Ganzen mehr
in Harmonie gestanden haben dürfte. Eine gewisse Bestätigung erhält diese
Vermuthung durch die Form der Fensterblcnden an dem achtseitigen Bau.
die bereits, abgesehen von ihrer einfacheren Gliederung, ganz im Halbkreis-
bogcn überwölbt sind, während die unteren Fcnsterblenden wenigstens in
ihrer äusseren Umfassung noch den reinen Spitzbogen haben. Auch finden
sich noch manche andre Spuren, dass man bei der Anlage der Thürmc
nicht nach einem gleichmässigen Princip gearbeitet habe. dass somit schon
während des Unterbaues Veränderungen in der Bauführung eingetreten sein
müssen. Denn, wenn 3116111111 Ganzen übereinstimmend, so zeigen sich
doch die Verzierungen des südlichen Thurmes und die des Zwischenbaues
einfacher gehalten als die des nördlichen Thurines. Namentlich an der
Gliederung der Fenster ist dies Verhältniss auffallend. Unter den eben-
genannten Thurmfenstern läuft ein Gesims hin, welches sich um den Bogen
des, in der Mitte der YVestfacade befindlichen einfachen Portales (das seine
Gliederung, vermnthlich im siebzehnten Jahrhundert, mit glatten Flächen
vertauscht hat) als rechtwinkliger Einschluss umherzielit. Es scheint, dass
man diese WVeise der Thürumfassung (die besonders an einigen Kirchen
der Altmurk Brandenburg zu zierlicher Dekoration Veranlassung gegeben
hat) wiederum als charakteristisch für die späteste Eutwickelungszeit des
Bncksteinbaucs betrachten muss. Auf ähnliche WVeis-e ist ein Portal an der
Südseite des südlichen Thurmes umfasst. Hier sind uocli einige Rosetten
als besondere Verzierung zugefügt, und zu den Seiten des Portales ein
paar kleine spitzbogige Nischen (wohl zur Aufnahme von I-Ieiligenbildern)
angebracht, deren Bogen. das blosse Spiel mit bunter Form bezeichnend,