Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Pommersche 
:hichte. 
Kunstgem 
nur mit dem dumpfen Ein- 
,x drucke der, aller Anmuth 
"I los I,  entbehrenden Grösse, so ist 
X dagegen dem Aeusseren des 
 Ä  _ Gebäudes seine eigenthüm- 
 j , f f l liehe Bedeutung auf keine 
  1]   h Weise abzusprechen. Zwar 
i,    treten auch hier die wider- 
 I  r wärtigen Formen der 
  Oberfenster am Mittelschiff 
 l 1  [ l. und der Fenster des Chor- 
l l i i. 157. q  Umganges dem forschenden 
 Auge befremdlich entgegen, 
zwar ist feinerer Schmuck (zu dem hier die gothischen Blumenfriese unter den 
Hauptdächern gehören) nur sehr sparsam angewandt, ist überhaupt auf die 
feinere Gliederung der Masse wenig Rücksicht genommen; wohl aber stehen 
hier die Haupttheile der Masse, und namentlich die der zumeist vorherrschen- 
den Thurm-Anlage, in tretflichem Verhältniss zu einander; sie bauen sich 
leicht, kühn und sicher über einander empor und bilden somit ein Ganzes, in 
dem sich eine mächtig emporstrebende Kraft glücklich ausdrückt und das, je 
nach den verschiedenen Standpunkten des Beschauers, stets die grossartigste 
malerische Wirkung hervorbringt. Ich möchte sagen, das Gebäude sei 
vorzugsweise aufgeführt, um der äusseren Erscheinung der ganzen Stadt in 
solcher Art den Stempel der Kraft und Grösse aufzudrücken; man habe 
vorzugsweise diese äussere, malerische Wirkung, die auf entferntere Stand- 
punkte des Besehauers berechnet ist, beabsichtigt, so dass theils eine feinere 
Gliederung der Theile nicht nöthig war, vielleicht selbst nnvortheilhaft 
gewesen wäre, und dass die oben berührten unschönen Formen sich in der 
Masse verlieren mussten. Jedenfalls ist es der Thurmbau der Marienkirche. 
der Stralsund das eigenthümliehe heroische Gepräge bewahrt, wodurch die 
Stadt ausgezeichnet ist, während z. B. die Thürme der im Inneren so un- 
endlich schöneren Nikolaikirche gar unbehülflich, selbst plump erscheinen. 
Der eigentliche Hauptthurm der Marienkirehe steigt auf der Mitte der 
WCSISCÜC, ill der Breite des Mittelschilies, in viereckiger Masse empor bis 
etwas über das Dach des Mittelschifles. Auf den vier Ecken wird dieser 
Unterbau durch achteckige Treppenthürmehen eingefasst, die in freien 
Spitzen endigen; zwei von ihnen zeigen sich vollständig an der westlichen 
Faeade, die beiden andern erheben sich aus den Dächern der Seitensehitfe. 
Zwischen den lreppenthürmehen verjüngt sich die Masse des Thurmes 
und nimmt eine achteckige Gestalt an, in zwei Geschossen auf jeder Seite 
mit schmalen Fensterblenden geschmückt. Darüber lagert jetzt eine schwere 
kuppelförmige Spitze, welche aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts 
herrührt; die ini Jahr 1478 aufgeführte Spitze war von achteckig pyrami- 
rlaler Form und mindestens eben so hoch wie der Thurm selbst. was frei- 
lieh die Kühnheit der ganzen Anlage gewaltig erhöhen musste. (Sie brannte 
im J. 1647 ab.) Für den Eindruck der Kraft und Festigkeit, der dem Thurm- 
bau eigen ist, sind sodann jene Seitenflügel wesentlich wirksam, welche 
die Seitenräume der grossen Thurmhallc bilden und zu beiden Sei- 
tcn des viereckigen Unterbaues, etwas niedriger als dieser, vor-springen; 
auf ihren Giebeleeken sind auch sie von lreppenthürrnchen eingefasst, die 
übel", wie es ihre Stellung bedingt, ein untcrgeordnetcs Verhältniss zu den
	        
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