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Pommersche Kunstgeschichte.
Baustyl der in llede stehenden Gattung in einfach tüchtiger Weise ent-
wickelt. Es_ scheint der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts (doch
mehr der. Mitte als dem Anfange) anzugehören. Mittel- und Seitenschiile
stehen hier in gutem Verhaltniss zu einander: Der Chor ist dreiseitig ge-
schlossen, doch sind hier wiederum die Seitenschiife um denselben als
Umgang herumgeführt, und zwar so, dass sie der Ostseite des Gebäudes
einen fünfseitigen Schluss geben. Im Inneren stehen fünf Pfeiler auf jeder
Seite des Hauptschiffes in gerader Flucht, denen sich die beiden Pfeiler
des Chorschlusses anreihen. Die Pfeiler haben eine einfach achteckige Ge-
stalt, doch treten an ihren vorderen und hinteren Seiten flache Bänder,
mit Halbsäulchen auf den Eäkeimlhearvor (129), die als Gurtträger in die
, 0.„ „ , W ö e au en. Die Schwibbögen über den Pfei-
g lern sind auf ihren Seitenflttchen wohlgeglie-
A! q WK [f I, dert. Das Mittelschiff hat ein gutes Sternge-
" "l wölbe. Die Gliederung an den Portalen der
Kirche ist zum Theil reich zusam-
f M! mengesetzttl30.), besonders aus Bün-
, f deln von Halbsäulen, indess so, dass
, hier in dem Princip der Zusammen-
f Im; setzung keine rechte Lebensfrische
f sichtbar wird.. Ein Paar Kapellen-
f I; j l f, bauten, die sich der Kirche an-
Vffäfbf 14,- f I schliessen und gegen das Innere
f ' j i"; ß derselben öffnen, sind in guten Ver-
[30- l ff? Ä hältnissen aufgeführt. DerGiebel der
f, Kfz! x Sakristei zeichnet sich durch leicht
_j ß fßßj emporsteigende Strebethürmchen und
' " andre, den leichteren Freibau be-
nwtmii wiederholt. zeichnende, doch im Wesentlichen
noch ziemlich einfach gehaltene For-
man aus, Es wird von mehreren Zerstörungen berichtet, die die Kirche
im Lauf der Jahrhunderte, namentlich in den Jahren 1512. 1628 und 1713,
durch Brand erlitten habe 1); indess scheinen wenigstens die Haupttheile
der Anlage-hiebei nicht wesentlich beschädigt worden zu sein. Der obere
Theil des Thurmes, der sich über der Westseite erhebt, ist als die wesent-
lichäte Firneuirung ldes Baues, und zwar aus der Zeit des vorigen Jahr-
iun erts, zu etrac ten.
An die ebengenannte Kirche schliessen sich fünf in dem östlichen
Theile Hinterpommerns belegene Kirchengebäude, die Hauptkirchen von
Belgard, Cöslin, Rügenwalde, Schlawe, Stolp, alle den Namen
der Marienkirehe führend, an. An diesen entwickelt sich das Bau-
system der in Rede stehenden Gattung in ziemlich consequenter WVeise,
und zwar so, dass ihre Formen mit denen der früher erwähnten Gebäude
Hinterpommerns (den Hauptkirchen von Colberg. Treptow a. d. R., Greif-
fenberg) manche Verwandtschaft haben und unter sich, je nachdem ein
1) Heller, Chronik der Stadt Wolgast, S. 13 u. 229. (Nach Heller's Dar-
Stellung sollte man vermuthen, dass aus dem letzten Brande der Kirche vom
J. 1713 sehr wenig Brauchbares übrig geblieben sei.)